Wer singen will, muss nicht mehr zahlen

Trier · Der Verein Musikpiraten der Piratenpartei hat ein Liederbuch extra für Kitas herausgegeben. Darin finden sich 55 Lieder, für die keine Lizenzgebühren anfallen.

Trier. Normalerweise steht die Piratenpartei vor allem für den Datenschutz ein. Doch jetzt haben Piraten ein Liederbuch für Kindergärten herausgebracht. Das Buch mit dem Titel "Kinder wollen singen - Gemeinfreies Liedgut fürs ganze Jahr" wird kostenlos an die Einrichtungen verteilt. Darin finden Erzieher Stücke, die kopiert und aufgeführt werden dürfen. Der Trick: Die Lieder sind so alt, dass für sie keine Lizenzgebühren mehr anfallen. Damit reagiert die Partei auf den Vorstoß der Verwertungsgesellschaft (VG) Musikedition, die verkündet hatte, Lizenzgebühren von Kitas für Konzerte und kopierte Noten zu erheben. Die VG Musik edition sorgt im Auftrag ihrer Mitglieder dafür, dass die Urheberrechte gewahrt werden. Eintreiber der Gebühren ist die Gema (Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte).
Den Kindergärten wurden in diesem Zusammenhang Pauschalverträge angeboten, um eine bestimmte Anzahl an Kopien abzudecken. So kosten bis zu 500 Kopien 56 Euro, bis zu 20 000 Kopien 2224 Euro. Bundesländer wie Bayern haben daraufhin eine Gebühr für ihre Kindergärten vereinbart.
Der Vorstoß hatte damals für viel Aufsehen in den Kindergärten gesorgt. "Die Kitas waren teilweise schon sehr verängstigt", sagt Ottmar Muno, stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbands Trier-Saarburg der Piratenpartei. Einige Kitas hätten zum Teil aufs Singen verzichtet.
Eine Kita ohne Gesang - das wollte sich die Piratenpartei aber nicht vorstellen. Deshalb hat sie bundesweit rund 50 000 Euro an Spenden gesammelt und nach alten Stücken gesucht, für die keine Lizenzgebühren mehr anfallen. Gefunden hat sie 55, die von "Alle meine Entchen" bis "Widele Wedele" reichen - inklusive "Die Gedanken sind frei".
Rund 55 000 Exemplare des Büchleins werden an alle Kitas in Deutschland verteilt, 243 allein im Kreis Trier-Saarburg. So weit möglich, möchte Muno dort die Bücher persönlich überreichen und so nebenbei die potenziellen Wähler von morgen kennenlernen. Die dürften sich über neue Liederbücher richtig freuen.

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