Jetzt will auch Kell einen Windpark

Kell am See · Das Windkraftkarussell in der Verbandsgemeinde (VG) Kell dreht sich weiter. Erstmals kommt nun auch aus dem Hauptort ein konkreter Standortvorschlag. Der Keller Rat kann sich den Bau von Rädern an der Hunsrückhöhenstraße Richtung Reinsfeld vorstellen. Er will diese Fläche der kommunalen Energiefirma anbieten, die die VG gründen will, um Anlagen in eigener Regie zu betreiben.

Kell am See. Die Diskussion um künftige Windräder und deren mögliche Standorte ist seit Wochen und Monaten das dominierende politische Thema in der gesamten VG. "Wir müssen jetzt aber in dieser Sache endlich mal Butter bei die Fische bringen", meint der Keller Ortschef Markus Lehnen (CDU). Denn für die Frage, wo sich später Windräder drehen dürfen, ist die Änderung des VG-Flächennutzungsplans (FNP) zwingende Voraussetzung.

Die Ausgangslage: Bei allen fünf Standorten, die bisher in der VG Kell in der näheren Betrachtung waren, gibt es Bedenken oder sogar offenen Widerstand (siehe Extra). Angesichts der "verfahrenen Situation" schwant Lehnen Böses: "Wenn wir in der VG keinen rechtlich hieb- und stichfesten Flächennutzungsplan hinbekommen, ist dem Wildwuchs Tür und Tor geöffnet. Dann ist über Einzelanträge der Bau von bis zu 80 Rädern möglich, und unsere Landschaft wäre ruiniert." Deshalb hat der Keller Rat einstimmig eine neue Fläche für einen möglichen Windpark ins Spiel gebracht, die auf dem Gebiet der Ortsgemeinde liegt.
Der unerwünschte Standort: Auf der Gemarkung Kell liegt zwar das sogenannte "Keller Gebrüch", das sich im Rücken des Feriendorfs am Stausee befindet und einer der fünf Standorte in der Auswahl ist. Das Gebrüch ist jedoch Teil der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück. Der Rat des Nachbardorfs Schillingen hatte mehrfach betont, dass er Windräder in der Kernzone ablehnt. "Weil wir die Strömungen aus Schillingen sehr ernst nehmen, haben wir nach einer Alternative gesucht und auch eine gefunden, die wesentlich verträglicher ist", sagt Johannes Reitz, der Fraktionschef der CDU.

Der erwünschte Standort: Die Keller favorisieren einen Windpark, der rechts und links der Hunsrückhöhenstraße (B 407) in Richtung Reinsfeld entstehen soll. Wie Dittmar Lauer (CDU) betonte, sprechen aus Keller Sicht mehrere Punkte für genau diese Fläche. Beim Transport der Räder gebe es von der B 407 aus nur kurze Anfahrtswege. Der Fichtenbestand sei ohnehin hieb reif, und an diesem Standort seien nur geringe Hindernisse durch Auflagen des Artenschutzes oder wegen der Auswirkungen auf das Landschaftsbild zu erwarten. Vor allem aber würden die Räder - denkbar sind sechs - in direkter westlicher Verlängerung des Windparks Hochwald stehen, den die Reinsfelder zusammen mit ihren Nachbarorten in der VG Hermeskeil verwirklichen wollen.
Im Vergleich zu den Anlagen, die Waldweiler am Teufelskopf plant, bläst am Standort B 407 aber weniger Wind. Ausdrücklich betonte der Keller Rat, dass er dem Beispiel von Mandern folgen will. Dort hatte der Rat kürzlich einen Windpark auf dem Raukopf - einer Freifläche Richtung Zerf - vorgeschlagen. Sowohl die Manderner als auch die Keller wollen diese Gebiete an die kommunale Energiefirma verpachten, die die VG Kell gründen will.
Mit der AöR (Anstalt des öffentlichen Rechts) will die VG in eigener Regie Windräder bauen und betreiben. Die erwarteten Einnahmen sollen an alle mitwirkenden Orte verteilt und außerdem zum Schuldenabbau der VG verwendet werden.

Die Forderungen an den VG-Rat: Die Keller Ortspolitiker haben in ihrem Beschluss darauf gedrängt, dass die AöR nun schnellstmöglich gegründet werden soll. In der AöR dürfen nach Auffassung des Keller Rats aber nur Orte mitmachen, die die auf ihrem Gebiet geplanten Windräder nicht nebenher selbst oder durch Fremdfirmen betreiben lassen.

Die Reaktion des VG-Chefs: VG-Bürgermeister Werner Angsten (CDU) hat im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund den neuen Keller Vorschlag "ausdrücklich begrüßt. Bei diesem Standort kommen wir weg vom Feriendorf und weg von der Kernzone." Das Gebiet an der B 407 werde ins weitere Verfahren des FNP aufgenommen.
Der VG-Rat wird sich am 21. März ausführlich mit allen Standorten befassen, die nun inklusive Kell und Mandern im Rennen sind.
Extra

Auf dem Papier standen in der VG Kell bisher im Hinblick auf die vorgesehene Änderung des Flächennutzungsplans fünf Standorte zur Debatte: das Keller Gebrüch, der Zerfer Wald, der Teufelskopf bei Waldweiler, der Greimerather Wald und der Judenkopf bei Greimerath. Bei allen Standorten gab es aber aus Naturschutzgründen Bedenken seitens der übergeordneten Behörden. Das war der Stand nach der VG-Ratssitzung im Dezember 2012, als letztmals über das Thema Windkraft diskutiert wurde. Seitdem hat sich einiges verändert. Gegen den geplanten Windpark auf der saarländischen Seite des Judenkopfs gibt es massive Proteste der Bürger aus Greimerath, denen sich die Gemeinde und VG-Chef Angsten angeschlossen haben. Deshalb dürfte der Judenkopf in den weiteren Planungen der VG Kell keine Rolle mehr spielen. Stattdessen wird seit einiger Zeit auch über eine Ausweichfläche im Bereich Baldringen/Hentern diskutiert. Gegen diesen Windpark gibt es aber seit kurzer Zeit Widerstand im benachbarten Vierherrenborn. Neu hinzugekommen sind die Vorschläge aus Mandern und Kell. ax

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