Warum nicht einfach Spaß haben?

Hermeskeil · Mit Jürgen Becker stimmt ein prominenter Kabarettist auf die neue Runde von "Hermeskeiler Kultur(er)Leben" ein. Für jeden Besucher hatte er ein Geschenk dabei.

 Hatte die Lacher auf seiner Seite; Kabarettist Jürgen Becker in Hermeskeil. TV-Foto: Ursula Schmieder

Hatte die Lacher auf seiner Seite; Kabarettist Jürgen Becker in Hermeskeil. TV-Foto: Ursula Schmieder

Foto: Ursula Schmieder (urs) ("TV-Upload Schmieder"

Hermeskeil Der Titel "Volksbegehren - die Kulturgeschichte der Fortpflanzung" versprach nicht zu viel. Wenn Jürgen Becker Kulturgeschichte sagt, dann meint er das auch und spannt mal eben einen Bogen von Adam und Eva bis zum jüngsten Wahlkampf. Und wenn er über Fortpflanzung doziert, dann gewissenhaft vom Einzeller bis zu Menschen, bei denen ja vieles komplizierter ist als bei Tieren. Mit seinem Hermeskeiler Publikum bereiste er so die ganze Welt und die Jahrhunderte. Denn wer verstehen will, warum Religion und Sexualität immer wieder aneinander geraten, obwohl doch beide nur "etwas schaffen wollen, was bleibt", der kommt weder an griechischen Göttern noch an Philosophen vorbei. Und "leibfeindliche" Kirchenlehrer wie Augustinus gehören ebenso mit ins Bild wie "Spaß am Freud" mit seiner Sicht der Psyche. Genauer seine Erkenntnisse über "dat Mich, dat dat und dat övver mich" - für Nicht-Kölner oder auch Nicht-Hochwälder: das Ich, das Es und das Über-Ich und deren mehr oder weniger bewusstes Zusammenwirken.
Mit derart tiefsinnigen und zugleich humoristischen Betrachtungen eröffnete Jürgen Becker gekonnt die neue Runde von "Hermeskeiler Kultur(er)Leben" (Info). Selbst wenn es mal "unter die Gürtellinie" ging, behielt der Spaß die Oberhand. Und das erst recht angesichts von Wahl-Botschaften wie Bikini statt Burka. In FKK-Regionen mit alternder Bevölkerung würde sich schließlich mancher eine Ganzkörperverhüllung für gut genährte deutsche Bürger wünschen. Und mit "dem Fremden" kennen sich auch Kölner bestens aus. Schließlich müssen auch sie sich gegenüber "Volksgruppen" wie den Düsseldorfern abgrenzen, was beide Seiten seit Generationen genüsslich ausleben.
Beim Publikum kam Becker sehr gut an. Für Irmi Philipp aus Züsch, die ihn erstmals live erlebte, war er so wie im Fernsehen. Solche Kabarettabende könnte es ruhig öfter in Hermeskeil geben, wünscht sie sich. Becker sei klasse, kommentierte Rüdiger Winter aus Damflos: "Die Pointen, die er so setzt, sind fantastisch - und dann macht er eine Pause. Ehefrau Paula fand es zudem gut, dass es schon um 19 Uhr losging. Das sei eine annehmbare Uhrzeit. Für Wolfgang Neufang und seine Frau aus Brücken steht fest, künftig öfters solche Angebote zu nutzen. Sie seien angenehm überrascht - vom abwechslungsreichen Programm wie vom spendierten Kölsch. Becker hatte für jeden der etwa 160 Besucher ein Bierchen dabei.
Extra: HERMESKEILER KULTUR(ER)LEBEN


Willi Auler, erster Stadtbeigeordneter und Mitglied des Beirats, der die Kultur-Reihe ausrichtet, freut sich mit Blick auf das weitere Programm. Besucher dürfen sich auf zwei weitere prominente Kabarettisten freuen: "Rocker" Sven Hieronymus, 4. November, und Andy Sauerweins Jazzkabarett, 17. Dezember. Zuvor stehen aber Schank, Kölner Party-Folk, 7. Oktober, und SWR 3 Elchparty, 28. Oktober, auf dem Programm.

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