Wo die Geschichte der Luftfahrt lebendig wird

Pro Saison schauen sich rund 150 000 Besucher auf dem Gelände der bundesweit größten privaten Flugzeugausstellung in Hermeskeil um. Nach der Winterpause öffnet die außergewöhnliche Sammlung der Familie Junior am Freitag, 1. April, wieder ihre Pforten. Neue Exponate sind dazugekommen.

Letzte Handgriffe: An den neuen Hubschraubern schraubt Peter Junior derzeit noch fleißig, bevor am 1. April wieder der 200-tägige Dauerlauf ohne Ruhetag auf seinem Gelände beginnt. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Letzte Handgriffe: An den neuen Hubschraubern schraubt Peter Junior derzeit noch fleißig, bevor am 1. April wieder der 200-tägige Dauerlauf ohne Ruhetag auf seinem Gelände beginnt. TV-Foto: Jürgen C. Braun

Hermeskeil. Draußen, am Tor, stehen in der Frühlingssonne schon ein paar Neugierige. Sie drücken sich die Nasen an den Gitterstäben platt und zücken ihre Fotohandys. "Wann macht ihr denn auf?", wollen die Zaungäste, offensichtlich Fremde, wissen. Ein paar Tage nur noch müssen sie sich gedulden. Dann öffnen sich am 1. April wieder die Türen zu den Hallen und dem großen Freigelände der Hermeskeiler Flugausstellung.

Diese ist ein aufgeschlagenes Geschichtsbuch der privaten und militärischen Geschichte aller möglichen Flugzeuge und Hubschrauber der vergangenen Jahrzehnte.

Sukzessiver Ausbau



Gegründet wurde die Flugausstellung, die direkt an der Hunsrückhöhenstraße liegt, 1973 von Leo Junior. Sein Sohn Peter übernahm sie später und baute sie im Laufe der Jahre sukzessive aus. "Angefangen haben wir mit einem einzigen Hubschrauber", erinnert sich Peter Junior, der heute mit der gesamten Familie und Teilzeitkräften das einzigartige Museum mit seinen inzwischen über 110 Exponaten betreibt. Mit genauer Kosten-Nutzen-Abwägung, mit einem in Jahrzehnten gewachsenen Netzwerk an Partnern, Kollegen, Lieferanten, Interessenten. Und mit viel Herzblut.

Kurz vor dem offiziellen Eröffnungstermin deuten in den Hallen seiner Sammlung nur noch ein paar Werkzeuge und einige Reinigungs-Utensilien darauf hin, dass die Winterpause noch nicht ganz vorbei ist. "Seit November 2010 bin ich etwa 35 000 Kilometer nur in Sachen Flugausstellung mit meinem Privatauto gefahren", sagt Junior. "Mit so einer Ausstellung bist du ja nie fertig. Es geht nicht nur darum, die Exponate zu restaurieren, die man schon hat. Man muss ja ständig Augen und Ohren offen halten, was der Markt hergibt und auf dem Laufenden bleiben."

Und Junior ist keiner, der bei Ebay expandiert. "Ich sehe mir vorher jede Schraube an, die neu kommen soll. Natürlich fährt man auch viele Kilometer umsonst. Aber im Katalog kriegt man halt nichts." Zumindest nicht für eine der größten musealen Ausstellungen dieser Art in Europa.

Zwei neue Hubschrauber, eine französische Aluette, und eine Westland WASP der Royal Navy zieren nun das 75 000 Quadratmeter große Ausstellungsgelände. Dort hat ein großes Aufgebot an alten Passagiermaschinen, Helikoptern und ausrangierten Kampfjets seine letzte Parkposition gefunden.

Das historisch bedeutsamste Stück trägt den Spitznamen "Super Conny". Mit der Lockheed Super Constellation brach 1955 der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer zum Staatsbesuch nach Moskau auf und erreichte dort die Freilassung der letzten deutschen Kriegsgefangenen.

Imposanter Hubschrauber



Besonders imposant sind eine russische Mi 6, der weltweit größte Hubschrauber, und ein originalgetreuer Nachbau des berühmtesten zivilen Überschall-Flugzeugs der Welt: eine Concorde, in der sich das Café der Flugzeugaustellung mit 150 Sitzplätzen befindet.

Junior bezeichnet sich mit nicht wenig Selbstironie als "Jäger und Sammler". Nur sammelt er eben keine Beeren und Felle, sondern Unikate der Luftfahrtgeschichte. Ein Austausch mit vergleichbaren "Börsen" bestehe schon. "Klar, man kennt sich. Aber meistens will das, was Du vielleicht mal loswerden willst, keiner haben. Und das, was Du vielleicht gerne mal hättest, gibt der andere nicht her. Da spielt auch so ein gewisser Besitzerstolz mit", sagt Junior.

Für die Betreiber anderer Ausstellungen ist der Hermeskeiler dennoch ein bekannter und angesehener Partner. So hat Junior vor kurzem dem deutschen Technikmuseum in Berlin mit dem Kabinendach eines knapp 70 Jahre alten Düsenjägers ausgeholfen. "Die hätten das sonst nirgendwo mehr her bekommen", sagt der 49-Jährige.

Die Ausstellung ist bis 1. November täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen acht Euro Eintritt, Kinder von vier bis 14 Jahren fünf Euro.

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