Schmutzige Brühe im Biber-Gebiet

Die Schneeschmelze und der anschließende Regen haben in Reinsfeld ein Umweltproblem verursacht. Weil die Kanäle voll sind, läuft zurzeit verdünntes, aber ungeklärtes Abwasser in den Osterbach. Dort ist seit einem Jahr ein Biber aktiv.

Reinsfeld. "Ein schöner Anblick ist diese Brühe nicht, und übel riechen tut sie auch." Das sagt der Reinsfelder Albert Müller über das Bild, das sich ihm und seinen Kollegen vom Angelverein am Osterbach bietet. Aus einem Kanalrohr läuft Schmutzwasser aus den Haushalten des 2500-Einwohnerorts ungeklärt in den Wadrill-Zufluss, der seit etwa einem Jahr Heimat eines Bibers ist (siehe Extra).

Am Gitter des Rohrs hängt Papier und - so Rudolf Eiden - "alles, was sonst noch mit der Toilette weggespült wird". Neu sei dieses Problem nicht, betont der Vorsitzende des Angelvereins, der für die Nutzung des Osterbachs Pacht zahlt. "Die Hermeskeiler Werke bekommen es aber nicht in den Griff", klagt Eiden.

Nach starken Regenfällen komme es immer wieder vor, dass die Kanalleitungen und auch die unterirdischen Stauräume zum Bersten voll sind. Wenn diese Regenrückhaltebecken überlaufen, gelangt das Abwasser über einen Zulauf direkt in den Osterbach. "Reinsfeld ist in den vergangenen Jahren ja deutlich gewachsen, und es wurden immer mehr Flächen versiegelt. Deshalb sind die Kanäle und auch die Kläranlage inzwischen viel zu klein. Die Werke müssen sich also etwas einfallen lassen", fordert Müller.

Werkleiter Andreas Schmitt sagt jedoch: "Wir können nicht einfach einen Schalter umlegen, um das Problem kurzfristig zu lösen". Nachdrücklich betont Schmitt, "dass wir nicht in einem rechtsfreien Raum handeln". Dass bei vollen Rückhaltebecken "verdünntes Abwasser" in Bäche eingeleitet werden darf, sei ein auch andernorts von der Gewässeraufsicht genehmigter Zustand. Das bestätigt Sandra Hansen-Spurzem, Sprecherin der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord in Koblenz: "Diese Einleitungsstellen sind erlaubt. Denn wo soll man mit dem Wasser hin, wenn die Kanäle voll sind und es keine Ausweichmöglichkeit gibt?"

In Reinsfeld gebe es drei, in der ganzen VG 40 solcher Einleitungsstellen, so Schmitt. Das Problem liege darin, dass es in Reinsfeld und in vielen anderen Dörfern noch Mischsysteme gibt: Das heißt: Das Abwasser aus den Haushalten und das Regenwasser fließen in ein Rohr. "In Reinsfeld wurde noch Anfang der 1990er-Jahre das Mischsystem für mehrere Millionen Euro saniert", sagt Schmitt. Auf Dauer könne das Problem aber nur behoben werden, wenn auch in den "Altortslagen" das Misch- durch ein Trennsystem ersetzt würde. Das wäre jedoch mit hohen Investitionen verbunden. "Kurzfristig können wir hier nur versuchen, möglichst viel Fremdwasser abzuleiten, damit es erst gar nicht in den Kanal kommt". Es müssten also an Feldwegen Gräben gezogen werden, die das Regenwasser umleiten.

Die Erweiterung der Kläranlage ist laut Schmitt ab 2012 geplant. Das mit Toilettenpapier übersäte Gitter am Rohrende werde umgehend gereinigt. Der Werkleiter weist auch darauf hin, "dass diese Gitter ja extra dafür da sind, dass das Papier nicht in die Bäche abgeschwemmt wird." Der Osterbach werde auf der Gewässergütekarte des Landes als nur "mäßig belastet" bezeichnet.

Meinung

Schwieriger Spagat

Keine Frage: Die Klagen der Reinsfelder Angler über das Abwasserproblem im Osterbach sind nicht nur aus optischen Gründen berechtigt. Dass schmutzige Brühe nichts in Bächen zu suchen hat, ist selbstverständlich. Fairerweise sollte man aber darauf hinweisen, dass es ein schwieriger Spagat ist, optimalen Gewässerschutz mit vertretbaren Kosten in Einklang zu bringen. Mischsysteme waren früher Usus. Diese alten Kanäle sind aber mittlerweile nicht nur in Reinsfeld oft viel zu klein. Sie umzurüsten, ist teuer. Und was das bedeutet, liegt auch auf der Hand. Die Werke müssten den Gebührenzahlern noch tiefer in die Tasche greifen. a.munsteiner@volksfreund.deExtraDas sagt der Naturschutzbund: Pikant an dem Osterbach-Problem ist, dass sich genau dort vor einem Jahr ein Biber angesiedelt (der TV berichtete) und direkt oberhalb der Abwasser-Einleitungsstelle seine Dämme gebaut hat. "Ich sehe zwar kein so großes Problem für den Biber, wenn das Wasser hin und wieder nicht ganz koscher ist", sagt Manfred Weishaar vom Naturschutzbund (Nabu) Region Trier. Das Tier sei ja Vegetarier und fresse die Rinde von Bäumen. Gleichwohl bezeichnet Weishaar die Verschmutzung des Osterbachs als "untragbaren Zustand. "Es wurden in der Abwasserklärung unbestritten große Erfolge erzielt. Es gibt in Reinsfeld, aber auch in vielen anderen Orten noch etliche Restposten, die abgearbeitet werden müssen", meint der Naturschützer.

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