Metzgerei-Museum im eigenen Haus

Schillingen · Wolfgang Riehm hat Teile seines ehemaligen Berufes zu seinem Hobby gemacht. Dem Metzgermeister im Ruhestand, der sich, wie er sagt, am wohlsten in kleinen Verkaufsstätten gefühlt hatte, wurde kürzlich von der Handwerkskammer Trier der Goldene Meisterbrief verliehen.

Schillingen. Wolfgang Riehm wohnt mit seiner Ehefrau Marliese in Schillingen und betreibt einen kleinen Versand für Metzgerei-Gewürze. Der eigentliche Beruf des zugezogenen Saarländers jedoch war das Metzgerhandwerk. Kürzlich wurde ihm der Goldene Meisterbrief verliehen. Grund genug für einen Blick in die Vergangenheit. Am 31. Januar 1963 habe er die Meisterprüfung im Fleischerhandwerk in Frankfurt abgelegt und habe seine Lehre in Triers damals größter Metzgerei absolviert. Als junger Geselle habe er in Bonn und im Saarland gearbeitet. "Keinen der Betriebe gibt es heute mehr" stellt Riehm fest. Das sei typisch für die heutige Entwicklung. 1957 habe er sich in Lebach selbstständig gemacht. "Dabei habe ich ein damals erfolgreiches Konzept übernommen: Alle Arbeiten, die mit der Fleischzubereitung zu tun hatten, wurden hinter der Theke für den Kunden sichtbar ausgeführt."
Kaum einer vermutet hinter der Fassade seines Hauses in Schillingen, das er im Jahr 1997 erworben hat, eine Art Museum. Doch genau das ist es. Auf zwei Etagen hat der Zweiundsiebzigjährige die Begegnungsstätten einer vergangenen Zeit aufgebaut, Läden, in denen außer dem reinen Verkauf auch die Kommunikation eine wichtige Rolle spielte. "Ich achte stets darauf, dass meine Exponate ein gemeinsames und vollständiges Bild ergeben." Ein Metzgerladen aus vergangenen Tagen ist fast vollständig. Schmiedeeiserne Halterungen zum Anbieten der Waren aus der Jahrhundertwende, alte Schneidwerkzeuge und Dinge, "mit der die junge Generation meist nichts anzufangen weiß." Neben einer Wurstattrappe hängt ein Gerät, das zum Aufpumpen von Luftballons dienen könnte. "Das ist ein Hand-Wurstfüll-Apparat", erklärt Riehm. "Und dieses runde Messer mit zwei Griffen ist nicht zum Kräuterschneiden da. Vielmehr wurde damit früher Gehacktes von Hand hergestellt." Eine Aufschnitt-Schneidemaschine, eine uralte Holzkasse und viele Reklame-Plakate sind sein ganzer Stolz. "Alles im Original", so sein Kommentar. Sogar einen passenden Kühlschrank aus vergangener Zeit nennt er sein Eigen. "Das ist ein normaler Holzschrank, der mit Eisstangen aus der Brauerei bestückt wurde. Das abtropfende Tauwasser wurde aufgefangen." Dann erinnert er an die Werbemaßnahmen der vergangenen Zeit. "Die Ehefrau des Metzgers stellte einen mit einem Leinentuch überdeckten Stuhl vor den Laden. Dann wusste jeder, dass frisch geschlachtet worden war." hm

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