Neues Stromkabel: Bagger rücken Mitte 2018 an

Bescheid/Osburg/Thalfang · Die Firma Westnetz will eine neue Hochspannungsleitung unterirdisch von Osburg bis nach Thalfang verlegen. Was auf die Orte entlang der Kabeltrasse zukommt, das haben die Planer bei Infoabenden vorgestellt. Ein paar Dinge sind noch zu klären.

Bescheid/Osburg/Thalfang Im Bürgerhaus in Bescheid haben sich 20 Zuhörer eingefunden. Sie wollen erfahren, wie weit die Pläne für die neue Hochspannungsleitung im Hunsrück und Hochwald fortgeschritten sind. Schon Anfang 2013 hatte das Unternehmen Westnetz - regionaler Betreiber von Stromverteilnetzen - den Bau einer solchen 110-Kilovolt-Leitung angekündigt. Sie soll von Osburg bis nach Thalfang unterirdisch als Kabel verlegt werden. Wo genau die Trasse vorbeiführen soll und wo private Grundstücke durchquert werden müssen, darüber informieren die Planer derzeit in den betroffenen Gemeinden. Auch in Gielert (VG Thalfang) und in Waldrach gab es Infoabende. Das Projekt Warum ist die Leitung überhaupt notwendig? Das liege vor allem am Anstieg von Strom aus erneuerbaren Quellen wie der Windenergie, erklärt Projektleiter Bernd Kirsch. Das Verteilnetz, das diesen Strom aus dem Hunsrück zu den Ballungszentren transportiere, sei schon jetzt nah an der Belastungsgrenze. "Deshalb brauchen wir die Leitung." 2016 sei die Entscheidung für ein Erdkabel gefallen. Dafür hatten sich neben den betroffenen Kommunen auch viele Bürger eingesetzt und aus Protest gegen eine mögliche Freileitung die Initiative Pro-Erdkabel-Hochwald gegründet. Die Trasse Laut Kirsch soll das Stromkabel auf der 17 Kilometer langen Strecke vorwiegend entlang öffentlicher Straßen und Wege verlegt werden. Vom Umspannwerk in Osburg geht es an der L 149 entlang bis Herl, in einem Schwenk um Lorscheid herum und unter der A 1 hindurch nach Bescheid (siehe Grafik). Dort werden einige Feldwege genutzt. Ein "größeres Hindernis" sei der Bergrücken zwischen Bescheid und Schönberg. Damit die Kosten nicht durch einen weiten Umweg stiegen, plane man zwei 60 Zentimeter breite Bohrungen 500 Meter weit durch den Berg hindurch. Später werde das Kabel dort hineingeschoben. "Das ist auch die umweltschonendste Lösung." Entlang der L 150 geht es weiter bis Gielert. Der Ablauf Nötig ist ein 1,80 Meter tiefer Graben. Dort werden zunächst Leerrohre hineingelegt. Später wird an 20 Stellen das Hochspannungskabel eingezogen. Gebaut wird abschnittweise. Wo es losgeht, steht noch nicht fest. Um den ausgebaggerten Boden zwischenzulagern, wird ein Arbeitsstreifen neben dem Graben benötigt. Insgesamt kann die Baustelle daher bis zu zwölf Meter breit sein. Das Kabel wird in einen speziell bearbeiteten Flüssigboden gelegt, der die entstehende Wärme besser ableitet. Diese neue Technik ist laut Kirsch ein Faktor dafür, dass die Kosten für die Erdkabel-Variante deutlich gesenkt werden konnten. Das Energiewirtschaftsgesetz schreibt vor, dass ein Erdkabel nicht mehr als das 2,75-fache einer Freileitung kosten darf. Ein weiterer Faktor ist laut dem Unternehmen, dass der Ausbau erneuerbarer Energien schwächer sei als prognostiziert. Dadurch könne man die Übertragungsleistung des Kabels senken und rechne heute nicht mehr mit 50 Millionen Euro Investitionssumme, sondern mit 30 bis 35 Millionen. Der Zeitplan Baubeginn soll Mitte 2018 sein. 2020 könnte die Leitung in Betrieb gehen. Derzeit ist der Trassenverlauf aber weder festgezurrt noch von den Behörden abschließend genehmigt. "Das ist jetzt unsere Vorzugsvariante", sagt Kirsch. Nun beginne die Detailplanung und die Absprache mit Grundstücksbesitzern, die für die Nutzung ihrer Parzellen entschädigt werden sollen. "Es wird kein Grundstück genutzt, wenn der Eigentümer nicht zustimmt", versichert Westnetz-Planer André Stegmann. Erste Reaktionen Am Laptop zeigt Stegmann einzelne Trassenabschnitte im Detail. Dabei fällt Gemeinderatsmitgliedern eine mögliche alternative Kabelführung bei Bescheid ins Auge. "Wenn Sie solche Anregungen haben, geben Sie sie über ihren Rat an uns weiter. Wir schauen uns das an", verspricht der Planer. Zu prüfen sei etwa, ob dort nicht bereits Versorgungsgräben liegen und überhaupt noch Platz für das Stromkabel wäre. Eine junge Frau fragt nach gesundheitlichen Belastungen. "Das ist für alle Häuser an der Trasse unbedenklich", sagt Stegmann. Westnetz halte die vorgegebenen Grenzwerte ein. "Wir sind froh, dass die Leitung jetzt in die Erde kommt", sagt die Bescheider Ortsbürgermeisterin Nastja Raabe. Die Bauphase werde "heftig", aber für die Gemeinde könne ein positiver Nebeneffekt rausspringen: "Wenn Wege neu gemacht werden, können wir vielleicht daran anknüpfen." Um sich solche Dinge in Ruhe anzuschauen, habe sie für die nächste Ratssitzung um digitale Pläne der Trasse gebeten. Elke Morgen aus Farschweiler hat die Bürgerinitiative für das Erdkabel mitbegründet. Sie war in Waldrach beim Infoabend dabei und ist zufrieden: "Ich denke, wir sind alle glücklich. Für unsere Region, für Mensch, Tier und Umwelt ist das die beste Lösung."KommentarMeinung

