Mit Kind und Kegel wie anno dazumal

Naurath/Wald · Im kleinsten Ort der Verbandsgemeinde Hermeskeil (VG) wird am ersten Maiwochenende groß gefeiert: Die urkundliche Ersterwähnung von Naurath/Wald jährt sich 2015 zum 825. Mal. In die Vorbereitungen für das Jubiläumsfest, bei dem als Höhepunkt sonntags eine historische Straße mit Ständen aufgebaut wird, ist der Großteil der 220 Einwohner mit eingespannt.

Mit Kind und Kegel wie anno dazumal
Foto: (h_hochw )

Naurath/Wald. Zwischen dem Bürgerhaus im Oberdorf von Naurath und dem Festplatz im Unterdorf wird am Sonntag, 3. Mai, so viel los sein wie noch nie. Denn an diesem Nachmittag verwandelt sich die Hauptstraße des Orts in eine historische Straße. Mehrere Stände werden dort aufgebaut sein, in denen unter anderem alte Handwerkskünste wie das Schmieden, das Schustern, das Körbeflechten oder Butterherstellen gezeigt wird. Auch Pferde, die Holz rücken, sind im Einsatz. Eine weitere Station wird die Kegelbahn sein, auf der wie anno dazumal hölzerne Kugeln über den Sand rollen. "Früher haben die Leute von Naurath so in der Fahrspur der Straße gekegelt", weiß Wolfgang Jücker.
150 Helfer im Einsatz



Er gehört zum Organisationsteam, das seit etwa sechs Monaten das bisher größte Fest in der Dorfgeschichte vorbereitet: die 825-Jahrfeier von Naurath, die parallel mit der traditionellen Kirmes am ersten Maiwochenende (2. und 3. Mai) über die Bühne geht (siehe Extra).
Damit alles reibungslos funktioniert, sind viele tatkräftige Hände nötig. Und da gibt es in Naurath keinen Mangel. 220 Einwohner hat der Ort. Auf der Helferliste haben sich nach Auskunft des ersten Beigeordneten Peter Meyer über 150 Bürger eingetragen. "Fast aus jedem Haus hilft also jemand mit - und zwar vom kleinen Kind bis zum Rentner", lobt Meyer das Engagement.
Dass in Naurath 2015 überhaupt ein großes Gründungsfest steigt, ist übrigens einer noch recht jungen Erkenntnis zu verdanken. Autor Ernst Jacobs veröffentlichte vor zwei Jahren das Heimatbuch "Naurath - ein Hochwalddorf". Bei den Forschungen für dieses über 450 Seiten starke Werk war Jacobs auf eine Urkunde der Trierer Abtei St. Maximin gestoßen, in der im Jahr 1190 der Ortsname "Nuwylre" (Neue Rodung) geschrieben steht. Dies gilt nun als urkundliche Ersterwähnung von Naurath, die frühere Chronisten bisher auf das Jahr 1220 datiert hatten. "Nach der Fertigstellung des Buchs haben wir anhand der dort veröffentlichten Daten im Rat den Beschluss gefasst, 1190 als Gründungsjahr unseres Dorfs anzusehen", sagt Ortsbürgermeister Werner Weber.
Einwohnermäßig ist Naurath zwar die kleinste Gemeinde im Raum Hermeskeil. Anders als viele andere Orte im Hochwald verzeichnete Naurath in den vergangenen drei Jahrzehnten aber einen deutlichen Zuwachs an Bürgern. "Als ich 1984 ins Amt kam, lebten hier nur etwa 160 Menschen", erinnert sich Weber. Vor allem im Neubaugebiet siedelten sich viele junge Familien an. Das machen auch aktuelle statistische Daten deutlich. Laut Landesamt sind 57 Naurather unter 20 Jahren alt. Der Anteil der Senioren über 65 Jahre ist mit 29 Bürgern deutlich geringer. "Unser Plus ist sicher die gute Autobahnanbindung und die Nähe zu Trier und Luxemburg", sagt Weber.
In Vergangenheit viel investiert


Der nördlichst gelegene Ort der VG Hermeskeil hat in der jüngeren Vergangenheit große Investitionen getätigt, vor allem im Bereich des Straßenausbaus. Außerdem wurde das Bürgerhaus 2012 für rund 500 000 Euro erweitert. "Finanziell wäre das alles ohne Windkraft nicht machbar gewesen", betont der Ortschef. Drei Räder drehen sich auf Naurather Gemarkung und bringen der Gemeinde Pachteinnahmen. Es gibt eine Freiwillige Feuerwehr im Ort. Einige Naurather sind auch im gemeinsamen Sportverein mit den Nachbarn aus Büdlich und Breit aktiv. Gewerbebetriebe sind im Ort zwar Fehlanzeige, dafür hat Naurath mit dem "Wilddieb" und dem etwas außerhalb im Dhrontal gelegenen Landhaus St. Urban zwei renommierte Restaurants vorzuweisen.

Extra

Die Naurather feiern ihre 825-Jahrfeier parallel zur traditionellen Kirmes. Zum Auftakt steht am Samstag, 2. Mai, ab 9.30 Uhr zunächst die Anwanderung des Vereins Erholungsgebiet Hochwald auf dem Programm. Dabei führt der Weg aussichtsreich quer über die Naurather Gemarkung. Die neue Traumschleife "Drei-Täler-Tour" wird allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt - geplant ist der 4. Juli - eröffnet. Im weiteren Verlauf des Festsamstags werden am 2. Mai ab 14.30 Uhr historische Bilder im Bürgerhaus ausgestellt. Der offizielle Festakt zum Dorfjubiläum beginnt um 19 Uhr im Festzelt hinter dem Bürgerhaus. Im Anschluss tritt die Band "Soulmusic JBN" live auf. Am Sonntag, 3. Mai, spielt im Anschluss an eine Messe in der Kirche (Beginn 10 Uhr) der Musikverein Büdlich-Breit zum Frühschoppenkonzert auf. Als Höhepunkt der 825-Jahr-Feier haben von 14 bis 18 Uhr zwischen Bürgerhaus und Festplatz die Stände der Historischen Straße geöffnet. In dieser Zeit gibt es auch Führungen durch die Felsenkapelle im Unterdorf, ein Kinderprogramm (zum Beispiel Ponyreiten) und eine Feuerwehrausstellung im Gerätehaus. Die Gruppe "Pipes & Strings" begleitet das Geschehen musikalisch. ax

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