Landräte wollen lieber die Eisenbahnstrecke reaktivieren

Hermeskeil/Morbach · Auf wenig Gegenliebe bei den Kreisnachbarn stößt das Ansinnen des Rhein-Hunsrück-Kreises, die Eisenbahntrasse von Büchenbeuren über Morbach nach Hermeskeil in einen Radweg umzuwandeln. Einen entsprechenden Antrag hatte der Bündnisgrüne Hans Dunger im Kreistag gestellt und dafür eine Mehrheit gefunden.

Hermeskeil/Morbach. Landrat Marlon Bröhr sollte die Meinung der Nachbarn über die Umwandlung der bis Ende 2014 noch für Ausflugsfahrten genutzten Eisenbahntrasse in einen Radweg einholen. Konkret geht es um die rund 50 Kilometer lange Bahnstrecke Büchenbeuren-Hermeskeil, von der ungefähr sechs Kilometer (etwa zwölf Prozent) auf dem Gebiet des Rhein-Hunsrück-Kreises liegen. Der überwiegende Teil liegt in den Gemarkungen der Kreise Bernkastel-Wittlich, Trier-Saarburg und St. Wendel (Saarland).
"Die Eisenbahninfrastruktur ist zwischen Büchenbeuren und Türkismühle seit Ende 2014 stillgelegt. Die Touristikzüge zwischen Hermeskeil und Türkismühle sowie zwischen Büchenbeuren und Morbach sind eingestellt. Für einen Zugbetrieb gibt es also keinen Bedarf mehr", hatte das Kirchberger Kreistagsmitglied begründet. Damit befindet sich der Grüne Fraktionsvorsitzende auf Konfrontationskurs mit seiner Landtagsfraktion. Deren Sprecherin für Mobilität und Infrastruktur, Jutta Blatzheim-Roegler, hatte sich auf dem Simmerner Bahnhofsgelände für eine Reaktivierung der Hunsrückbahn ausgesprochen.
Diese Chance wollen sich auch die südwestlichen Nachbarn weiter offenhalten. So schreibt Gregor Eibes, Landrat in Bernkastel-Wittlich, in seiner Stellungnahme an Bröhr: "Grundsätzlich bin ich der Auffassung, dass alle Bemühungen darauf gerichtet sein müssen, eine vorhandene Schieneninfrastruktur zu erhalten und wieder einer Nutzung zuzuführen. Deshalb sollten zunächst die Chancen ausgelotet werden, die sich für den Nationalpark Hunsrück-Hochwald beziehungsweise für die Eisenbahninfrastruktur ergeben. Hier kann man sich eine rein touristische Nutzung, aber auch einen Nutzen durch die Einbeziehung in den ÖPNV vorstellen. Sollten die Planungen des Landes bezüglich der Strecke Hahn-Langenlonsheim umgesetzt werden, wäre eine Verlängerung Richtung Türkismühle und damit Richtung Saarbrücken-Frankreich auch für das Frachtaufkommen des Flughafens Hahn sinnvoll."
Eibes verweist auf eine neue Verwaltungsvorschrift zur Förderung der Investitionen für die Reaktivierung beziehungsweise Ertüchtigung von Eisenbahninfrastrukturen in Rheinland-Pfalz, die sich aktuell im Abstimmungsverfahren befindet. Unterstützung erfährt er dabei von seinem Kollegen Günther Schartz aus dem Kreis Trier-Saarburg. "Eine existierende Eisenbahninfrastruktur darf man in der heutigen Zeit nicht aufgeben", unterstreicht er. "Die Bahn ist nach wie vor reaktivierbar, wie zahlreiche Beispiele in der Bundesrepublik es auch belegen. Dies gilt für touristische Zwecke und für den SPNV. Ich darf insofern auch auf die Entscheidungen des Zweckverbandes Schienenpersonennahverkehr RLP-Nord zur Hunsrückbahn verweisen." Schartz hebt hervor: "Das Land plant weiter an der Bahnverbindung zum Hahn, und im Koalitionsvertrag der Landesregierung ist die Streckensicherung festgeschrieben."
Der Trier-Saarburger Landrat macht sein Unverständnis deutlich, dass ausgerechnet "an den Enden der Hunsrückbahnlinie, wo es jeweils eine Anbindung an den SPNV und die großräumigen Bahnnetze gibt, der Abbau des mittleren - verbindenden - Teils verlangt wird". Für eine Umwandlung der Bahn- in eine Radstrecke spricht sich nur der Kreis St. Wendel aus Hans Dunger tut die Wünsche aus Bernkastel-Wittlich und Trier-Saarburg als "Träumereien" ab. Die Mobilitätsstudie zur Erschließung des Nationalparks sehe eine Anbindung der Bahnstrecke an den ÖPNV nicht vor. mal

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