Portugiesisch aus dem Hunsrück

HERMESKEIL. Hunderte von brasilianischen Fußballstars strömen Jahr für Jahr in etablierte Bundesliga-Mannschaften und finden dort eine neue sportliche Umgebung. Im 19. Jahrhundert traten etwa 2000 Hochwälder den umgekehrten Weg an und machten sich im Süden Brasiliens sesshaft. Über deren Schicksale wurde zur Eröffnung der Sonderausstellung "Hochwälder finden in Brasilien eine neue Heimat" im Hochwaldmuseum rege diskutiert.

Mit seinem einführenden Referat stimmte der Marburger Buchautor und Brasilienkenner, Reinhard Balzer, die 70 Besucher auf die Ausstellung "Hochwälder finden in Brasilien eine neue Heimat" ein. Vor den Stellwänden mit vielen Fotos, Bildern, Urkunden und Texttafeln, die zeigen wie die Hochwälder in Brasilien lebten, bilden sich anschließend illustre Gesprächsgruppen, die alle mit der Thematik über die Auswandererfamilien bestens vertraut sind. Besucher mit viel Erfahrung

Ein Großteil der Besucher hat schon mehrfach die südbrasilianischen Bundesstaaten Rio Grande du Sul, Parana und Santa Catarina bereist und betrieb zum Teil dort auch Ahnenforschung. Rainer Lehnen aus Waldweiler verbrachte zwei Monate in Santa Cruz do Sul und berichtet, dass dort "hunsrück-portugiesisch" die vorherrschende Sprache sei. Der Rascheider Josef Breit und Heinz Lorscheider aus Fell tauchen im Gespräch ganz tief in die Ahnenforschung ihrer Familien ein. Eventuell könnten sie sogar miteinander verwandt sein. Eine saarländische Besuchergruppe berichtet von einer Kolonie aus dem Sankt-Wendeler-Land namens "Sankt Vendalino". "Ich habe etwa 1000 Nachkommen in Brasilien", weiß Walter John aus Tholey, der derzeit mit den Planungen einer großen Familienfeier beschäftigt ist. Die Suche nach Nachkommen in Brasilien gestalten sich aber für die heimischen Ahnenforscher zunehmend schwieriger. "Die jungen Leute verlassen die deutschstämmigen Dörfer und Kolonien und die alten Leute sterben aus", informiert der Gutenthaler- Experte Michael Pinter. Viele Häuser oder Bauernhofe stünden mittlerweile leer und deshalb ginge die Deutsche Kultur allmählich verloren. Doch die Menschen und deren Nachkommen, die ihre Spuren hinterlassen haben, sind in der Ausstellung des Hermeskeiler Hochwaldmuseums verewigt. Die Sonderausstellung ist noch bis zum 24. Februar im Hermeskeiler Hochwaldmuseum zu besichtigen.

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