Neues Umweltproblem im Umfeld der Biogasanlage

Reinsfeld · Im Osterbach bei Reinsfeld wuchern deutlich sichtbare Pilze, die auf eine Überdüngung des Gewässers hindeuten. Laut Behörden ist dafür ein Überlaufen des Versickerungsbeckens an der Biogasanlage von Landwirt Schirra verantwortlich. Bereits vor einem Jahr gelangte von dort dreckige Brühe in den Osterbach. Naturschützer und Anwohner sind über den aktuellen Fall empört.

Reinsfeld. Es ist selbst für den Laien auf den ersten Blick klar erkennbar. Mit dem Zustand des Osterbachs stimmt an dessen Oberlauf etwas nicht. Auf der Wasseroberfläche haben sich an einigen Stellen Schaumkronen gebildet.
Vor allem aber wuchert im Bachbett ein bräunlich-roter Pilz. Deshalb hat Erwin Cartus-Ehm Anzeige erstattet. Es ist nicht das erste Mal, dass der Besitzer der Felsenmühle das tut.
Fische gestorben



Vor einem Jahr waren in seinen Teichen viele Fische gestorben. Die Behörden stellten damals fest, dass es zu einer Verschmutzung des Osterbachs gekommen war. Sie rührte von den Feldmieten am Birkenhof her. Dabei handelte es sich um Halden mit Mais- und Grassilage, die Landwirt Jürgen Schirra auf Wiesenflächen neben seiner Biogasanlage platziert hatte. Bei stärkerem Regen wurde Wasser durch die Silage gedrückt und es entstanden Sickersäfte. Diese dreckige Brühe gelangte in den Osterbach.
Auf Druck der Behörden musste Schirra die Feldmieten entfernen, seine Halden auf befestigten Flächen anlegen und das Auffangbecken für die Sickersäfte vergrößern. Diesen Auflagen kam der Landwirt auch nach (der TV berichtete). Doch vor einigen Tagen hat Cartus-Ehm nun die Pilzbildung im Osterbach entdeckt. "Bei mir waren vorher wieder sporadisch Fische gestorben und ich dachte mir, dass da etwas nicht stimmen kann", sagt Cartus-Ehm. Auch Manfred Weishaar hat sich schon vor Ort umgeschaut.
Behörden in der Kritik


Der Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Trier sagt: "Diese Sache stinkt zum Himmel. Ich bin stocksauer, dass die Sickerbrühe vom Birkenhof weiter in das Gewässer läuft und die Wasserschutzbehörden die Lage nicht in den Griff bekommen." Cartus-Ehm sieht das genauso: "Es kann doch nicht sein, dass ich mich als Privatmann darüm kümmern muss, wie der Bachlauf aussieht. Die Behörden müssten dort oben viel häufiger kontrollieren."
Der Besitzer der Felsenmühle befindet sich mit Schirra weiterhin in einem Rechtsstreit, was die Frage nach Schadensersatz für das frühere Fischsterben in seinen Teichen angeht. Er wirft dem Landwirt vor, "dass er an seiner Biogasanlage machen darf, was er will."
Den Vorwurf zu seltener Kontrollen wollen weder die Kreisverwaltung Trier-Saarburg noch die für den Gewässerschutz übergeordnete Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz so stehenlassen. "Der Kreis hat unseres Wissens einen besonderen Fokus auf den Zustand des Osterbachs", heißt es bei der SGD auf TV-Anfrage. Kreis-Pressesprecher Thomas Müller sagt: "Wegen der Erfahrungen aus dem letzten Jahr wurden im Umfeld der Biogasanlagen in unregelmäßigen Abständen Kontrollen durchgeführt und keine Auffälligkeiten festgestellt."
Dass der aktuell durch die Anzeige bekannt gewordene Pilzbefall keine natürliche Ursache hat, bestätigen aber beide Behörden unserer Zeitung.
Wasserproben gesichert


Laut SGD wurden sofort Wasserproben gesichert. Das Ergebnis dieser Analysen "zeigt eine unzulässige Belastung des Versickerungsbeckens durch organische Stoffe. Daher liegt der Schluss nahe, dass der beobachtete Abwasserpilz auf ein Überlaufen des Versickerungsbeckens zurückzuführen ist", so die SGD.
Als Sofortmaßnahme habe man angeordnet, dass Schirra einen Teil des Wassers im Becken in das Endlager der Biogasanlage - einen der beiden großen Behälter - umpumpen muss.Extra

Landwirt Jürgen Schirra betont auf TV-Anfrage, dass er die von den Behörden geforderten Maßnahmen sofort erfüllen wird und der Osterbach durch seinen Betrieb nicht vorsätzlich verschmutzt worden sei. "Wir haben Schläuche gelegt und pumpen das Wasser schon vom Auffangbecken ins Endlager um." Schirra räumt ein, "dass die Sache für uns nicht schön ist, weil sie mit der Anlage in Verbindung gebracht wird". Allerdings verteidigt er sich damit, dass ein Teil des Problems noch sozusagen eine Altlast aus der Zeit der Feldmieten sei. Offenbar würden sich noch Rückstände im Wiesenboden befinden, die bei Starkregen ausgewaschen werden und als Sickersaft in den Osterbach gelangen. "Es konnte keiner erwarten, dass noch so viel Zeug aus dem Boden rauskommt", rechtfertigt sich Schirra. Bei einem Ortstermin mit den Behörden habe man sich zudem darauf verständigt, im Bereich der früheren Feldmieten neue Leitungen zu verlegen. Damit soll verhindert werden, dass nach stärkerem Regen Sickerwasser zum Vorfluter des Osterbachs läuft. Stattdessen soll das Sickerwasser auf die Grünflächen des Landwirts umgeleitet werden, damit die Gärrückstände dort als Dünger wirken. ax

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