Uneinigkeit über Zukunft der Hunsrückbahn

Morbach/Hermeskeil · Der Wunsch nach einer Reaktivierung der stillgelegten Hunsrückbahn besteht seit langem. Ein Verein setzt sich dafür ein, auch um den neuen Nationalpark umweltverträglich an das Rhein-Main-Gebiet anzuschließen. Nach mehreren Gesprächen fordert der Bernkastel-Wittlicher Landrat Gregor Eibes nun einen Runden Tisch, um das Thema zu konkretisieren. Der Hermeskeiler Bürgermeister hält aber nicht viel vom Wiederbelebungsversuch.

 Dieses Bild ist längst Geschichte: Ausflugsfahrten mit dem Schienenbus auf der Strecke der Hunsrückbahn – so wie auf unserem Foto in der Nähe von Geisfeld – gibt es schon lange nicht mehr. Die Idee einer Reaktivierung stößt auf geteilte Meinungen. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Dieses Bild ist längst Geschichte: Ausflugsfahrten mit dem Schienenbus auf der Strecke der Hunsrückbahn – so wie auf unserem Foto in der Nähe von Geisfeld – gibt es schon lange nicht mehr. Die Idee einer Reaktivierung stößt auf geteilte Meinungen. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Foto: ("m_servi"

Morbach/Hermeskeil. Auf der Bahntrasse, die durch den Hochwald auf der Achse Hermeskeil-Türkismühle führt, fahren seit 2012 keine Züge mehr. Die Gleise zwischen Morbach und Hermeskeil sind seit 1998 ebenfalls stillgelegt, weil sich der Bahnverkehr wirtschaftlich nicht mehr getragen hat. Es gab bereits in der Vergangenheit Pläne der Anrainergemeinden, die Strecke zu kau fen und wieder in Betrieb zu nehmen.
Diese wurden aber nicht verwirklicht. "Das lag damals an der ADD", erklärt der Bernkastel-Wittlicher Landrat Gregor Eibes auf TV-Nachfrage das Scheitern des ersten Versuchs. "Damals gab es den Grundgedanken, dass die Kommunen das Schienennetz kaufen, um einer möglichen Zerstückelung vorzubeugen." Dazu hätten die Kommunen aber einen Zuschuss der Landkreise benötigt, die diesen auch zahlen wollten. "Das hat uns die ADD aber untersagt", führt Eibes weiter aus.
Das Interesse an einer Reaktivierung der Trasse ist aber wieder gewachsen, nicht zuletzt wegen des neu gegründeten Nationalparks Hunsrück-Hochwald. Schließlich könnte dieser Nationalpark mit der Bahn umweltverträglich erschlossen werden. Um das voranzutreiben, hat sich im Mai 2015 der Verein Pro Hochwald- und Hunsrückbahn gegründet.
Sein Vertreter Erhard Pitzius hat mit Vorstandskollegen die Rathäuser der beteiligten Kommunen abgeklappert. Pitzius zieht ein positives Fazit: "Viele Bürgermeister begrüßen unsere Aktivität und würden sich über einen Eisenbahnbetrieb auf der Strecke freuen." Dabei sei auf den Umweltgedanken ebenso hingewiesen worden wie auf die touristische Bedeutung einer solchen Bahn.
Die Gesprächsrunde hat auch ein erstes Ergebnis. Eibes will einen Runden Tisch gründen: "Wir haben einen ersten Termin für den 19. Oktober angesetzt, um das Thema zu besprechen. "Jetzt müssen wir sehen, wie das in der Zukunft gemacht werden kann. Dabei muss auch eine Anbindung des Hahn und die Fortführung ins Saarland betrachtet werden - in Hinblick auf die Achse Hermeskeil-Türkismühle", sagt Eibes. Und er fügt hinzu: "Nun muss sondiert und konkretisiert werden, damit wir ein Papier erstellen, in dem klare Ziele definiert werden. Dabei sitzt auch der Verein Pro Hochwald- und Hunsrückbahn mit am Tisch."
Das gilt auch für den Hermeskeiler Bürgermeister Michael Hülpes (CDU). Er hatte früher die Wiederbelebungsversuche der Bahnstrecke befürwortet, sagt nun aber: "Wir haben kein Geld, um in Großprojekte einzusteigen, die mit solchen finanziellen Risiken behaftet sind." Zwar habe das Land für den rheinland-pfälzischen Teil eine 75-prozentige Förderung bei einer möglichen Reaktivierung der Bahnstrecke in Aussicht gestellt. Die restlichen 25 Prozent müsste aber die kommunale Familie schultern, wobei die mit einer Wiederinbetriebnahme verbundenen Kosten noch gar nicht feststünden. "Es gibt nur Gutachten, die etwa zehn Jahre alt sind", sagt Hülpes.
Hinzu komme, dass ein wirtschaftlicher Betrieb der Strecke aus seiner Sicht "nicht darstellbar ist". Der Hermeskeiler Rathauschef weist in diesem Zusammenhang auf die Situation im nordsaarländischen Losheim hin, wo der Betrieb der Museumsbahn "nur mit hohen öffentlichen Zuschüssen" möglich ist und die deshalb auch vor einer ungewissen Zukunft steht (siehe TV-Bericht vom 2. Juli).
Im Übrigen steht Hülpes auf dem Standpunkt: "Wir haben als Kommunen mit sinkenden Bevölkerungszahlen finanziell schon genug damit zu tun, die bestehende Infrastruktur aufrechtzuerhalten."

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