Zur Flüchtlingshilfe reichen sich alle die Hände

Hermeskeil · Viele packen mit an, wenn es in der Verbandsgemeinde Hermeskeil um Flüchtlingsarbeit geht: Um sie miteinander in Kontakt zu bringen und Angebote zu bündeln, gibt es seit etwa einem halben Jahr den Runden Tisch Asyl. Aus dem Kreis der 40 Partner werden auch neue Projekte angestoßen. Aktuell: ein Internetwegweiser für Flüchtlinge zum Leben im Hochwald.

Zur Flüchtlingshilfe reichen sich alle die Hände
Foto: (h_hochw )

Hermeskeil. Im Mehrgenerationenhaus (MGH) in Hermeskeil laufen viele Fäden zusammen, wenn es um ehrenamtliche Hilfe für Menschen geht, die aus ihrer Heimat nach Deutschland geflohen sind und sich hier ein neues Leben aufbauen wollen. Seit November koordiniert Sozialpädagogin Kerstin Bettendorf im MGH den Einsatz der freiwilligen Helfer und bringt die Ehrenamtlichen mit Gleichgesinnten zusammen.

Das Netzwerk: Fast genauso lange gibt es inzwischen den Runden Tisch Asyl, der von Bettendorf mit ins Leben gerufen wurde. Dort steht jedoch nicht das Angebot des MGH im Vordergrund, sondern die Vernetzung aller Akteure, die sich in der Verbandsgemeinde (VG) Hermeskeil der Flüchtlingshilfe verpflichtet haben. "Wir wollen möglichst viele Gruppen, Vereine und Institutionen zusammenbringen, die sich in diesem Bereich engagieren", erklärt der Hermeskeiler Dechant Clemens Grünebach. Auf diese Weise könne man "Doppelstrukturen vermeiden" und ausloten, wer welche Kontakte habe und wo man stärker zusammenarbeiten könne.

Die Partner: An diesem Abend haben sich etwa 25 Teilnehmer im Johanneshaus zusammengefunden. Es ist das bereits dritte Treffen. Geplant sei, sagt Bettendorf, den Runden Tisch alle vier Monate zu veranstalten. Mittlerweile beteiligten sich rund 40 Partner in dem Netzwerk, darunter das Dekanat Hermeskeil-Waldrach, die Volkshochschule, Schulen und Kitas, das St. Josef-Krankenhaus, der Migrationsdienst der Caritas. Ihre Angebote reichen von offenen Treffs über Beratungsangebote und Schulungen bis hin zu Tanz- und Kunstprojekten.
Die evangelische Kirchengemeinde zum Beispiel lädt montags ab 15 Uhr zum Integrationscafé ins Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Hermeskeil ein. "Die Teilnehmer bringen zum Beispiel ihr Material für den Deutschkurs mit, und wir arbeiten gemeinsam damit", berichtet Pfarrerin Heike Diederich. Jugendliche aus dem Jugendtreff hätten sich freiwillig gemeldet, die Kinder der Flüchtlinge zu betreuen. Alle diese Angebote sind neuerdings in einem Flyer zur Flüchtlingshilfe in der VG Hermeskeil gebündelt. "Es ist ein buntes Bild von hochprofessionellem bis ehrenamtlichem Engagement", lobt Grünebach.
Bei den Treffen des Runden Tischs werden regelmäßig Angebote vorgestellt. Heute berichten Mitarbeiter des Hermeskeiler Jobcenters davon, wie die Chancen für anerkannte Asylbewerber auf dem Arbeitsmarkt aussehen. "Diese Vorträge bringen immer was Neues", sagt Grünebach - etwa, dass zurzeit 323 anerkannte Flüchtlinge in der Region Hermeskeil nach Arbeit suchten.

Die Projekte: Auch konkrete Projekte werden in Arbeitsgruppen entwickelt: Ein siebenköpfiges Team rund um den VG-Jugendpfleger Matthias Webel arbeitet an einer Internetseite, die Flüchtlingen als "Wegweiser" für ihr Leben in der Region dienen soll. "Viele haben ja ein Smartphone und können sich darüber ins Internet einwählen", sagt Webel. "Wir wollen ihnen zeigen, was hier geboten wird." Grundsätzlich können "beliebig viele Autoren" die Seite mit Inhalten füllen, die dann von Webel freigegeben werden. Die Rubriken reichen von Freizeit und Kultur bis zu Behörden und Gesundheit. Zurzeit befinde sich die Seite noch im Aufbau, die Adresse werde später bekanntgegeben, sagt Webel.
Laut MGH-Leiter Christoph Eiffler ist außerdem ein Kurzfilm geplant, gedreht von drei Abiturienten. Der Film solle einen Flüchtling bei dessen Integration begleiten - ab dem Zeitpunkt, wo er einer Kommune zugewiesen werde. "Das Ergebnis könnte man zum Beispiel in Schulklassen und Kitas zeigen", schlägt Eiffler vor.

Lob vom Stadtchef: Der Hermeskeiler Stadtbürgermeister Mathias Queck lobt dieses Engagement und hält den Runden Tisch für "eine tolle Sache". Nur eine große Gruppe "mit all den Fähigkeiten, die hier gebündelt werden", könne effektiv Hilfe leisten. Die Arbeit sei klar abgegrenzt von der des Beirats, der die Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (Afa) im Blick habe. Anfangs habe man geglaubt, der Runde Tisch müsse die Abläufe dort ebenfalls begleiten. "Aber in der Afa läuft alles besser als erwartet. Ein gutes Zeichen, weil wir uns hier auf die wichtige Integrationsarbeit konzentrieren können", sagt Queck. Wichtig sei, dass im MGH "jemand die Fäden zusammenführt". Laut Eiffler hat das Hermeskeiler Netzwerk landesweit Vorbildcharakter: "So breit und differenziert wie hier ist keine andere Region aufgestellt."Extra

 Sie bilden ein starkes Netzwerk für die Flüchtlingshilfe in der Verbandsgemeinde Hermeskeil: Die Teilnehmer des dritten Runden Tischs Asyl versammeln sich fürs Gruppenfoto vor dem Mehrgenerationenhaus. TV-Foto: Christa Weber

Sie bilden ein starkes Netzwerk für die Flüchtlingshilfe in der Verbandsgemeinde Hermeskeil: Die Teilnehmer des dritten Runden Tischs Asyl versammeln sich fürs Gruppenfoto vor dem Mehrgenerationenhaus. TV-Foto: Christa Weber

Foto: (h_hochw )

Das Mehrgenerationenhaus in Hermeskeil feiert am Sonntag, 25. September, ab 11.30 Uhr ein Multikulti-Fest. Christoph Eiffler, der Leiter des Johanneshauses kündigt außerdem einen "besonderen Vortrag" an: Am 17. Oktober werde der Österreicher Paul Zulehner, emeritierter Universitätsprofessor und katholischer Priester, im Mehrgenerationenhaus über das Thema Angst vor Einwanderern sprechen. "Es geht darum, woher diese diffuse Angst kommt und wie man ihr begegnen kann", erläutert Eiffler, der sich schon jetzt darauf freut, "dass eine solche Koryphäe zu uns nach Hermeskeil kommt". Zulehner gilt als einer der bekanntesten Religionssoziologen Europas. cweb

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