Rinder und Pferde können kommen

Saarburg · Weihnachtsgrüße aus der Hauptstadt: Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat am Mittwochabend entschieden, dass der Standortübungsplatz Saarburg Nationales Naturerbe wird. Damit kann das geplante Beweidungsprojekt umgesetzt werden, das das Ökosystem erhalten soll.

Saarburg. Rinder und Pferde könnten schon bald dort weiden, wo einst die französischen Streitkräfte den Ernstfall erprobten. Ausschlaggebend dafür ist ein Beschluss des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestags. Dieser hat am Mittwochabend entschieden, dass der Standortübungsplatz Saarburg in die zweite Tranche des Nationalen Naturerbes aufgenommen wird (siehe Extra). Das teilten der Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster (CDU) und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) mit.
162 Hektar des mehr als 200 Hektar (etwa 300 Fußballfelder) großen Geländes zwischen Saarburg und Serrig stehen damit dauerhaft unter Naturschutz. Und das geplante Beweidungsprojekt kann umgesetzt werden, sofern das Land, dem die Fläche nun gehört, dies auch so entscheidet. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord und der Naturschutzbund Rheinland-Pfalz (Nabu), Stadt und Verbandsgemeinde waren sich bereits einig, ein solches Projekt mit halbwilden Pferde- und Rinderrassen zu konzipieren (der TV berichtete mehrfach).
Die Rinder und Pferde sollen die Verwaldung des Geländes verhindern. Denn dort gibt es neben schützenswerten Pflanzen auch seltene Tiere wie beispielsweise die Gelbbauchunke. Diese braucht flache Pfützen zum Überleben, die es nicht mehr gibt, wenn die Fläche zuwuchert. Würde man das Gelände sich selbst überlassen, würde es sich zum Wald entwickeln und damit in ein völlig anderes Ökosystem. Durch die Rinder und Pferde, die dort in einer halboffenen Weide leben, werden die Wiesen nie völlig abgegrast, die Tiere verhindern aber, dass das Gelände zuwuchert.
Ein ähnliches Projekt gibt es auf der Schmidtenhöhe bei Koblenz. Auch dort haben Panzer Schlamm- und Wasserlöcher geschaffen und damit Unken, Molchen, Kröten, Libellen und seltenen Vogelarten einen Lebensraum gegeben. Das Gelände liegt in der Verantwortung des Nabu. Über die Trägerschaft des Standortübungsplatzes zwischen Saarburg und Serrig wird noch entschieden, denkbar wäre der Nabu. Der Standortübungsplatz soll auch touristisch genutzt werden - etwa durch Rad-, Wander- und Reitwege.
Stadtbürgermeister Jürgen Dixius ist erleichtert, dass die Entscheidung nun endlich gefallen ist, nachdem sich diese über Monate hinzog und der Ginster sich schon immer mehr auf dem Gebiet ausgebreitet hatte. "Ich bin froh, dass jetzt klar ist, was geschehen wird, und glücklich, dass das Gebiet dem Naturschutz vorbehalten bleibt", sagt er und hofft, dass das Projekt nun "sehr zeitnah" umgesetzt wird. Der rheinland-pfälzische Nabu-Vorsitzende Siegfried Schuch sieht dies genauso. "Ich bin froh, dass endlich eine Entscheidung getroffen wurde." Er hat auch schon eine Idee, wie dem beginnenden Wildwuchs ein Ende bereitet werden könnte: Zunächst kämen Konikpferde - etwa von der Schmidtenhöhe - nach Saarburg, die erst einmal losfressen könnten. Später kämen dann die Rinder hinzu.Extra

Flächen, die als Nationales Naturerbe ausgewiesen werden, sind solche, die dauerhaft für den Naturschutz erhalten bleiben sollen. Sie zeichnen sich durch Großflächigkeit, Unzerschnittenheit und in weiten Teilen auch unberührte Lebensräume aus. Diese Flächen werden aus dem Eigentum der Bundesrepublik kostenlos an die Länder, an Stiftungen oder Naturschutzverbände übertragen. Dazu gehören ehemals militärisch oder für den Braunkohleabbau genutzte Gebiete sowie das sogenannte Grüne Band an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. 2005 wurden bereits 100 000 Hektar in der ersten Tranche in das Nationale Naturerbe aufgenommen. Die restlichen 25 000 Hektar folgen nun. jka

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