Schandfleck muss für Kulturscheune weichen

Rascheid · Eine Finanzspritze aus Brüssel hilft der Hochwaldgemeinde Rascheid bei der Verwirklichung ihres wichtigsten Bauvorhabens. Nach dem Abriss eines alten Bauernhauses wird im nächsten Jahr an dieser Stelle eine Dorf- und Kulturscheune errichtet. Das wird circa 320 000 Euro kosten, wofür ein Zuschuss der Europäischen Union (EU) fließt.

Rascheid. In der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil hört man immer öfter ein neues Zauberwort. Es heißt "Dorfinnenentwicklung". Gemeint ist damit der Kampf gegen das Ausbluten der Ortskerne. Denn die Bevölkerung wird immer älter, und auch im Hochwald werden die Einwohnerzahlen in den Dörfern noch weiter zurückgehen.
Um diesen Trend entgegenzuwirken, sind Ideen gefragt, und die lokalen Politiker im 500 Einwohner zählenden Rascheid haben eine. Ortsbürgermeister Andreas Ludwig sagt: "Es ist wichtig, dass gerade bei diesem Thema die Gemeinde vorangeht. Wir reißen ein altes Haus ab, beseitigen einen Schandfleck und wollen den Leuten damit zeigen, was man mit Grundstücken mitten im Dorf machen kann." Konkret bezieht sich Ludwigs Aussage auf das seit zehn Jahren verwaiste Haus Nonninger in der Raiffeisenstraße.
Die Gemeinde wird dieses Gebäude abreißen lassen, um Platz für einen Neubau zu schaffen - und zwar für die sogenannte Dorf- und Kulturscheune.
Keine Überraschungen


Ursprünglich, so Ludwig, habe die Gemeinde die Sanierung des Hauses Nonninger ins Auge gefasst. Vor diesen Plänen hatte jedoch ein Ingenieur abgeraten, der sich zuvor den Zustand des Hauses Nonninger genau angeschaut hatte. "Die Gefahr bei solchen Altbauten ist ja, dass die Kosten aus dem Ruder laufen. Bei einem Neubau erlebt man da keine so großen Überraschungen", sagt Ludwig.
Also wird in der Raiffeisenstraße ein neues, zweigeschossiges Gebäude in Holzkonstruktion errichtet. Es nimmt eine Grundfläche von rund 150 Quadratmetern ein. Die eine Hälfte des Neubaus wird im Stil einer klassischen Scheune gestaltet. Die andere erhält eine Putzfassade. Herzstück des Neubaus ist ein Multifunktionsraum im Scheunentrakt. Er soll beispielsweise für Veranstaltungen der insgesamt sieben Ortsvereine genutzt werden, die bisher wie Mondscheinsingen, Frühschoppen oder Dorfflohmarkt im Freien stattfanden und bei schlechtem Wetter auch schon wiederholt ausgefallen sind. Außerdem können die Vereine in diesem Raum ihre Materialien unterstellen.
Darüber hinaus soll in dem Neubau das Bürgerbüro, das Dorfarchiv und ein Bastel- und Werkraum für generationenübergreifende Gruppenstunden ihren Platz finden. Schließlich wird auch eine von außen zugängliche Toilettenanlage installiert. Damit ist auch an die Wanderer auf der Königsfeld-Traumschleife gedacht. Denn der Premium-Weg führt direkt durch Rascheid.
Ende 2013 in Betrieb


Der Abriss des Hauses Nonninger ist nach Aussage des Gemeindechefs im "zeitigen Frühjahr 2013" geplant. Danach beginnen die Arbeiten für den Neubau. Ludwig geht davon aus, dass "wir Ende 2013 so weit sind, dass wir die Kulturscheune nutzen können." Nach den aktuellen Berechnungen des Architekten Hans Müller (Bekond) liegen die Gesamtkosten für das Projekt bei 317 500 Euro. Diese Summe müssen die Rascheider aber nicht alleine stemmen. Die EU wird das Vorhaben finanziell unterstützen, wobei die Zuschussquote bei 55 Prozent liegt.
Außerdem weist Ludwig darauf hin, dass die schuldenfreie Gemeinde Rascheid noch 50 000 Euro auf der hohen Kante hat. Das Geld wird nun in die neue Kulturscheune gesteckt. Die restlichen zu finanzierenden rund 100 000 Euro, die die Rascheider laut Ludwig als Eigenanteil bezahlen müssen, können allein durch die Aufnahme eines neuen Bankkredits finanziert werden.Extra

Im Zusammenhang mit dem geplanten Bau der Rascheider Dorfscheune ist Ortsbürgermeister Andreas Ludwig ein Hinweis wichtig: "Wir wollen nicht in Konkurrenz zum Saal Leyendecker treten." Rascheid ist die einzige der zwölf Ortsgemeinden in der VG Hermeskeil, die kein Bürgerhaus hat. Stattdessen gibt es mit Dorfwirt Otto Leyendecker einen Nutzungsvertrag der regelt, dass die Rascheider Vereine und die Gemeinde den großen Saal der Gaststätte für ihre Aktivitäten nutzen können. Dieser Kontrakt wurde erst kürzlich wieder verlängert. "Wir sind aber bei den Veranstaltungsterminen etwas gebunden, weil der Gastwirt gerade an den Wochenenden öfters Eigenbedarf hat und der Saal dann privat vermietet wird. Mit der Kulturscheune sind wir künftig etwas flexibler", sagt Ludwig. ax

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