Zum ersten Mal will eine Grüne auf den Landratsstuhl

Konz · Die Grünen im Kreis Trier-Saarburg haben als erste Partei ihre Kandidatin für die Landratswahl am 22. September gekürt. Die 50-jährige Kunsthistorikerin Sabina Quijano aus Kanzem in der Verbandsgemeinde Konz soll den amtierenden Landrat Günther Schartz (CDU) herausfordern.

Die Zeit ist reif - darüber waren sich die Mitglieder des Kreisverbands Trier-Saarburg von Bündnis 90/Die Grünen einig. Reif dafür, dass die Grünen im Landkreis zum ersten Mal einen eigenen Kandidaten ins Rennen um den Landratsposten schicken. Am Freitag haben die Mitglieder einstimmig Sabina Quijano aus Kanzem nominiert. Sie soll bei der Wahl am 22. September gegen Amtsinhaber Günther Schartz (CDU) antreten. Der Vorstand habe sich diesen Schritt gründlich überlegt, sagte Kreisverbandssprecherin Heide von Schütz. "Die Grünen sind eine nicht zu übersehende politische Kraft im Land. Es ist Zeit, dass wir auch auf kommunaler Ebene überall kandidieren, wo grüne Politik besser vertreten sein sollte", argumentierte sie für die Nominierung Quijanos. Dem stimmte auch Landtagsabgeordnete Stefanie Nabinger zu: "Wir müssen uns im Kreis breiter aufstellen". Dass dafür jetzt "der richtige Zeitpunkt" sei, zeige sich auch daran, dass mit dem Wincheringer Matthias Pinnel erstmals ein Grüner bei der VG-Bürgermeisterwahl in Saarburg antreten wird.
Für die Nominierung Quijanos als Landratskandidatin sprachen sich alle 15 anwesenden wahlberechtigten Mitglieder aus. Die 50-jährige Deutsch-Kolumbianerin sitzt seit 2004 für die Grünen im Verbandsgemeinderat Konz, seit 2009 ist sie Mitglied des Kreistags Trier-Saarburg (siehe Extra). Zu ihren politischen Schwerpunkten zählen Schulentwicklung, Energiewende, Verkehr und Finanzen. "Das sind auch in den nächsten Jahren die Grundlagen der Kreispolitik, um die sich alles drehen wird", sagte Quijano. Die Grünen hätten in diesen Bereichen "schon einige Erfolge gefeiert". Als Landrätin wolle sie diese Arbeit fortführen, "damit wir gemeinsam den sozialökologischen Wandel im Kreis einleiten".
Den Mitgliedern dankte die Kanzemerin für die "klare Vertrauensbasis" und den "breiten Rückhalt", mit dem sie nun in den "sicher nicht einfachen Wahlkampf" ziehen will. Das Kreisgebiet sei groß und mit knapp 70 Mitgliedern im Grünen-Kreisverband "nicht leicht abzudecken". Dennoch vertraut Quijano darauf, ihren Kontrahenten Paroli bieten zu können: "Wir grenzen uns bei unseren Positionen, zum Beispiel zur Lösung der Verkehrsprobleme, klar voneinander ab." Der Wahlkampf werde eine "Herausforderung, aber wir haben unsere Chance."
Antreten wird Quijano höchstwahrscheinlich gegen Amtsinhaber Günther Schartz (CDU) und SPD-Mann Thomas Neises. Beide sind von ihren Parteien noch nicht offiziell nominiert. Meinung

Die Basis ist jetzt gefordert Von Christa Weber Die Grünen sind im Land Teil der Regierung. In Trier-Saarburg sitzen sie im Kreistag und mittlerweile in vier von sieben Verbandsgemeinderäten. Da ist es verständlich und konsequent, dass die Partei bei einem großen kommunalpolitischen Ereignis wie der Landratswahl Flagge zeigen will - und einen eigenen Kandidaten aufstellt. Zumal sich die SPD bei dieser Frage Zeit gelassen hat.
Angesichts der Popularität des Amtsinhabers und der noch schwachen grünen Basis im Südosten des Landkreises - in den Verbandsgemeinden Schweich, Kell am See und Hermeskeil stellen sie keine Fraktion - ist die Kandidatur von Sabina Quijano aber auch eine mutige Entscheidung. Quijano ist ohne Frage eine kompetente Politikerin. Mit ihren Schwerpunkten Verkehr und Schulentwicklung setzt sie auf die richtigen Themen, die den Menschen im Landkreis unter den Nägeln brennen. Will sie gegen den volksnahen Kumpeltyp Schartz bestehen, muss sie jetzt aber vor allem auch den Kontakt zu den Bürgern suchen und verstärken. Dabei sind jetzt die Mitglieder in den Ortsverbänden gefragt. Sie müssen alle Kräfte mobilisieren, um ihre Kandidatin zu unterstützen und im gesamten Kreis bekannt zu machen. c.weber@volksfreund.deExtra: Zur Person
Sabina Quijano ist 50 Jahre alt, verheiratet, hat einen erwachsenen Sohn und wohnt in Kanzem. Geboren ist sie in Hannover, hat aber einige Jahre in Kolumbien gelebt, der Heimat ihres Vaters. Ihre Schulausbildung absolvierte sie in Hildesheim (Niedersachsen). Ab 1983 studierte sie in Trier Kunstgeschichte, Archäologie und Ethnologie. Seit sechs Jahren arbeitet Quijano im Forschungszentrum Centre de Recherche Public Henri Tudor in Luxemburg. Quijano ist Mitglied im Bürger- und Kulturverein Kanzem, engagiert sich in der Nachbarschaftshilfe. Für die Grünen ist sie Fraktionssprecherin im VG-Rat Konz, stellvertretende Fraktionsvorsitzende im Kreistag Trier-Saarburg und Vorstandsmitglied im Kreisverbands Trier-Saarburg . 2008 kandidierte sie für das Amt des Konzer VG-Bürgermeisters. Die Wahl gewann damals Karl-Heinz Frieden (CDU). cweb

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