Heimat Ein Museum voll Hunsrücker Platt

Hermeskeil/Morbach · Josef Peil nimmt in Dialekt gesprochene Erzählungen mit einem Diktiergerät auf und veröffentlicht diese in einem Mundartmuseum im Internet. Aus dem westlichen Hunsrück fehlen dem Mundartsammler noch viele Sprachbeispiele.

 Josef Peil hat Bücher in Hunsrücker Dialekt verfasst. Das Buch „Der Kleine Prinz“ hat er in Hunsrücker Platt übersetzt.

Josef Peil hat Bücher in Hunsrücker Dialekt verfasst. Das Buch „Der Kleine Prinz“ hat er in Hunsrücker Platt übersetzt.

Foto: Christoph Strouvelle

Immer wieder besinnen sich Hunsrücker auf ihre Wurzeln. So sind in den vergangenen Jahren zahlreiche Museen entstanden, in denen das Leben früherer Generationen dargestellt wird.

Im Fronhofener Scheunenmuseum sind zahlreiche landwirtschaftliche Maschinen ausgestellt. Im Hunsrücker Holzmuseum in Weiperath dreht sich alles um die Bedeutung des Holzes in der Region in der Zeit von heute und gestern, und im Hochwaldmuseum Hermeskeil lassen sich neben landwirtschaftlichen Exponaten ganze Schusterwerkstätten und Nagelschmieden besichtigen. Doch dem Mastershausener Josef Peil reicht das nicht. „In den Museen ist das Leben der Leute mit Gegenständen veranschaulicht, aber wo sind die Menschen? Die Bezeichnungen der Sachen fehlen“, sagt er.

Grund genug für den 69-jährigen Mundartforscher, Tonaufnahmen über den ganzen Hunsrück zu sammeln und als akustisches Mundartmuseum der Hunsrücker Dialekte zu veröffentlichen. „Auch Sprache ist Kulturgut“, sagt er.

Im Jahr 2012 ist Deutschland der Unesco-Konvention zum Schutze des immateriellen Kulturguts beigetreten mit dem Ziel, Mundarten und Märchen zu fördern, sagt er. Seit 2011 sammelt Peil mit seinem Diktiergerät Erzählungen in Alltagssprache. Seine Grundidee: Die Menschen sollen Märchen, Überlieferungen und eigene Erlebnisse auf Platt erzählen. „Ich will über den ganzen Hunsrück Sprachbeispiele sammeln“, erklärt Peil sein Konzept. In vollem Bewusstsein, dass Dialekte von Ort zu Ort variieren. „Alleine bei der Aussprache von Zahlen wie Eins oder Neun sind die Unterschiede enorm.“

Seine Sammlung unterschiedlicher „Verzählcher“ ist zu hören in einer Mediathek im Simmerner Hunsrückmuseum und im Internet. Dort hat Peil eine Homepage eingerichtet mit der Adresse
www.o-ton-hunsrueck.de. Hunsrücker erklären dort unter der Rubrik „Wortschätzjer“ Begriffe wie Grind­scheed, ein Mensch, der über alles schimpft und meckert, die Lausterdaach, die Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönige oder das Schorebloch, ein Loch, in dem man Essensreste aufbewahrt hatte, um sie kühl zu halten. Die Homepage mit Karte und Links zu den Personen und Orten, von denen Mundartbeispiele zu hören sind, seien auch für die Webdesigner eine Herausforderung gewesen, so Peil. „Für das, was ich wollte, gab es kein Beispiel“, sagt er.

Besonders haben es dem Mastershausener die Ausstellungen der Region angetan. „Ich möchte, dass sich dort alle Hunsrücker Museen vorstellen“, sagt er. Einzige Bedingung: Das muss in Mundart passieren.

Aus der Region sind einige Museen bereits in dem Mundartmuseum im Internet vertreten. So berichtet Hans Schneiß vom Irmenacher Heimatmuseum sowohl über Kanonenkugeln, mit denen einst die Grevenburg in Traben-Trarbach beschossen worden ist als auch über die Handballpokale des TuS Irmenach-­Beuren. Der Kleinicher Kurt Stumm erklärt die landwirtschaftlichen Geräte aus seinem kleinen Scheunenmuseum, und der Morbacher Hermann Thees macht in „Mooschder Platt“ Werbung für das Hunsrücker Holzmuseum. „Holz kama rieche, Holz kama heere, Holz kama fiehle. Dat kama net erkläre, dat muss man selver ausprobiere“, sagt er. Lothar Schneiders vom Morbacher Hunsrückverein findet die Aktion gut. „Es ist interessant, jeder Ort hat ja eine andere Aussprache.“

Nicht nur Menschen aus Museen, sondern jeder andere auch kann sich an dem akustischen Museum beteiligen, sagt Peil. Insbesondere aus dem westlichen Hunsrück fehlen dem Mundartsammler noch viele Dialektproben. So sind Personen aus den Verbandsgemeinden Hermeskeil und Thalfang bisher noch überhaupt nicht im Mundartmuseum vertreten, und aus der Verbandsgemeinde Kell erzählt lediglich der aus Zerf stammende Manfred Moßmann Sagen wie die des Ritters von der Grimburg und des Feuergeists von Frommersbach.

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