Zwei Herzen – Eine Musik

HERMESKEIL. (jolo) Das Haus in der Trierer Straße 34 war stets von Musik erfüllt. Hier wuchsen Alfons und Rudolf Buhr auf, die bis heute das Musikleben Hermeskeils prägen.

Fast jeden Abend trommelte Josef Buhr seine Tochter und die drei Söhne zusammen, um mit ihnen zu musizieren. Der langjährige Organist und Chorleiter der katholischen Pfarrkirche St. Martinus legte damit den Grundstein für die musikalische Ausbildung seiner Kinder. Der Drittälteste, Rudolf Buhr, wurde schon in jungen Jahren in den Organisten- und Küsterdienst seines Vaters eingeführt. Neben Klavier lernte er Klarinette und Saxofon, zusätzlich erhielt er durch Mitglieder des Städtischen Orchesters Trier Einweisungen ins Cello-Spiel. Nach Abschluss des Studiums an der Diözesan-Kirchenmusikschule in der Pfarrei St. Martin bekam Rudolf seine erste Küster-, Organisten- und Chorleiterstelle.Die Musik dirigiert seinen Lebensweg

Drei Jahre später, im Jahr 1954, rief ihn der erkrankte Vater als seinen Nachfolger nach Hermeskeil. Dort sollte er die dreigliedrige Organistentätigkeit aufnehmen und das von seinem Vater aufgebaute, gut florierende Musikgeschäft übernehmen. Zeitweise unterrichtete er dort bis zu 40 Schüler. Außerdem besuchte der Vater von fünf Töchtern Lehrgänge, in denen er Kenntnisse als Klavierstimmer und für die Reparatur von Musikinstrumenten erwarb. Nebenbei gab Rudolf 17 Jahre lang sein fachliches Können im Musikverein Hermeskeil als Dirigent weiter. "Sogar in englischer Gefangenschaft hatte ich keine Musikpause", erinnert sich der Vollblutmusiker und ergänzt, dass er dort nicht nur in einer Kapelle mitwirkte, sondern er und seine Mitgefangenen eines Tages bei einem Gottesdienst sogar deutsche Lieder singen durften, die er auf der Orgel begleitete. Der nicht weniger begabte Alfons Buhr, Rudis älterer Bruder, verdiente sein Geld nicht mit der Musik, sondern lernte Lebensmittel-Kaufmann und hatte später ein eigenes Geschäft. Trotz Zeitmangels suchte er sich immer wieder Nischen für das mit fünf Jahren im Elternhaus erworbene Gut. ,,Mit acht Jahren saß ich mit meinem Vater in der Betstunde an der Kirchenorgel", sagt der 83-Jährige. In seiner Jungvolkzeit war Alfons Buhr Landsknecht-Trommler im Fanfarenzug, in den Kriegsjahren spielte er in einer russischen Kaserne Akkordeon und Klavier, und den Heimaturlaub nutzte er, um die Gottesdienste seines Pastorenonkels Lorenz Buhr auf der Orgel zu begleiten. Nach dem Krieg durfte der zweitälteste Buhr, da er kein Parteimitglied war, auf Geheiß der französischen Militärregierung Musikvereinsvorsitzender sein. Gegründet und geleitet hat Alfons Buhr ein 25-köpfiges Streichorchester, das sich in kurzer Zeit zu einem Klangkörper für Operetten- und Ouvertüren-Liebhaber entwickelte und sogar Zirkus-Gastspiele begleitete. Wegbereiter für die fünfköpfige Band "Rio", die sich weit über Hermeskeils Grenzen - sogar in Bingen - einen Namen machte, und in der auch sein Bruder Rudolf mitwirkte, war er ebenfalls. "Wenn die Leut´ vernünftige Musik ohne Schnulzen hören wollten, riefen sie uns", sagt Alfons stolz und erinnert sich an die Auftritte.Eifeler Amis und klassische Tangos

"Die Amis in der Eifel, wo wir regelmäßig spielten, waren ganz verrückt nach unserer Musik, vor allem liebten sie unsere klassischen Tangos", fügt Rudolf hinzu. Heute hängt ein Bild von der Restkapelle "Rio" (Brüder Buhr), gezeichnet vom gebürtigen Hermeskeiler Kunstlehrer Michael Schmitt, als Auszeichnung über dem Sitzungssaal im Rathaus. Ob bei Nikolausfeiern, Altentagen, runden Geburtstagen, gemeinsam oder Alfons beim ,,tanzenden" Herzsportverein allein - so lange die "Gebrüder Buhr" Lust verspüren, wollen sie noch musizieren. Letzte Weihnachten konnte sich Rudolf Buhr zurücklehnen und einem Konzert lauschen, das seine von ihm ausgebildeten acht Enkel für ihn gaben. Zudem lebt der fast 80-Jährige Ökumene vor: Er spielt sowohl in der katholischen als auch in der evangelischen Kirche sowie im Klösterchen vertretungsweise die Orgel.

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