Inferno am Rathaus

Hermeskeil · Mit 35 Einsatzkräften und sechs Fahrzeugen haben die Retter eine schwere Unfallsituation nachgestellt. Menschenleben waren in Gefahr, und Flammen drohten von der Tiefgarage aufs Rathaus überzugreifen. Die Stützpunktwehr arbeitete ruhig und besonnen, bei größtmöglicher Schonung der Unfallopfer, die jedoch von Dummys dargestellt wurden.

 Ein Dummy stellt das Unfallopfer dar: Das Dach des Autos muss weg, und die Karosserie muss gespreizt werden, um Menschen schonender retten zu können. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Ein Dummy stellt das Unfallopfer dar: Das Dach des Autos muss weg, und die Karosserie muss gespreizt werden, um Menschen schonender retten zu können. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Foto: Herbert Thormeyer (doth), Herbert Thormeyer ("TV-Upload Thormeyer"

Hermeskeil. Der Fahrer eines großen Treckers sieht am Hermeskeiler Rathaus plötzlich nichts mehr. Starker Qualm dringt aus der Tiefgarage auf die Straße. Dort unten brennt ein Auto. Mit einer Vollbremsung des Traktors haben zwei weitere Autofahrer nicht gerechnet. Es kommt zur Karambolage.
Die Hermeskeiler Stützpunktwehr rückt mit 35 Einsatzkräften und sechs Fahrzeugen aus. Modernste Gerätschaften kommen zum Einsatz. Mit hydraulischen Scheren und Spreizern arbeiten sich die Retter zu den Unfallopfern vor, während mit Atemschutz ausgestattete Spezialisten sich per Wärmebildkamera an den Verletzten in der Tiefgarage herantasten, weil hier durch die starke Rauchentwicklung mit bloßem Auge nichts mehr zu erkennen ist.
Es ist Freitagabend. Alle Aktiven der Wehr sind verfügbar. Eine Ausnahmesituation, denn die Woche über sind viele außerhalb beschäftigt. "In einem solchen Fall müssen eben die Nachbarwehren mitalarmiert werden", sagt der Wehrführer und Einsatzleiter, Florian Kann.
Mit Timo Arend, Timo Steines und Sascha Georgi, die beim Bauhof der Stadt als Handwerker eingestellt wurden, sind für die Wehr auch gleich drei wertvolle Aktive dazugekommen. "Bei Einstellungen sollte die Stadt beachten, dass die Feuerwehr immer neue Leute braucht", fordert der Wehrführer.
Bei der Wehr wird immer mehr Spezialwissen benötigt. "Wir haben auch schon Lehrgänge an Hybridautos, Gasantrieben und rein elektrisch angetriebenen Fahrzeugen absolviert", beschreibt der Wehrführer die Vorbereitung seiner Leute auf künftige Herausforderungen. Brände und Technische Hilfeleistung zu üben, das halte sich dabei die Waage. Bis zur Hauptübung wird der Ernstfall in 24 kleineren Übungen das ganze Jahr über geprobt. Der Sprecher der Feuerwehr, Thomas Klee, sagt: "Das hier ist ein ganz normaler Unfall, wie er im Jahr zehn- bis zwölfmal vorkommt." Eine Stunde wird für solch einen Fall kalkuliert. Dabei hat oberste Priorität, Unfallopfer so schonend wie möglich aus ihren Autowracks zu holen.
"Wir haben es heute in 40 Minuten geschafft", freut sich Einsatzleiter Kann. Er lässt den einzelnen Trupps die Entscheidungsfreiheit, die Situation zu beurteilen und dann die richtige Entscheidung zu treffen. So wurde eines der Autos per Seilzug unter dem Traktor herausgezogen, was in diesem Fall die richtige Entscheidung war.
Ab 16 Jahren kann man als junger Mann oder als junge Frau aktiver Retter werden. Viele Jahre Erfahrung werden in der Wehr gesammelt.
Bleibt die Frage nach der Verarbeitung einer seelischen Belastung, die im Ernstfall eintreten kann. "Eine psychologische Betreuung wird uns angeboten", sagt Wehrführer Kann. Vieles könne aber auch in Gesprächen der Kameraden untereinander gelöst werden.
Ein weiteres Problem ist die Lage der Angehörigen von Unfallopfern. Um sie kümmern sich Notfallseelsorger.

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