Schömerich sucht einen Käufer

SCHÖMERICH. Im kleinsten Ort der Verbandsgemeinde Kell am See steht im Jahr 2005 nur ein Punkt auf der Wunschliste. Ein Grundstück verkaufen, um endlich mit der Erschließung des Neubaugebiets "Am Commlerweg" beginnen zu können - das hat in Schömerich absolute Priorität.

Gemessen an den rund 40 Milliarden Euro, die die Bundesrepublik Deutschland allein im vorigen Jahr an neuen Schulden gemacht hat, könnte man das Defizit von 25 800 Euro im aktuellen Haushalt der Gemeinde Schömerich zwar als die viel zitierten "Peanuts" bezeichnen. Doch nicht nur der gewaltige Schuldenberg des Bundes wird so schnell nicht abzutragen sein. Auch die Schömericher werden sich wohl daran gewöhnen müssen, dass ihre Gemeindekasse auf absehbare Zeit im Minus bleibt.Kaum Hoffnung auf schwarze Zahlen

"Seit 2001 hantiert Schömerich mit Fehlbeträgen. Und es wird in den nächsten Jahren wohl kaum möglich sein, aus dieser Situation herauszukommen", stellt Kämmerer Raimund Kramp beim Blick auf die Etatzahlen des kleinsten Ortes in der Verbandsgemeinde Kell am See klar. Wie in anderen Orten, macht die Erfüllung von Pflichtaufgaben, die von den Gemeinde nicht beeinflusst werden können, inzwischen 80 Prozent des Haushaltes aus. Im 133-Seelen-Dorf bedeutet das beispielsweise, dass 5432 Euro als Sonderumlage für die Grundschulen gezahlt, 2470 Euro als Kostenanteil am Kindergarten Zerf übernommen und - als dickster Brocken - 37 077 Euro über die allgemeine Umlage an Verbandsgemeinde und Kreis abgeführt werden. Auf der Haben-Seite sind derweil der Gemeindeanteil an der Einkommenssteuer (16 910 Euro) und die Schlüsselzuweisungen des Landes (26 653 Euro) die wichtigsten Posten. "Davon leben wir", hat der frühere Ortschef Josef Hamel in den Beratungen im Gemeinderat erkannt. Ansonsten ist der verbleibende Handlungsspielraum für die Kommune eng begrenzt. 300 Euro für die Sanierung des Spielplatz-Zauns oder 560 Euro für die Anschaffung von sechs neuen Straßennamen-Schildern sind in Schömerich schon größere Investitionen. Entscheidend für die weitere Entwicklung des kleinen Dorfes wird jedoch die Verwirklichung des Projekts sein, dass im Vermögenshaushalt allein auf weiter Flur steht: die geplante Erschließung des Neubaugebiets "Auf Commlerweg". Dort sollen in zwei Bauabschnitten insgesamt elf Parzellen für Häuslebauer entstehen. Lieber heute als morgen würde Michael Lauer, seit einem halben Jahr Ortsbürgermeister, die Sache in Angriff nehmen. Denn: "Wir brauchen mehr Einwohner und wollen junge Familien in den Ort locken." Doch die Kommunalaufsicht gibt nur dann grünes Licht für die Erschließung des Neubaugebiets, wenn die Gemeinde für mindestens ein Baugrundstück einen Käufer gefunden hat. Eben diese Voraussetzung konnten die Schömericher bislang aber nicht erfüllen, obwohl das Projekt schon im Etat 2004 eingeplant war. Insofern ist der größte Wunsch von Lauer naheliegend: "Es wäre schön, wenn sich möglichst bald ein Interessent findet und wir schnell eine Baustelle verkaufen könnten", sagt der Ortschef und rührt gleichzeitig die Werbetrommel. Nicht nur die ruhige Lage ohne jeglichen Durchgangsverkehr sei ein Pluspunkt. Ansiedlungswillige erwarten in Schömerich auch vergleichsweise günstige Grundstückspreise. Konkrete Zahlen kann Lauer zwar noch nicht sagen ("Das hängt von den Erschließungskosten ab"), die Gemeinde wolle aber maximal 48 oder 49 Euro pro Quadratmeter für das Bauland verlangen.

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