Menschlichkeit und gleiche Rechte für alle

Hinzert-Pölert · Bei der jährlichen Erinnerungsfeier im SS-Sonderlager/KZ Hinzert wurde nicht nur der Opfer des Naziterrors gedacht. Allgegenwärtig waren auch aktuelle Parallelen. Denn 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sind erneut Hunderttausende Menschen auf der Flucht.

 Luxemburgs Premier Xavier Bettel (2.v.r) und Franck Ristori (rechts), stellvertretender französischer Generalkonsul in Frankfurt, bei der Kranzniederlegung. Links Brigitte Fischer von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier und Wolfgang Faller, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung. TV-Foto: Ursula Schmieder

Luxemburgs Premier Xavier Bettel (2.v.r) und Franck Ristori (rechts), stellvertretender französischer Generalkonsul in Frankfurt, bei der Kranzniederlegung. Links Brigitte Fischer von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier und Wolfgang Faller, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Hinzert-Pölert. Der Saal ist brechend voll. An die 300 Menschen sitzen oder stehen dicht an dicht. Darunter viele, die Jahr für Jahr dabei sind bei der Internationalen Erinnerungsfeier in der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert, in dem mindestens 321 Menschen starben. Andere kamen, weil das 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges besonders berührt, wie auch Xavier Bettel unterstrich, der als Premierminister von Luxemburg die Gedenkansprache hielt. Doch das diesjährige Erinnern an die Opfer des Naziterrors war nicht nur deshalb besonders.
Wolfgang Faller, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung (LpB) Rheinland-Pfalz, machte das im ersten Satz seiner Begrüßung deutlich. "Auch heute stehen wir vor einer großen Verantwortung, faktisch wie ideologisch", sagte er mit Hinweis auf die Flüchtlingsbewegung. Viele Politiker versuchten, dem gerecht zu werden. Doch leider kämen auch manche "mit Parolen, die sehr unglückliche Erinnerungen wecken".
Auch für Bettel gilt es angesichts Hunderttausender Flüchtlinge an den Grenzen Europas mehr denn je, einzutreten für Menschlichkeit. Europa habe eine "besondere Verantwortung, der wir uns stellen wollen": Damit erinnerte er an Flüchtlingswellen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Gerade junge Menschen sollten daher Gedenkstätten besuchen, um "die richtigen Entscheidungen" treffen zu können "für eine friedliche Welt, in der die Menschenrechte jedem zustehen". Der europäische Gedanke sei in Köpfen von Menschen entstanden, die in der NS-Zeit gelitten hätten, sieht er den Wiederaufbau als "Fundament unserer Gesellschaft".

Anschließend berichteten Schüler aus Luxemburg und Hermeskeil von ihren Eindrücken gemeinsamer Besuche von Konzentrationslagern wie Auschwitz. Das Ausmaß der Vernichtungsmaschinerie sei für sie immer noch unvorstellbar. Nicht aber die daraus resultierende Verpflichtung, nicht zu vergessen und die Erinnerung wachzuhalten.
Danach schritten Bettel und Franck Ristori, Stellvertretender französischer Generalkonsul in Frankfurt, zur Kranzniederlegung am Ehrenfriedhof. Begleitet wurden sie von Vertretern der LpB und der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier. Sie und das luxemburgische Comité pour le Souvenir de la Résistance, das an den Widerstand erinnert, laden gemeinsam zu den Gedenktagen ein. urs

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