Wer Strom sparen will, geht in die Bücherei

Hermeskeil/Konz/Bitburg · Neben Büchern, DVDs und Zeitschriften verleihen die Stadtbibliotheken in Hermeskeil, Konz und Bitburg jetzt auch Energiemessgeräte. Sie nehmen an einer deutschlandweiten Aktion teil. Der Hintergrund: Jeder soll Energie einsparen können - auch ohne ein Messgerät kaufen zu müssen.

Hermeskeil/Konz/Bitburg. Der Stromzähler rattert und rattert. Dabei ist doch eigentlich kein Gerät in Betrieb, oder? Für besonders heimtückisch hält Clemens Hölter, Vorstandsvorsitzender der No-Energy-Stiftung für Klimaschutz und Ressourceneffizienz, Steckerleisten, die ausgeschaltet mehr Energie als eingeschaltet verbrauchen. "Da hilft nur sachliche Aufklärung", sagt er. Seine Stiftung geht zum Beispiel davon aus, dass deutschlandweit insgesamt Energie im Wert von sechs Milliarden Euro durch den Stand-by- oder Leerlauf-Betrieb von Fernsehern, DVD-Playern und ähnlichen Geräten verbraucht wird - bei 80,2 Millionen Einwohnern kommen pro Kopf jährlich 74,81 Euro zusammen.500 Bibliotheken machen mit

Ohne Informationen zum genauen Energieverbrauch ist es jedoch nahezu unmöglich, die größten Stromfresser im Haushalt zu identifizieren. Unter dem Motto "leihen statt kaufen" stellt die No-Energy-Stiftung deswegen zusammen mit dem Umweltbundesamt (UBA) 500 Bibliotheken Energiesparpakete zur Verfügung. "Mit dem Energiesparpaket helfen Bibliotheken den Nutzern, den aktuellen Stromverbrauch und mögliche Einsparpotenziale zu ermitteln", sagt UBA-Präsident Jochen Flasbarth. Unter anderem hat die Hermeskeiler Stadtbibliothek eines der Messgeräte bekommen. In der Region Trier sind ansonsten nur die Bibliotheken in Konz und Bitburg beteiligt. Das Ausleihen der Geräte ist kostenlos. Jeder Bibliotheksnutzer darf das Gerät eine Woche lang behalten, um den Stromverbrauch in seinem Haushalt durchzumessen. Infos zum Energiesparen

"Ich habe es selbst gleich daheim getestet. Manchmal muss man erst mal die Zahlen sehen, um sich bewusst zu werden, wie viel Energie man verschwendet und welche Stromfresser man im Haus hat", sagt Marion Adams, Leiterin der Hermeskeiler Stadtbibliothek. Vor allem der Unterschied zwischen einem Computer im Stand-By-Modus und einem Rechner, der den ganzen Tag über läuft, hat Adams erstaunt. An den Wäschetrockner habe sie das Energiespargerät erst gar nicht angeschlossen. "Dann hätte ich wahrscheinlich einen Herzinfarkt bekommen", sagt Adams schmunzelnd. Das Paket enthält neben dem Strom-Messgerät und einem Verlängerungskabel mit Ein-/Ausschalter eine ausführliche Bedienungsanleitung und wichtige Informationen zum Energiesparen. Das Messgerät wird zwischen Steckdose und das zu untersuchende Gerät gesteckt, dann wird der Stromverbrauch angezeigt. So sieht man zum Beispiel, ob die Waschmaschine im ausgeschalteten Zustand Strom zieht. Mit dem Messgerät lassen sich auch die jährlichen Betriebskosten des Kühlschranks ermitteln. So wird deutlich, wann es sich lohnt, ein neues Gerät anzuschaffen. "Die Nachfrage ist schon jetzt sehr groß", sagt Storf-Becker. Zurzeit sei das Gerät im Umlauf. Das dürfte Clemens Hölter von der No-Energy-Stiftung freuen. "Das Kerngeschäft der Bibliotheken ist Ausleihen", führt er aus. Wenn sich die Menschen ein solches Messgerät leihen, statt eines zu kaufen, tun sie auch schon etwas für die Umwelt: Es sei nicht nur kostengünstiger, sondern es werde auch die Energie für die Produktion weiterer Geräte gespart. Er kann sich vorstellen, dass künftig weitere Geräte an andere Bibliotheken ausgegeben werden. "Die Teufelchen sind viele, viele kleine Stromfresser", sagt Clemens Hölter von der No-Energy-Stiftung. Insgesamt rate er dazu, beim Kauf neuer Geräte auf den Blauen Engel zu achten, mit dem das Umweltbundesamt besonders umweltfreundliche Produkte kennzeichnet. Extra

Kühlschrank: Hier ist es wichtig, auch die Größe zu hinterfragen und auch, ob man unbedingt ein Eisfach braucht. Waschmaschinen und Trockner: Vor allem alte Geräte verbrauchen viel Energie. Fernseher, Computer und Stereoanlage bieten großes Einsparpotenzial - vor allem, indem man den Stand-by-Betrieb vermeidet. Heizungspumpe: Oft verbrauchen ältere Pumpen bis zu 100 Watt pro Jahr. Bei zwei Euro Kosten pro Watt sieht Hölter etwa 50 Watt und 100 Euro Einsparpotenzial pro Jahr. Eine neue Pumpe könnte sich durch die damit verbundenen Einsparungen innerhalb von drei bis vier Jahren refinanzieren. Tipps zum Energiesparen gibt es auch im Internet unter www.no-energy.de oder unter www.umweltbundesamt.de Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz verleiht ebenfalls kostenlos Energiemessgeräte. Zusammen mit den Kunden werten die Mitarbeiter sogar die Ergebnisse der Messungen aus. Die Außenstelle in Trier ist in der Fleischstraße 77, Telefon: 0651/48802. cmk

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