Nadeln klappern für die Armen

KELL AM SEE. (hm) Jeden Donnerstag eine gute Tat, das ist ihr Motto. Dann nämlich treffen sich im Keller Schwesternhaus rund 30 Frauen zu einer Strickrunde. Wer denkt, das sei nur gemütlich, der irrt. Denn mit jährlich rund 500 Fertigprodukten, von großen Wolldecken bis hin zu Socken, kann man schon von harter Arbeit sprechen.

 Die ‚Missions-Strickrunde' bei der Arbeit.Foto: Hans Muth

Die ‚Missions-Strickrunde' bei der Arbeit.Foto: Hans Muth

"Seit 1971 stricken die Frauen von Kell am See, die so genannte ‚Missions-Strickrunde', für einen guten Zweck", beschreibt Ordensschwester Anna Gertraud das Geklapper und Geplapper im Keller Schwesternhaus. Sie schauen kaum auf, die Frauen im Alter von 63 bis 85 Jahren, so sind sie in ihre Strickarbeiten vertieft. Sie unterhalten sich untereinander und machen ihre Späße, doch die Nadeln klappern weiter. Einige der Frauen seien sogar von Anfang an dabei, erklärt die Ordensschwester. Gestrickt werde in den Wintermonaten von November bis Ostern, einmal in der Woche, jeweils donnerstags von 13 bis 17 Uhr. Dann treffen sich die Frauen zur gemütlichen Runde bei Kaffee und Kuchen - immer das Stricken im Vordergrund. Nur für ein Schlückchen Kaffee oder ein Häppchen Kuchen wird die Tätigkeit kurz unterbrochen. "Wenn wir aber mit dem Stricken fertig sind, gibt es noch einen gemütlichen Teil. Dann singen wir zusammen und erzählen. Aber auch das Beten kommt nicht zu kurz. Mit einem gemeinsamen Lied beschließen wir den arbeitsreichen Tag." Die Frauen sind mit Freude bei der Arbeit, sie scherzen und lachen dabei. Das tut uns allen sehr gut", sagt Schwester Anna Gertraud. "Wir haben eine sehr schöne Gemeinschaft und verstehen uns gut untereinander." Sogar eine eigene Modenschau stellen die Damen auf die Beine. "Es werden dann alle Sachen gezeigt, die wir hergestellt haben, und jeder bewundert die Produkte des anderen. "In diesem Jahr haben wir 177 Decken, 150 Pullover, 77 Paar Strümpfe, 70 Mützen und einige Schals gefertigt. Das ist eine fantastische Leistung der Strickrunde", freut sich Schwester Anna Gertraud. "Mathilde Brucker aus Kell am See ist blind", erklärt die Schwester. Sie strickt deshalb zu Hause und gibt die fertigen Sachen im Schwesternhaus ab." "Bis vor fünf Jahren haben wir die fertigen Stricksachen zu unseren Missionsstationen in Afrika und Südamerika geschickt, "doch durch unterschiedliche Umstände kamen die Sachen nicht mehr an die Zielorte. Deshalb geben wir die fertigen Produkte seit dieser Zeit dem Malteser Hilfsdienst in Waldrach. Von dort wird der Transport mit eigenen Fahrzeugen in die Ukraine, Weißrussland oder Rumänien durchgeführt. Dort kommen die Sachen in Kinderheime und Krankenhäuser, werden also an arme Menschen verteilt. Wir konnten uns an Hand von Fotos selbst von der Verwendung überzeugen und sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden".Und auf diese Weise helfen zu können, das motiviert die Frauen. 33 Jahre klappern nun schon die Stricknadeln im Keller Schwesternhaus. Damit die Gruppe nicht kleiner wird, wirbt Schwester Anna Gertraud. "Wir nehmen gerne Interessenten in unserer Mitte auf."

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