Naturschutz Qualitäts-Check im Naturpark: Prüfer vergibt gute Noten, empfiehlt aber mehr Personal

Hermeskeil/Deuselbach · Der Naturpark Saar-Hunsrück hat bei einem Qualitäts-Check gut abgeschnitten. Das Ergebnis stellte der Gutachter den Mitgliedern des Trägervereins bei einer Versammlung in Deuselbach vor. Er erkannte viele Stärken, aber auch Schwachstellen.

 Naturpark mit hoher Qualität: Geschäftsführerin Gudrun Rau hat dem Prüfer Johannes Hager im Juli auch das Infozentrum in Hermeskeil gezeigt.

Naturpark mit hoher Qualität: Geschäftsführerin Gudrun Rau hat dem Prüfer Johannes Hager im Juli auch das Infozentrum in Hermeskeil gezeigt.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Das Gesamturteil von Johannes Hager ist eindeutig: „Der Naturpark Saar-Hunsrück ist einer der besten in Deutschland.“ Im Juli war Hager zwei Tage lang als Qualitätsscout in dem Schutzgebiet unterwegs, das sich auf rund 2000 Quadratkilometern Fläche über Rheinland-Pfalz und das Saarland erstreckt. Seine Eindrücke schilderte der Prüfer vor kurzem bei der Versammlung der Mitglieder des Naturpark-Trägervereins in Deuselbach am Erbeskopf.

438 von 500 möglichen Punkten hat der Naturpark erreicht, laut Hager „ein absoluter Spitzenwert“. Die Qualitätsoffensive wurde 2006 vom Verband Deutscher Naturparke gestartet – als Instrument zur freiwilligen Selbstkontrolle. Die Naturparke nehmen sich dabei gegenseitig unter die Lupe. Sie beantworten schriftlich Fragen zu ihren Aufgaben wie Naturschutz, Umweltbildung und Regionalentwicklung. Dann schaut sich ein Prüfer aus einem anderen Park vor Ort an, ob die Selbsteinschätzung zutrifft.

Der Naturpark Saar-Hunsrück erhält nun zum dritten Mal das Qualitätszertifikat. Dennoch mahnt Hager, der einen Naturpark in Thüringen leitet: „Man darf jetzt nicht zu gelassen sein.“ Vor allem zum Personal machte er Verbesserungsvorschläge. Diese unterfütterte er mit den vom Dachverband überarbeiteten Zielen der Naturparke bis 2030. Der „ideale Naturpark“ soll demnach „die biologische Vielfalt schützen und einen Beitrag zur Entwicklung der Region leisten“. Naturparke können laut Hager touristische Produkte mitentwickeln, zu einer Verbesserung von Wohnqualität beitragen, regionale Wertschöpfungsketten mit aufbauen. „Sie sind ein gutes Instrument für die Landesentwicklung.“ Doch dazu sei eine „verlässliche Finanzausstattung“ nötig und eine Einbindung in staatliche Förderung, Tourismuskonzepte und Bildungspläne. Hier gebe es noch „Luft nach oben“.

Der Naturpark Saar-Hunsrück zeichne sich durch viele Stärken aus. Das Team sei zum Beispiel „sehr gut vernetzt“. Auch eine engere Kooperation mit dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald, der im Naturpark liegt und zum Teil ähnliche gesetzlich verankerte Aufgaben erfüllen soll, sei „angelaufen“.

Als größte Schwäche stellte Hager fest: „Die Personalausstattung ist überaus knapp für das, was hier geleistet wird.“ Zurzeit gibt es fünf Vollzeitstellen und eine Teilzeitkraft. Das Lohnniveau sei aber häufig geringer im Vergleich zu dem, was andere Arbeitgeber zahlten. Damit könne der Naturpark häufig nicht konkurrieren, weshalb gute Mitarbeiter schwer zu halten seien. Der Prüfer empfahl mindestens sechs Vollzeitstellen und eine Anhebung der Tarife. Nachzudenken sei über die Einstellung von Rangern, wie sie im Nationalpark unterwegs sind: „Der Naturpark braucht ein Gesicht.“ Hager schlug einen Bildungsreferenten vor, der Programme für Schulen und Kitas entwickeln und den Kontakt zu den Einrichtungen halten könne. Außerdem eine Art Regionalmanager, da für Impulse zur Regionalentwicklung im Tagesgeschäft kaum Zeit bleibe.

Die finanzielle Ausstattung durch beide beteiligten Bundesländer sei „ungleich“, bemängelte Hager. Für 2019 gibt es laut Wirtschaftsplan eine institutionelle Förderung – Rheinland-Pfalz steuert etwa 200 000 Euro bei, das Saarland 80 000 Euro – plus unterschiedlich hohe projektbezogene Zuschüsse. Obwohl im Saarland 55 Prozent der Naturpark-Fläche liege, trage das Land nur etwa 16 Prozent zum Basisetat bei, erklärte Hager in seinem Prüfbericht. Die Projektförderung durch das Saarland schwanke zudem von Jahr zu Jahr, sei erheblich geringer als in Rheinland-Pfalz und nicht planbar. Länderüberschreitende Projekte würden so in der Umsetzung behindert, die einheitliche Entwicklung des Schutzgebiets erschwert. Hier könne möglicherweise eine Art Staatsvertrag, ähnlich wie beim Nationalpark, zu einer einheitlicheren Förderung führen. Einen solchen Vertrag gebe es derzeit nicht, weil der Naturpark als Verein organisiert sei.

Im Bereich Tourismus sei das Schutzgebiet „schon sehr stark“. Mit dem Saar-Hunsrück-Steig habe der Trägerverein ein Erfolgsprojekt auf den Weg gebracht. Potenzial biete das Partner-Programm des Nationalparks, dem man sich anschließen könne, um gemeinsam Qualitätsstandards zu entwickeln: „Die Partnerbetriebe liegen ja auch alle im Naturpark.“ Der Birkenfelder Landrat Matthias Schneider, Vorsitzender des Naturparkvereins, verwies auf chinesische Touristen, die aus ihren Millionenstädten nach Deutschland reisten, und für die man im Naturpark gezielt Angebote entwickeln könnte. Dazu Hager: „Diese Angebote müssten schon zum Naturpark passen. Es geht hier um Urlaub in und mit der Natur.“

Das Fazit des Prüfers: „Das System läuft aktuell gut, aber auf Verschleiß.“ Man müsse rechtzeitig gegensteuern. Was das Team 2018 alles geleistet hat, stellte Geschäftsführerin Gudrun Rau vor. Die Projekte reichten von der Unterstützung kommunaler Vorhaben über Kooperationen mit Naturparkschulen und -kitas bis zum Artenschutz. Zu Naturpark-Veranstaltungen wie Wanderungen, Fledermaus-Exkursionen oder Kräuterkursen kamen laut Rau insgesamt 57 600 Teilnehmer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort