Klimawandel lässt Weinstöcke sprießen

Wiltingen/Saarburg · Die Flächen an der Saar, auf denen Weintrauben angebaut werden, nehmen zu. Das etwas kühlere Klima dort lockt immer mehr Winzer von der Mittelmosel und aus dem Ausland an den Fluss. Kürzlich hat Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen 1,6 Hektar in der Lage Ockfener Bockstein bestockt.

 Der Ockfener Ortsbürgermeister Gerd Benzmüller (links) freut sich, dass Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen eine lange brachliegende Fläche wieder mit Weinreben bestockt. TV-Foto: Alexander Schumitz

Der Ockfener Ortsbürgermeister Gerd Benzmüller (links) freut sich, dass Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen eine lange brachliegende Fläche wieder mit Weinreben bestockt. TV-Foto: Alexander Schumitz

Foto: (h_sab )

Wiltingen/Saarburg. Vier Männer sitzen auf einer Raupe, die mit einer Seilwinde den Steilhang hinaufgezogen wird. Alle 80 Zentimeter wird ein Loch in den Schieferboden gebohrt, in das eine Rebe eingesetzt wird. So haben Arbeiter innerhalb von vier Tagen 10 000 Reben in der Lage Ockfener Bockstein gepflanzt.
Mehrere Weinberge aufgekauft


Die 1,6 Hektar - das entspricht einer Größe von etwa zwei Fußballplätzen - große Fläche gehört Markus Molitor. Der Winzer aus Bernkastel-Wehlen bewirtschaftet zwischenzeitlich 5,5 Hektar an der Saar. Außer der Fläche in Ockfen gehören ihm in der Lage Saarburger Rausch die Weinberge des früheren Weinguts Freiherr von Solebacher. Für das nächste Frühjahr steht die Rekultivierung der Lage Ockfener Geisberg an, wo er und das Weingut van Volxem in diesem Frühjahr mehrere brachliegende Weinberge aufgekauft und gerodet haben (der TV berichtete, Extra).
"Die leichten und filigranen Weine von der Saar sind international stark nachgefragt", gibt Markus Molitor als Begründung für seine Investition an. Gerade das im Vergleich zum Moseltal kühlere Klima an der Saar fördere diese gefragten Eigenschaften. Am Nebenfluss der Mosel profitiere der Weinbau deutlich vom Klimawandel.
Gerd Benzmüller freut sich über Molitors Engagement in den Lagen Ockfener Bockstein und Ockfener Geisberg. Der Ortsbürgermeister schaut zufrieden auf den Bockstein, weil dort so gut wie alle Flächen mittlerweile bestockt sind. "Es war immer mein Ziel, die Brachen zu reduzieren", sagt er. Das Weingut Molitor sei auch nicht das einzige von der Mittelmosel, das neben dem St. Urbans-Hof aus Leiwen (Verbandsgemeinde Schweich), zurzeit Flächen in einer der Toplagen an der Saar bewirtschafte. Er habe beobachtet, dass es vermehrt enge Kooperationen von Betrieben an der Saar und der Mittelmosel gebe, sagt Benzmüller. Einer der Gründe für diese Entwicklung ist laut Ansgar Schmitz, Geschäftsführer des Moselwein e.V., dass die zusammenhängenden Weinbergflächen zwischen Konz und Serrig größer und deshalb wirtschaftlicher seien. "Weil hier die Grundstücke nicht so klein parzelliert sind, können die Unternehmen die Steillagen effizienter bearbeiten", sagt Schmitz. "Das macht die Region auch für Investoren interessant." Der Saar-Riesling ist nicht nur bei den Weinliebhabern im Trend, sondern auch bei den Weinproduzenten: Ausländische Winzer investieren an der Saar, zum Beispiel Martin Foradori, Inhaber des Weinguts Josef Hochstätter in Tramin (Südtirol/Italien). Er ist vor zwei Jahren gemeinsam mit Nik Weis, Inhaber des St.-Urbans-Hofs, beim Ockfener VdP-Weingut Dr. Fischer eingestiegen. So hat er sich einen Traum erfüllt. "Während ich mich damit tröstete, Rieslinge von Winzerkollegen nördlich der Alpen zu sammeln und zu trinken, hat mich die Lust, einen eigenen großen Riesling zu produzieren, nie verlassen. Vor allem die Rieslinge der Mosel mit ihren Steillagen hatten es mir besonders angetan" , heißt es auf der Hompage seines Weinguts.Extra

Die Weingüter van Volxem aus Wiltingen und Markus Molitor aus Bernkastel-Wehlen haben im Februar in der Lage Geisberg rund 14 Hektar Driesche gerodet. Derzeit werden in Absprache mit den Umweltbehörden Ausgleichsmaßnahmen festgelegt. Im kommenden Frühjahr sollen die Weinbergsflächen mit Rieslingreben bestockt werden. Laut Roman Niewodniczanski, Inhaber des Weinguts van Volxem, verspricht das Terroir aromatische, im Alkoholgehalt moderate Weine. "Die Verbindung von mageren, skelettreichen Böden mit einer kontinuierlichen Wasserversorgung ist mit Blick auf den Klimawandel ein seltener Glücksfall. Zudem sind die Böden nach circa 25 Jahren Brache weitgehend ausgeruht, eine Seltenheit in Spitzenlagen", sagt Niewodniczanski. In vier bis fünf Jahren will er die ersten Flache Geisberger abfüllen. Zwischen 1890 und 1910 wurden die Weine aus der Lage Geisberg weltweit zu Spitzenpreisen gehandelt. Bei den Versteigerungen in Trier erzielten sie in dieser Zeit einen um ein Drittel höheren Preis als die Weine von der Mosel. itz

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