Kuh aus Musweiler wird Miss Hochwald 2016

Kell am See · Die Nummer 13 hat ihr Glück gebracht: Milchkuh Lancia aus Musweiler bei Wittlich ist am Montag bei der 56. Tierschau der Verbandsgemeinde Kell am See zur Miss Hochwald gekürt worden. Etwa 2000 Besucher bestaunten die dort vorgeführten Rinder und Pferde aus heimischer Zucht.

 Als neue Miss Hochwald - vorgeführt von Jochen Schulze und gekürt von Milchkönigin Carina Hirschen - stand die schwarze Holstein-Kuh Lancia am Montag im Fokus des Interesses.

Als neue Miss Hochwald - vorgeführt von Jochen Schulze und gekürt von Milchkönigin Carina Hirschen - stand die schwarze Holstein-Kuh Lancia am Montag im Fokus des Interesses.

Foto: Klaus Kimmling

"Ein hohes Niveau", lobt Preisrichter Thomas Kreutz, während die Züchter vier Milchkühe durch das abgesperrte Sechseck führen, damit der Experte aus Wilsecker in der Eifel einen fachmännischen Blick auf die Tiere werfen kann. "Ein fest aufgehängter Euter", "extrem milchtypisch" - lauten seine Urteile, die für den Laien nicht leicht zu verstehen sind."Das sind wichtige Kriterien für die Milchproduktion", erläutert Katharina Krämer vom Kapellenhof in Manderscheid. Neben dem Euter komme es auf ein starkes Becken, einen guten Körperbau und kräftige Beine an. Krämer ist schon um 6 Uhr mit ihren Tieren zum Gelände der Verbandsgemeinde-Tierschau in Kell am See aufgebrochen ist. Mit dabei hat sie Silke, die 2014 als schönste Zuchtkuh der Schau den Titel Miss Hochwald gewann: "Vielleicht klappt es ja noch mal?"

Die Viehprämierungen sind das Herzstück der Tierschau, die von der Verbandsgemeinde Kell am See zum 56. Mal ausgerichtet wird. 50 Rinder und 40 Pferde werden auf der Wiese neben dem Sportplatz präsentiert, außerdem Hühner und Kaninchen im Kleintierzelt. Die Züchter stammen aus den Kreisen Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich und aus dem Saarland.

Im Viereck werden gerade die Reitponys vorgestellt, auf den Bänken rund herum sitzen am Morgen schon einige Hundert Zuschauer und bestaunen die trabenden Tiere. Zwischendurch spielt der Musikverein Concordia Kell, der auch die Bewirtung übernommen hat. Nebenan flanieren die Besucher an Ständen entlang, an denen ein Korbmacher und Hersteller von Tiernahrung, Agrartechnik, Milchprodukten, Wurst und Honig ihre Waren anbieten. "Wir sind fast jedes Jahr hier", sagt Irene Justinger aus Schillingen, die ihre Enkel begleitet. "Man trifft viele Bekannte, und die Kinder können die Pferde streicheln." Martin Klauck aus Grimburg hat "die Landwirtschaft noch von früher im Blut", sagt er. Er erkundige sich, "wie der aktuelle Stand in der Viehzucht ist".

Für die Besitzer der Pferde und Rinder wird es gegen 12.30 Uhr ernst. Im Beisein der rheinland-pfälzischen Milchkönigin Carina Hirschen und vieler Ehrengäste aus Landwirtschaft und Politik beginnen die Siegerehrungen. Die schönste Kuh, die sich fortan Miss Hochwald nennen darf, trägt die Katalognummer 13, heißt Lancia und stammt aus dem Betrieb von Matthias Zens aus Musweiler bei Wittlich. "Sie ist sehr harmonisch, hat einen extrem guten Körperbau und mit Abstand das beste Euter", begründet Richter Kreutz seine Wahl.

"Imagegewinn für Betriebe"

"Ein schöner Erfolg", freut sich der Züchter. Damit kommt Miss Hochwald zum siebten Mal aus dem Stall mit 110 Milchkühen, den Zens mit seinem Bruder Stefan betreibt. Die Keller Tierschau sei eine wichtige Plattform, sagt Zens. "Hier nimmt die ganze Bevölkerung teil. Viele haben heute ja kaum noch einen Bezug zur Milcherzeugung." Die Kür der Miss Hochwald bedeute "einen Imagegewinn" für ihn und seine Kollegen. "Wir können zeigen, dass wir mit sehr guten Tieren arbeiten", sagt Zens. Und dass es nicht um "abstrakte Schönheitsmerkmale" gehe.

Lancias erster Weg nach der Siegerehrung führt zu Jörg Hartig, der die Siegerkuh an seine Melkmaschine anschließt. "Die Tiere wurden heute Morgen nicht gemolken, damit die Euter schön prall sind", erläutert Hartig. Auch er findet es "toll, dass die Keller an einem normalen Montag Tausende Menschen hierher bringen". Nach Schätzung der VG-Verwaltung sind es rund 2000. Hartig lobt auch die Betriebe: "Die Kühe vorzubereiten dauert bis zu einer Woche. Hut ab, dass die Landwirte das auf sich nehmen."

Lob kommt ebenfalls von Martin Alten: "Wir brauchen unsere Landwirte und sind stolz auf sie." Man dürfe sich bei der Lebensmittelproduktion "nicht von ausländischen Betrieben abhängig machen", sagt der Keller VG-Chef. Die heimischen Erzeuger müssten aber auch Preise erzielen, "von denen sie leben können". Auf die Probleme der Landwirtschaft spielt auch Manfred Zelder, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Bernkastel-Wittlich, an: "Die Milchpreise sind schlecht, und die Getreideernte ist auch nicht so wie erhofft. Umso schöner, dass Betriebe hier zeigen können, was sie leisten." Trier-Saarburgs Landrat Günther Schartz appelliert an die Gäste "sich nicht nur heute, sondern dauerhaft für die heimisch naturnahe Produktion zu interessieren".Extra: Prämierung

 Schwungvoll geht es zur Sache bei Welsh-Cob-Stute Mariella und Besitzerin Birgit Linn (Bild links). Die Stute wurde bei der Tierschau in Kell am See prämiert.

Schwungvoll geht es zur Sache bei Welsh-Cob-Stute Mariella und Besitzerin Birgit Linn (Bild links). Die Stute wurde bei der Tierschau in Kell am See prämiert.

Foto: Klaus Kimmling


Lieblingskuh: Per Abstimmung hat das Publikum Keller VG-Tierschau Ella aus dem Besitz von Frank Tapprich (Vierherrenborn) zu seiner Lieblingskuh gekürt.

Pferde: Schönste Stute unter den Warmblütern ist Fine Florentia vom Zuchthof Kohn (Vierherrenborn). Prämiert wurden außerdem die Welsh-Cob-Stute Mariella (Birgit Linn, Hinzert-Pölert) und von der Rasse American Painthouse die Stute Hollywood. Letztere aus der Zucht von Christine Klitzing aus Kell am See bekam auch die Schärpe für die Lieblingsstute des Publikums. cweb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort