Mainz und Brüssel geben Zuschüsse: Fünf innovative Projekte im Hunsrück und Hochwald ausgewählt

Kell am See/Lorscheid · Neue Stellplätze für Wohnmobil-Urlauber, der Erhalt blühender Wiesen und eine Landküche für Speise-Eis: Diese Projekte sollen mit Fördergeld der Europäischen Union unterstützt werden. Das hat die Lokale Aktionsgruppe (LAG) Erbeskopf entschieden. Eine Absage gab es für private Waldbesitzer aus Kell am See.

Mainz und Brüssel geben Zuschüsse: Fünf innovative Projekte im Hunsrück und Hochwald ausgewählt
Foto: Roland Weihrauch (h_hochw )

Kell am See/Lorscheid. Was bringt den ländlichen Raum voran? Wie lassen sich Wirtschaft und Tourismus ankurbeln, Dorfgemeinschaften beleben und wertvolle Natur erhalten? Eine Antwort darauf geben Projekte, für die das Land und die Europäische Union (EU) ihre Fördertöpfe öffnen. Verteilt werden diese Mittel durch Lokale Aktionsgruppen (LAG, siehe Extra). Sie entscheiden, was in ihrem Gebiet zuschusswürdig ist - je kreativer, desto besser. Für den westlichen Hunsrück hatte die LAG Erbeskopf jetzt 565 000 Euro zu vergeben.

Versammlung: Der aktuelle Förderzeitraum läuft von 2014 bis 2020. Das Geld wird aber nicht auf einen Schlag verteilt, sondern etappenweise. Ende 2016 waren Privatleute, Gemeinden und Vereine aufgerufen, Projekte für die vierte Förderrunde einzureichen. Im Dorfsaal in Lorscheid wählten die Vertreter der LAG-Versammlung die besten Ideen aus.

Öffentliche Projekte: Insgesamt 222 000 Euro fließen in drei Projekte öffentlicher Träger, über insgesamt 163 000 Euro dürfen sich zwei private Investoren freuen. Eine Zusage erhielt zum Beispiel der Naturpark Saar-Hunsrück für das Projekt "Lebendige Blumenwiesen für alle". Der Verein will Landwirte und Bewohner der Region für die Bedeutung offener Grünflächen und ihrer Artenvielfalt sensibilisieren. Dazu beitragen sollen geführte Audio-Touren, Workshops und Infobroschüren.
Eine Finanzspritze gibt es auch für Niederhambach, Rimsberg und Schmißberg (VG Birkenfeld), die gemeinsam zu Naturerlebnisdörfern werden wollen. Geplant ist ein die Orte verbindender Erlebnispfad mit Stationen zur Tier- und Naturbeobachtung. Die Stadt Hermeskeil will auf einem Parkplatz am Labachweg Stellplätze für sechs Wohnmobile schaffen und erhält dafür einen Zuschuss.
Ideen von Privaten: Als "Musterprojekt" bezeichnete der LAG-Vorsitzende Michael Hülpes das Vorhaben eines Ehepaars in Niederbrombach (VG Birkenfeld). Das Paar will ein altes Schulgebäude zur barrierefreien Landeisküche umbauen. Dort soll mit Milch aus der Region Speise-Eis produziert und vor Ort vermarktet werden. Geplant sind Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche. Ein Raum soll den Dorfbewohnern als Treffpunkt offen stehen. "Regionalität, Unternehmertum, Innovation, sozialer Ansatz - das deckt alles ab, was uns wichtig ist", lobte Hülpes.
Die Lebenshilfe Obere Nahe kann nun mit EU-Geld ein Ladencafé im Idar-Obersteiner Bahnhof einrichten. Gäste sollen dort Informationen zum Nationalpark erhalten, es werden regionale Produkte angeboten und Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen.

Absage an Keller Waldbesitzer: Keinen Zuschuss gibt es für die Waldeigentümer-Gemeinschaft Kell am See. Darin haben sich 2016 nach einer Flurbereinigung private Besitzer kleinerer Parzellen zusammengetan, um ihren Wald künftig gemeinsam zu pflegen und zu bewirtschaften. Sie hatten auf 12 000 Euro gehofft, um auf kahlen ehemalige Waldflächen Fichten und Lärchen zu pflanzen.
Einige LAG-Vertreter lobten zwar die Gründung der Gemeinschaft, der Mehrheit fehlte jedoch wie Klaus Görg vom Hunsrückverein der "innovative Charakter". "Wenn wir mit so etwas anfangen, ist unser Geld schnell weg", bemerkte der Birkenfelder VG-Chef Bernhard Alscher. Dass aufgeforstet werde, sei "grundsätzlich zu begrüßen", sagte der Thalfanger Verbandsbürgermeister Marc Hüllenkremer dem TV. Die LAG müsse sich aber an "Richtlinien" halten, zu denen das Projekt nicht passe.

Bisherige Erfolge: Laut LAG-Geschäftsführer Jens Lauer war der Start in die Förderperiode "sehr erfolgreich". Die Träger der in Runde eins ausgewählten Projekte könnten "alle loslegen". Aus dem zweiten Aufruf vom Mai 2016 seien alle Vorhaben bewilligt. Bis auf 120 000 Euro seien die Mittel, die bis 2018 freigeben sind, verteilt.

Streit mit Land beigelegt: Für fünf von sechs eingereichten Projekten gab es diesmal eine Zusage. Das war bei der vorigen LAG-Sitzung anders. Damals fielen acht von elf Projekten durchs Raster, obwohl sie überzeugten. Denn es war nicht genug Geld im Topf. LAG-Vertreter kritisierten daraufhin öffentlich das Land, weil es vor allem für private Initiativen zu wenig Mittel freigebe, die bürokratischen Hürden für die Antragsteller zu hoch seien und noch kaum eine Förderung bestätigt sei (TV vom 11. Oktober). "Wir haben etwas gemeckert, aber es hat Wirkung gezeigt", sagte LAG-Chef Hülpes. Jetzt liege für neun weitere Projekte eine Bewilligung vor.Extra

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Foto: Jan-Philipp Strobel (h_hochw )

Die Europäische Union und das Land Rheinland-Pfalz fördern die Entwicklung des ländlichen Raums. Darum, dass das Geld gerecht verteilt wird, kümmern sich sogenannte Lokale Aktionsgruppen (LAG). Darin haben sich öffentliche und private Akteure zusammengeschlossen. Über ihre Mitgliederversammlungen wählen die LAG die Projekte aus, die sie in ihrem Zuständigkeitsbereich für besonders unterstützenswert halten und helfen den Projektträgern beim Formulieren der Anträge. Das Gebiet der LAG Erbeskopf umfasst die Verbandsgemeinden Hermeskeil, Kell am See, Thalfang am Erbeskopf, die Gemeinde Morbach und die Höhengemeinden der VG Ruwer. Mit dabei sind auch die Stadt Idar-Oberstein, die Verbandsgemeinden Baumholder, Birkenfeld und Herrstein und Gornhausen in der VG Bernkastel-Kues. cweb

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