Lokmuseum leidet unter Insolvenz der Hochwaldbahn

Hermeskeil · Der Betreiber des Dampflokmuseums verzeichnet seit der Insolvenz der Hochwaldbahn Verkehrsgesellschaft in Hermeskeil einen drastischen Besucherrückgang. Außenstehende, sagt Bernd Falz, wüssten nicht, dass er mit dem Stillstand des alten roten Schienenbusses am Bahnhof nebenan nichts zu tun habe. Sein Museum sei weiterhin geöffnet.

 Über 50 Lokomotiven stellt Bernd Falz in seinem Museum aus. Der 67-Jährige würde sich über ehrenamtliche Helfer freuen. TV-Foto: Christian moeris

Über 50 Lokomotiven stellt Bernd Falz in seinem Museum aus. Der 67-Jährige würde sich über ehrenamtliche Helfer freuen. TV-Foto: Christian moeris

Hermeskeil. Der 67-jährige Hermeskeiler Bernd Falz hat seine Leidenschaft für alte Dampfloks und Eisenbahngeschichte zum Beruf gemacht. Seit 1986 betreibt er am Hermeskeiler Bahnhof rund um den alten Lokschuppen aus dem Jahr 1888 ein Museum. Über 50 alte Lokomotiven - teils noch aus der Preußenzeit von 1913 oder aus der DDR - hat der Sammler in seinem drei Hektar großen Freilichtmuseum ausgestellt.
Doch seitdem die Museumsbahn, die noch bis im vergangenen Jahr auf der Bahntrasse von Hermeskeil nach Türkismühle rollte, am Bahnhof nebenan stillgelegt wurde, fehlen dem Dampflokmuseum Besucher. "Viele Menschen wissen aber nicht, dass mein privates Museum mit der Misere der Hochwaldbahn in Hermeskeil nichts zu tun hat", sagt Falz. Für viele Außenstehende sei das hingegen leider alles das Gleiche. "Das sind zwei verschiedene Sachen. Wir waren nur Nachbarn."
2004 übernahm die HWB die Gleisstrecke zwischen Hermeskeil und Türkismühle (Saarland) von der Deutschen Bahn Netz AG. Sie wurde bis zum 31. August 2012 für sporadische Ausflugsfahrten und Güterverkehr genutzt. Im Juli 2012 stellte die HWB-Verkehrsgesellschaft Antrag auf Zahlungsunfähigkeit (der TV berichtete). Inzwischen befinden sich mehrere Teilgesellschaften der Gruppe im Insolvenzverfahren.
Fest steht: Der als "roter Brummer" bekannte Schienenbus wird sich 2013 definitiv nicht Richtung Türkismühle in Bewegung setzen. Nach Angaben des Unternehmens sollen aber nicht die Insolvenz, sondern vielmehr Brückenbauprobleme der Grund für den Stillstand am Hermeskeiler Bahnhof sein. 2014 werde der Verkehr wieder aufgenommen, erklärt das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Für Bernd Falz ist das Einerlei. Er vermutet, dass niemand sein privates Museum und das nun stillgelegte Fahrgeschäft der Museumsbahn auseinanderhalten kann. "Hier rufen ständig Leute an, die mich fragen, ob wir noch geöffnet haben", sagt Falz. "Die glauben, ich wäre auch bankrott."
Normalerweise habe er 5000 Besucher im Jahr - das Museum hat von April bis August geöffnet. Doch nun seien schon vier von sechs Monaten rum und es seien noch keine 1000 Besucher gekommen.
Zudem macht dem Museumsbetreiber die Baustelle vor seiner Haustür am Hermeskeiler Bahnhof zu schaffen. Seit April gestaltet die Stadt Hermeskeil den Bahnhofsvorplatz um. Zur touristischen Aufwertung werden ein Infopavillon mit Toilettenanlage, Spielzonen und Fitnessgeräte für Jung und Alt aufgestellt. Die Arbeiten erfordern es immer wieder, dass die Bahnhofstraße zeitweise für den Verkehr gesperrt werden muss. cmo
Das Dampflokmuseum hat in den Monaten Juni, Juli und August jeden Tag von 10 bis 16 Uhr geöffnet - im April, Mai und September nur an den Wochenenden. Der Eintritt kostet für die ganze Familie mit Kindern bis 14 Jahre acht Euro. Erwachsene zahlen vier Euro, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre zwei Euro.
Extra

Bernd Falz sammelt seit 1976 alte Dampfloks, um sie vor der Verschrottung zu bewahren. Im Lokschuppen sind sechs 100 Tonnen schwere Eisenrösser ausgestellt. Im Freigelände stehen auf sechs 150 Meter langen Abstellgleisen weitere 44 Loks. Sie sind vom Zahn der Zeit ange nagt und müssen wieder hergerichtet werden. Dafür fehlen dem 67-jährigen Eisenbahnfreund mit schweren Rückenproblemen jedoch ehrenamtliche Helfer. Früher hätten ihm bis zu 30 Männer und Jugendliche aus der Region und ganz Deutschland geholfen, die alten Loks zu entrosten und neu zu lackieren, sagt Falz. Heute seien nur noch zwei Helfer verblieben. Über neue Helfer, die Spaß an der Restauration historischer Schienenfahrzeuge haben, würde er sich sehr freuen. cmo

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