 So in etwa könnte der Baugraben für das Hochspannungskabel im Hochwald aussehen – das Foto zeigt ein aktuelles Erdkabel-Projekt bei Soest. Foto: Westnetz

So in etwa könnte der Baugraben für das Hochspannungskabel im Hochwald aussehen – das Foto zeigt ein aktuelles Erdkabel-Projekt bei Soest. Foto: Westnetz

Das Projekt ist auf einem guten WegDer Widerstand war groß, als Westnetz vor vier Jahren die neue Hochspannungsleitung ankündigte und diese zunächst als Freileitung bauen wollte. Vor allem in den Orten Herl und Farschweiler protestierten die Leute, weil sie bereits von zwei Stromtrassen umgeben sind. Angesichts dieses schwierigen Auftakts ist das Projekt inzwischen auf einem sehr guten Weg. In allen betroffenen Dörfern ist man froh, dass nun doch die Erdkabel-Variante gebaut wird. Und die Bürger hatten nun bei den Infoveranstaltungen die Chance, sich ausgiebig über den geplanten Trassenverlauf zu informieren. Westnetz bietet zudem an, im Dialog mit den Gemeinden auch Vorschläge für alternative Kabelführungen zu prüfen. Und falls es Probleme mit privaten Grundstücken geben sollte, will man eine einvernehmliche Lösung finden. Natürlich bleibt es trotz allem ein gewaltiges Bauprojekt. Aber eine Freileitung wäre für alle vor Ort Betroffenen, ebenso wie für Natur und Landschaft die deutliche schlechtere Variante gewesen. c.weber@volksfreund.de

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