Kommunalpolitik Zerfer Rat beschließt Investitionsprogramm: Bekenntnis zur Halle und Unterstützung für Ärzte

Zerf · Der Gemeinderat Zerf hat sein Investitionsprogramm bis 2022 festgezurrt. Darin stehen unter anderem 700 000 Euro für zwei Projekte, die das Gremium seit einiger Zeit beschäftigen und deren Umsetzung nach wie vor umstritten ist.

 Hat die Ruwertalhalle in Zerf langfristig eine Zukunft? Eine Mehrheit im Gemeinderat ist dieser Meinung und will kräftig in die Sanierung investieren.

Hat die Ruwertalhalle in Zerf langfristig eine Zukunft? Eine Mehrheit im Gemeinderat ist dieser Meinung und will kräftig in die Sanierung investieren.

Foto: Trierischer Volksfreund/Christa Weber

Die Liste der Projekte, für die die Ortsgemeinde Zerf bis 2022 Geld in die Hand nehmen will, ist lang. Ortsbürgermeister Dieter Engelhardt (SPD) ließ die Ratsmitglieder in ihrer jüngsten Sitzung über jeden Punkt einzeln beraten und abstimmen, der in die kommenden Haushalte einfließen soll. Dabei gab es zu zwei Beträgen Gesprächsbedarf. Schließlich entschied jedoch eine Mehrheit im Rat, sowohl für die Ruwertalhalle als auch für die ärztliche Versorgung im Ort eine höhere Summe einzuplanen.

Die Halle ist schon lange ein Sorgenkind der Gemeinde. Das Dach ist undicht, an einigen Stellen regnet es hinein. Das Land Rheinland-Pfalz hat nach mehreren vergeblichen Anträgen aus Zerf nun einen Zuschuss zur Dachsanierung gewährt: 63 000 Euro. Laut Vorschlag im Investitionsprogramm sollen insgesamt 600 000 Euro für die nächsten zwei Jahre bereitgestellt werden, weil an der Halle noch mehr zu tun ist. Manchem Ratsmitglied bereitete dies jedoch „Bauchschmerzen“, wie es Michael Finkler (BOK) formulierte. Die geschätzten 220 000 Euro für das Dach reichten bei weitem nicht aus, und es gebe „noch mehr Probleme“, mahnte Finkler. Wenn die Gemeinde nun „so tief in die Tasche greife“, dann besser für eine „langfristige Lösung“. Karsten Jung (FBL) plädierte dafür, ein „vernünftiges Gesamtkonzept“ zu erarbeiten mit dem Ergebnis, die Halle auch für kleinere Feierlichkeiten vermieten zu können. Andrea Engelhardt (SPD) gab zu bedenken, dass die Halle lediglich vom Tennisverein und für zwei, drei große Veranstaltungen im Jahr genutzt werde. Es sei möglicherweise besser, ein neues Gebäude zu planen, in das beispielsweise ein Gemeinderaum und der Bauhof integriert werden könnten.

 Auch den Erhalt von Arztpraxen möchte die Gemeinde Zerf – falls nötig – unterstützen.

Auch den Erhalt von Arztpraxen möchte die Gemeinde Zerf – falls nötig – unterstützen.

Foto: dpa/Bernd Weissbrod

CDU und GfZ dagegen wollten an der Halle festhalten. „Ich würde es sehr bedauern, wenn wir heute das Ende beschließen würden“, sagte Bruno Thiel (CDU). Fraktionskollege Stefan Schmitt schlug vor, die geplante Investition in jeweils 300 000 Euro aufzuteilen. Mit der einen Hälfte könne man 2019 das Dach sanieren, die andere könne man ins Jahr 2021 verschieben und bis dahin ein Konzept für weitere Schritte aufstellen. Der Vorschlag wurde mit sieben Jastimmen bei fünf Neinstimmen und zwei Enthaltungen angenommen.

Ebenfalls umstritten ist im Rat seit Längerem, wie die Gemeinde einem möglichen Ärztemangel in Zerf vorbeugen könnte. Im Investitionsprogramm waren 200 000 Euro vorgeschlagen mit dem Zweck „Ärztehaus/Mittel zum Erhalt der ärztlichen Versorgung“. Karsten Jung plädierte dafür, diesen Posten zu streichen: „Wir kriegen jetzt ein Haus gebaut. Warum sollten wir noch weiter aktiv werden?“, fragte er. Damit spielte Jung auf ein im Ort geplantes Seniorenwohnprojekt an. Der private Investor will darin auch eine Arztpraxis einrichten. Einen Zuschuss dafür hat die Lokale Aktionsgruppe Erbeskopf in Aussicht gestellt, sobald ein Betreiber feststeht.

Ortschef Engelhardt erklärte, man solle mit diesem Projekt nicht in Konkurrenz treten. Die Gemeinde hatte zuletzt selbst den Bau eines Ärztehauses geplant, war jedoch bislang an der Finanzierung gescheitert. „Wir haben jetzt sehr gute Rahmenbedingungen“, sagte Engelhardt. Beide Hausarzt-Praxen in Zerf hätten neue Ärzte eingestellt. Über eine langfristige Lösung für die Zukunft – unter Einbezug der neuen Räume im Seniorenprojekt – müssten sich nun Ärzte und Unternehmer einig werden. Die 200 000 Euro seien als Absicherung gedacht für den Fall, dass die Gemeinde doch noch einspringen müsse.

CDU und GfZ plädierten dafür, an dieser Investition festzuhalten. Stefan Schmitt (CDU) sagte: „Damit tun wir unsere Absicht kund, dass wir weiter etwas unternehmen wollen.“ Alfred Gelz (GfZ) erklärte, es könne immer noch der Fall eintreten, dass man reagieren müsse. Michael Finkler (BOK) dagegen betonte, es sei nicht „ureigene Aufgabe“ der Gemeinde, die Privatwirtschaft zu fördern. „Was wird denn mit den 200 000 Euro? Kann sich die ein Arzt einfach bei uns abholen, wenn er sich hier ansiedelt?“, hakte Finkler nach. „Wir haben zurzeit nichts Konkretes vorzuweisen, wofür wir das Geld einsetzen wollen“, bemängelte Andreas Rommelfanger (SPD). Der Rat habe vieles diskutiert, aber ohne Ergebnis. Sobald es akuten Bedarf gebe, finde sich sicher auch ein Weg zur Finanzierung. Die Ratsmehrheit folgte schließlich einem Vorschlag des Ortschefs, den Begriff Ärztehaus zu streichen und eine Investition zur „Unterstützung der Ansiedlung von Ärzten“ einzuplanen, diese aber auf 100 000 Euro zu reduzieren. Es gab zwei Neinstimmen und drei Enthaltungen.

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