Winter vereitelt Narzissenfest in Schillingen

Schillingen · Diese Absage kommt angesichts des miesen Wetters fast mit Ansage: Weil der Winter einfach nicht weichen will, lässt sich eine wild blühende Frühlingsbotin auf den Wiesen an der oberen Ruwer noch nicht blicken. Deshalb fällt das für Sonntag, 24. März, geplante Narzissenfest in Schillingen aus. Es ist normalerweise im Hochwald die erste große Freiluftveranstaltung im Jahr.

 Der Schnee ist Schuld: Das geplante Narzissenfest fällt aus. Vera Grimm-Gubernator und Florian Marx von der Spießbratenhalle müssen mit Osterglocken aus dem Gartenbaumarkt vorlieb nehmen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Der Schnee ist Schuld: Das geplante Narzissenfest fällt aus. Vera Grimm-Gubernator und Florian Marx von der Spießbratenhalle müssen mit Osterglocken aus dem Gartenbaumarkt vorlieb nehmen. TV-Foto: Axel Munsteiner

Schillingen. "Wir haben lange gezögert und noch gehofft. Nach dem heftigen Neuschnee am vorigen Wochenende ist aber klar, dass es jetzt am Sonntag keine blühenden Narzissen zu sehen gibt. Damit fehlt uns der Aufhänger für das ganze Fest, und wir müssen es deshalb notgedrungen absagen", betont Walburga Meyer, die Geschäftsführerin von Hochwald-Ferienland. Der für den Tourismus in der Verbandsgemeinde (VG) Kell zuständige Verein ist neben der Gemeinde Schillingen und dem Forstamt Saarburg Mitveranstalter des rheinland-pfälzischen Narzissenfests, das am 24. März zum achten Mal stattfinden sollte und im vorigen Jahr rund 3000 Besucher anlockte.
Im Mittelpunkt des Fests steht seit der Premiere 2006 eine botanische Kostbarkeit der Region: Denn die wild blühende Narzisse - eine kleine Verwandte der in vielen Gärten beheimateten Osterglocke - ist eine schützenswerte Schönheit, da sie in Deutschland östlich von Hochwald und Hunsrück nicht mehr wächst.
Hartnäckiger Winter


Ausgehend von der Freizeitanlage Schillingen, wo stets die Stände eines Frühlingsmarkts aufgebaut sind, werden den Besuchern am Tag des Narzissenfests unter Mitwirkung von Naturschutzverbänden geführte Wanderungen zu den Wiesen im oberen Ruwertal nahe Zerf und Mandern angeboten. Dort treffen sie im zeitigen Frühjahr normalerweise auf einen großen gelben Blütenteppich, der von Tausenden wilden Narzissen gebildet wird. Wegen des hartnäckigen Winterwettters ist aber zumindest am Sonntag an ein solches Naturschauspiel beim besten Willen nicht zu denken.
Die Blumen sind noch nicht aus dem Boden gekommen, obwohl der Schnee auf den Wiesen inzwischen größtenteils geschmolzen ist. "Wir haben uns vor der Absage natürlich fachkundigen Rat eingeholt. Die Botaniker gehen davon aus, dass frühestens in zwei Wochen mit blühenden Narzissen zu rechnen ist", sagt Meyer. Der Keller VG-Chef Werner Angsten, zugleich Vorsitzender von Hochwald-Ferienland, sagt angesichts dieser Ausgangslage: "Wir würden uns ja unglaubwürdig machen, wenn wir trotzdem am Sonntag ohne Narzissen ein Fest anbieten würden.
Deshalb lassen wir es lieber ausfallen." Ausdrücklich weisen Angsten und Meyer darauf hin, dass das Narzissenfest für 2013 komplett abgesagt und nicht auf einen späteren Termin verschoben wird. Zum einen folgen das Osterwochenende und der Weiße Sonntag (7. April) mit den Kommunionen. Zum anderen, so Meyer, "brauchen wir für den Markt und das Rahmenprogramm organisatorisch eine gewisse Vorlaufzeit und können das nicht einfach so aus dem Boden stampfen. Beispielsweise sind viele Aussteller, die am Sonntag kommen wollten, an anderen Terminen schon verbucht". Für Naturfreunde gibt es aber ein Trostpflaster. Forst und Naturschutzbund (Nabu) haben zugesagt, dass deren Fachleute geführte Wanderungen zu den Narzissenwiesen an der Ruwer anbieten, sobald dort die Blumen blühen. "Die genauen Termine dafür stehen natürlich noch nicht fest. Wir werden aber im Vorfeld zeitnah auf diese Wanderungen hinweisen", sagt Meyer.
Das Narzissenfest ist 2009 schon einmal wegen schlechten Wetters ausgefallen. In anderen Jahren passte der frühzeitig festgelegte Termin fast perfekt mit dem Blütestand der Narzissen zusammen. 2007 war es im Frühjahr so warm, dass fast alle Blumen am Tag des Narzissenfests schon verblüht waren. Angesichts dieser wechselvollen Historie sagt Meyer: "Natürlich ist diese Veranstaltung ein ziemliches Lotteriespiel. Aber es geht ja um Natur und das ist immer mit Risiko verbunden."
Extra

Reaktion der Gastronomie: Von der Absage des Narzissenfests sind vor allem die Inhaber der Spießbratenhalle Schillingen betroffen, die der einzige gastronomische Betrieb an der Freizeitanlage ist. "Umsatzmäßig ist es für uns schon schlecht, dass das Fest ausfällt. Das ist ein Tag, der für uns von großer Bedeutung ist, weil wird dann hier volles Haus haben", sagt Florian Marx. Dass die Veranstaltung am Sonntag nicht stattfindet, ist für den Gastronomen aber "verständlich. Es sind ja keine Narzissen da. Wir hätten es lieber gesehen, wenn man das Fest verschoben und nicht komplett gestrichen hätte." Laut Marx denken die Besitzer der Spießbratenhalle darüber nach, zu einem späteren Zeitpunkt "in eigener Hand ein Fest in kleinerer Form zu organisieren". ax

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