Morbacher wollen es mit Thalfang versuchen

Morbach · Einstimmig hat sich der Morbacher Rat dafür ausgesprochen, die "historische Chance" zur Bildung einer großen Hunsrück-Gemeinde zu nutzen. Ohne Vorbedingungen hat er das Angebot der Verbandsgemeinde Thalfang für Fusionsgespräche angenommen.

 Einen gordischen Knoten nennt Thalfangs Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo das Problem der unterschiedlichen Strukturen bei einer Fusion seiner Verbandsgemeinde mit der Einheitsgemeinde Morbach. Auch Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal sieht darin ein große Problem. TV-Foto: Klaus Kimmling

Einen gordischen Knoten nennt Thalfangs Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo das Problem der unterschiedlichen Strukturen bei einer Fusion seiner Verbandsgemeinde mit der Einheitsgemeinde Morbach. Auch Morbachs Bürgermeister Andreas Hackethal sieht darin ein große Problem. TV-Foto: Klaus Kimmling

Morbach. Der Parkplatz des Morbacher Rathauses ist am Mittwochabend komplett belegt. Rund 30 Besucher - darunter einige Ortsbürgermeister und Ortsvorsteher aus der VG Thalfang - sind zur Sitzung des Morbacher Rats gekommen. Nicht nur das macht deutlich, dass das Thalfanger Angebot zu Fusionsverhandlungen mit der Einheitsgemeinde Morbach ein besonderer Punkt auf der Tagesordnung ist.
Kommunal reform


Klar wird das auch bei den Reden zu diesem Thema. Alle Ratsgruppierungen melden sich zu Wort. Alle sind sich einig, das Angebot anzunehmen und erhalten anerkennendes Klopfen für ihre Beiträge. Zudem fallen große Worte wie "historische Chance".
Einstimmig votiert der Rat für den Versuch, eine Kommunen-Ehe mit Thalfang auszuhandeln. Eindringlich hat Bürgermeister Andreas Hackethal zuvor dafür geworben, das Verhandlungsangebot ohne Vorbedingungen anzunehmen.
Er ruft dazu auf, über die Gemeinsamkeiten zueinander zu finden und die Jahrhundert-Chance zur Bildung einer großen und starken Hunsrückgemeinde zu nutzen. Auch das Trennende spricht Hackethal an: die unterschiedlichen Systeme Einheitsgemeinde und Verbandsgemeinde (siehe Extra). Er habe die sehr kontroversen Diskussionen in der Nachbargemeinde wahrgenommen, sagt Hackethal und meint damit die Kritik der Bürger am Thalfanger VG-Ratsbeschluss, allein mit Morbach zu verhandeln. Die Bürger befürchten den Verlust der selbstständigen Ortsgemeinden.
Hackethal äußert Verständnis dafür, dass die Menschen durch mögliche Neuerungen verunsichert seien. Doch bricht er auch eine Lanze für die Einheitsgemeinde (EG). Morbach habe in den vergangenen 40 Jahren gute Erfahrungen mit dieser Struktur gemacht. Sie sei seiner Meinung nach den Herausforderungen der Zeit am besten gewachsen. Fragen, wie "Wo macht Windkraft am meisten Sinn?" könnten gemeinsam unter dem Dach der EG am besten beantwortet werden. Angesichts des schwierigen Fusionsprojekts sagt der Gemeindechef, die Beteiligten sollten sich nicht zu schade sein, die Hilfe von Dritten, also beispielsweise von einem unabhängigen Institut, in Anspruch zu nehmen. Achim Zender (FWEM) und Uwe Andretta (Grüne) betonen in ihrer Stellungnahme, dass es wichtig sei, dass die Bürger der EG mit dem Ergebnis der Fusionsverhandlungen zufrieden sind.
Und wie zufrieden sind die Thalfanger mit dem Gehörten? Einige der Besucher diskutieren es im Anschluss an die Sitzung kritisch vor der Tür. Unter ihnen Neunkirchens Ortsbürgermeister Richard Pestemer, dessen T-Shirt der Spruch "Freie Bürger für freie Ortsgemeinden" ziert. Sein Fazit: "Der demokratische Existenzkampf der noch selbstständigen Ortsgemeinden hat nunmehr endgültig begonnen."Extra

Einheits- und Verbandsgemeinde Eine Verbandsgemeinde (VG) besteht aus Ortsgemeinden, die einen eigenen Haushalt besitzen, über den sie selbstständig verfügen können. Ortsgemeinderäte entscheiden also selbst, wie sie mit ihren Einnahmen, beispielsweise aus Windkraft oder Forst, aber auch mit ihren Schulden umgehen. In einer Einheitsgemeinde nennen sich die kleineren Einheiten Ortsbezirke. Ihnen wird vom übergeordneten Gemeinderat ein Budget zugeteilt. Alles was das Budget sprengt, muss der Ortsbeirat vom Gemeinderat absegnen lassen. mai

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