Zwei neue Gymnasien im Hochwald

Der Schullandschaft in Hermeskeil stehen große Veränderungen bevor. Das Gymnasium bleibt zwar. Aber die Hauptschule wird aufgelöst, die Realschule soll zur Integrierten Gesamtschule (IGS) und die Berufsbildende Schule (BBS) zum Wirtschaftsgymnasium umfunktioniert werden. Vor Ort stoßen diese Vorschläge des Kreis-Schulentwicklungsplans auf Zustimmung.

Hermeskeil. Noch handelt es sich nur um Empfehlungen. Doch die Aussagen im neuen Schulentwicklungsplan des Kreises (der TV berichtete) geben eine klare Richtung vor. In Hermeskeil soll der Ausbau der weiterführenden Schulen betrieben werden. So gut wie nichts wird sich am Gymnasium ändern, wo weiter fünfzügig unterrichtet werden kann.

Ein größerer Wandel steht der benachbarten Geschwister-Scholl-Berufsschule bevor. Sie soll Wirtschaftsgymnasium werden, an dem Abitur möglich ist. Dafür ist die Einrichtung einer Oberstufe mit fachspezifischen Angeboten - etwa dem Leistungskurs Betriebswirtschaftslehre - geplant. "Den Antrag auf Genehmigung haben wir beim Land schon gestellt. Die Vorschläge sind also voll in unserem Sinne", betont BBS-Schulleiter Manfred Reiter. Laut Pressesprecherin Martina Bosch fasst der Kreis als Schulträger den Start für das Wirtschaftsgymnasium im Schuljahr 2010/11 ins Auge. "Wir sehen uns nicht als gegenseitige Konkurrenz", sagen Reiter und sein Rektoren-Kollege vom Gymnasium, Karl-Heinz-Wortmann, unisono. Beide sind der Meinung, dass das Wirtschaftsgymnasium wegen seines eigenständigen Profils eine "exzellente Ergänzung" (Reiter) des Bildungsangebots am Schulstandort Hermeskeil ist und ihn "deutlich aufwertet" (Wortmann). Hinzu kommt laut Bosch, dass die schon 2010 mögliche Einrichtung einer Oberstufe am Wirtschaftsgymnasium zu einer Entlastung des Gymnasiums führen kann, wo wegen stark gestiegener Schülerzahlen aktuell Raumnot herrscht.

Eine gymnasiale Oberstufe soll auch in der IGS entstehen, die der Entwicklungsplan vorsieht. Voraussetzung dafür ist, dass die VG Hermeskeil als Noch-Schulträger die Auflösung der Hauptschule und die Umwandlung der Realschule in eine IGS beschließt, für die dann der Kreis Träger wird. "Wir werden diese Frage in den Ausschüssen vorberaten und am 18. März im VG-Rat entscheiden", sagt Bürgermeister Michael Hülpes (CDU). Damit wäre die Frist für die Antragstellung eingehalten, um die IGS zum Schuljahr 2010/11 einrichten zu können. Die ersten Schüler würden dann im Sommer 2016 in die gymnasiale Oberstufe der IGS kommen. Er wolle den Beratungen zwar nicht vorgreifen, sagt Hülpes. "Persönlich halte ich es aber für wichtig, dass wir im Mittelzentrum Hermeskeil auch das Angebot einer IGS vorhalten".

Rektor Hans-Joachim Gärtner betont, dass sein Kollegium sich schon lange für die Einführung einer IGS und gegen die ebenfalls denkbare Alternative einer "Realschule plus" ausgesprochen habe. Insofern unterstütze er den jetzt vorliegenden Vorschlag des Kreises für eine IGS mit gymnasialer Oberstufe und berufsorientierter Ausprägung voll. "Damit beweist der Kreis, dass er die Bildungschancen verbessern will." Kritisch merkt Gärtner jedoch an, dass sich in der VG die Entscheidungsfindung "wie Kaugummi" gezogen habe. "In Hermeskeil initiiert man gerade einen Prozess, der in anderen Gemeinden bereits längst abgeschlossen ist", bemängelt Gärtner beispielsweise mit Blick auf Morbach, wo es schon seit einem Jahr ein Rats-Votum für eine IGS gibt.

Meinung

Unter Zugzwang

Hat Hermeskeil tatsächlich langfristig das Potenzial für drei Schulen mit gymnasialen Zweigen? Dies ist angesichts der Vorschläge, die im Schulentwicklungsplan des Kreises gemacht und wohl auch so umgesetzt werden, eine naheliegende Frage. Nun, man sollte sich darauf verlassen, dass die Berechnungen der Bevölkerungszahlen auf einem soliden Fundament stehen und in Zukunft auch genug Schüler aus dem Hochwald da sind, die die Oberstufen-Angebote an IGS, Wirtschaftsgymnasium und Gymnasium nutzen können. Eine gute Voraussetzung ist schon mal, dass alle drei weiterführenden Schulen in Hermeskeil die Planspiele des Kreises unterstützen, kein Konkurrenzkampf auszubrechen droht, sondern alle Schulen die Suche nach Wegen der engen Kooperation proklamieren. Vordringlich nötig erscheint dabei die Umwandlung der Realschule in eine IGS. Denn nachdem sich Morbach schon lange und Saarburg gerade kürzlich für diese neue Schulform entschieden haben, stehen die Hermeskeiler unter Zugzwang. Denn: Mit der Antragstellung allein ist es nicht getan, weil dem Start der IGS ein langer bürokratischer Prozess - unter anderem mit mehrfachen Elternbefragungen - vorangeht. a.munsteiner@volksfreund.de

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