Kell am See sucht einen neuen Jugendpfleger

Kell am See · Der Verbandsgemeinde (VG) Kell fehlt nach dem Weggang von Markus Ankerstein seit Juli 2014 eine professionelle Kraft, die sich um die Belange der Jugendlichen kümmert. Das soll sich ändern. Der VG-Rat hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, den freien Posten des Jugendpflegers neu zu besetzen und aus dem Halbtagsjob eine Vollzeitstelle zu machen.

Kell am See. Mit einer Stellenanzeige wird die VG Kell in nächster Zeit auf die Suche nach einem qualifizierten Bewerber für eine anspruchsvolle Aufgabe gehen. Mit einer Gegenstimme (Markus Franzen, CDU) und einer Enthaltung (Michael Lauer, FWG) hat sich der VG-Rat in seiner jüngsten Sitzung dazu entschlossen, dass ein neuer Jugendpfleger eingestellt werden soll. Er oder sie treten die Nachfolge von Markus Ankerstein an, der bereits seit 1. Juli 2014 nicht mehr im Amt ist (der TV berichtete). Mehr noch: Während Ankerstein nur als Halbtagskraft mit einer Wochenarbeitszeit von 19,5 Stunden beschäftigt war, wird die Stelle nun zu einem Vollzeitjob aufgestockt. Das hatte in der VG-Ratssitzung nicht nur Kreis-Jugendpflegerin Bettina Krüdener empfohlen, die allerdings hinzufügte: "Ich werde Sie nicht zu einer 100 Prozent-Stelle überreden, wenn Sie nicht 100 Prozent hinter dieser Sache stehen." Nach einer längeren Diskussion herrschte im Gremium weitgehender Konsens, dass die Aufstockung des Jugendpflegerjobs zur Ganztagsstelle die sinnvollste Lösung sei.
CDU-Fraktionschef Klaus Marx begründete das unter anderem mit den Erfahrungen, die die VG bisher gemacht hat. "Mit einer halben Stelle kommen wir nicht zurecht. Ohne Ganztagsstelle können wir keine qualifizierten Bewerber locken."
Hintergrund dieser Aussage: Es ist kein Geheimnis, dass in den Reihen der VG-Politiker und Ortsbürgermeister die Arbeit von Ankerstein und auch seines Vorgängers Markus Binder - er war von 2005 bis 2012 mit einer Dreiviertelstelle bei der VG beschäftigt - teilweise kritisch gesehen wurde. Krüdener gab beim Blick auf die Vergangenheit allerdings zu bedenken: "Es ist umgekehrt für Stelleninhaber, die auf dem Land als Halbtagskraft arbeiten, auch keine große Motivation, wenn sie sich von den politischen Strukturen nicht genug unterstützt fühlen."
Start im Herbst



Dass die VG Kell nun einen Vollzeit-Jugendpfleger einstellen will, liegt auch am erweiterten Aufgabenspektrum. Die VG hat in ihrer Stellenbeschreibung einen umfassenden Katalog von Tätigkeiten festgelegt, die der neue Jugendpfleger übernehmen soll. Dieser soll nicht nur ein Auge auf die Jugendgruppen haben, für die es in den meisten Dörfern einen eigenen Raum gibt. In einigen Orten müssen diese Gruppen wieder neu aufgebaut werden. Er oder sie soll außerdem sozialpädagogische Projekte oder Freizeitangebote - zum Beispiel in den Ferien - planen, organisieren und begleiten. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die enge Zusammenarbeit mit Schulen, der Kirche und auch den Vereinen, die selbst eine besondere Stütze der Jugendarbeit in der VG Kell sind. Als pädagogisch ausgebildeter Fachmann soll der Jugendpfleger diese Ehrenamtler beraten und möglicherweise ausbilden.
Bürgermeister Martin Alten geht auf TV-Anfrage davon aus, dass nach der Auswahl unter allen eingehenden Bewerbungen der neue Jugendpfleger im Herbst sein Amt antreten kann. In der VG Kell gibt es nach Angaben des Statistischen Landesamts 1370 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 20 Jahren. Das entspricht einem prozentualen Anteil von 14,6 Prozent an der Gesamteinwohnerzahl (9426) in der VG.Extra

Im aktuellen Haushaltsplan der VG Kell ist das Geld für eine halbe Stelle eingeplant. Weil dieser Betrag (26 000 Euro) wegen der noch andauernden Vakanz des Postens bisher nicht ausgezahlt werden musste, ist die Finanzierung der Stelle für 2015 gesichert. Vom Kreis gibt es bisher einen Zuschuss von 6400 Euro. Ab 2016 kämen die gestiegenen Kosten für eine Ganztagsstelle voll zum Tragen. Sie belaufen sich dann auf 52 000 Euro. Zwar erhöht sich der Kreiszuschuss auf 12 800 Euro. Dennoch wird der VG-Etat im Vergleich zur bisherigen Situation um 19 600 Euro mehr belastet. Wie diese zusätzlichen Ausgaben ab 2016 an anderer Stelle eingespart werden können, ist noch offen. ax

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