Zweite Heimat Kell am See

KELL AM SEE. Er ist nicht so bekannt wie der Bodensee, und am Gardasee ist der Rummel sicher größer. Aber: "Der Keller See ist so schön, dass wir hier unsere zweite Heimat gefunden haben." Das sagen die niederländischen Dauercamper Truus und Wim Donkers.

Wenn in Wassenaar, einem Ort vor den Toren von Den Haag, der Mai kommt, dann heißt es bei den Donkers wieder Koffer packen. Bis Anfang September geht es ab in die "Sommerfrische" - und das Urlaubsziel ist immer dasselbe. "Hier bleiben wir", war 1982 die erste Reaktion der Kinder, als sie zum ersten Mal den Campingplatz am Keller See sahen. "Wir hatten im ADAC-Führer nach einem Platz mit Schwimmbad gesucht, und danach standen Losheim oder Kell zur Debatte", erinnert sich Wim. Doch bis ins Saarland sollten die Donkers gar nicht mehr gelangen. Der kleine, überschaubare Platz in Kell mit seinem direkten Zugang zum Freibad "Hochwald" war genau nach ihrem Geschmack."Alpenkreuzer" hat angedockt

Die Donkers kamen, blieben und kehren seit nunmehr 23 Jahren immer wieder gerne zurück. Anfangs fuhren sie noch mit ihrem "Alpenkreuzer" vor. Doch seit 16 Jahren haben sich Wim und Truus in Kell vollends häuslich niedergelassen. Denn sie belegen einen der insgesamt 63 Plätze, die es auf dem kommunalen Campingplatz für Dauergäste gibt. Sie und die übrigen Urlauber - es gibt auch noch 40 "Kurzzeit-Plätze" - bescheren damit der Verbandsgemeinde Einnahmen, die "uns wirtschaftlich sehr gut tun", wie Werner Angsten sagt. Denn: "Durch den Campingplatz können wir unser Defizit im Freibad massiv herunterfahren", sagt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kell am See. Deshalb wird in Kell auch über eine Erweiterung des Bereichs für Dauercamper um 23 Plätze nachgedacht. Doch zurück zu den Donkers: Bis Anfang September, also mehr als drei Monate, verbringt das Ehepaar ohne Unterbrechung seinen Urlaub in einem geräumigen Wohnwagen mit großem Vorzelt. Inzwischen sind die beiden Rentner, ihre Kinder längst erwachsen. "Aber unser Ältester hat uns noch am Wochenende hier in Kell besucht", erzählt Truus. Kein Wunder, hat doch Sohn Manfred beste Erinnerungen an Kell am See. Schließlich lernte er hier auf dem Campingplatz seine Frau Lisette kennen. Seit 23 Jahren Urlaub an einem Ort - wird das nicht irgendwann langweilig? "Aber nein", sagt Truus entschieden, "wir finden jedes Jahr etwas Neues und haben längst noch nicht alles gesehen". Ein vollgepacktes Besichtigungs-Programm ist ohnehin nicht ihr Ding. "Es ist schon oft genug vorgekommen, dass wir während des ganzen Urlaubs kein einziges Mal in Trier waren", sagt Wim. Viel mehr schätzen die beiden das, was Kell und sein Stausee Erholung Ssuchenden zu bieten hat. "Eine wunderschöne Natur, gute Luft und die Ruhe, die einem das Wasser gibt", zählt Truus auf. Daheim in den Niederlanden würden überall Zäune und Verbotsschilder stehen, klagt sie. "Hier kannst du stundenlang durch den Wald spazieren, und du siehst schon fünf Minuten, nachdem du losgegangen bist, keinen Menschen mehr." Die Donkers kommen aber nicht nur des Wanderns wegen. Sehr oft steigt Wim morgens ganz früh aus den Federn, um die wenigen Meter zum See zu gehen und dort die Angelschnur auszuwerfen. Nachmittags machen sie auf ihrer Runde um den See auch gerne Halt, um auf der Terrasse des "Seehauses" eine Tasse Kaffee zu trinken. Und: "Eins darf auf gar keinen Fall vergessen werden", schaltet sich Jürgen Melchisedich, Platzwart des Campingplatzes und Schwimmmeister im Freibad, ins Gespräch ein. "Wenn hier irgendwelche Reparaturen anfallen, für die man viel Zeit und Ruhe braucht, dann macht das Wim." Den Donkers nimmt man es ab, wenn sie sagen, dass der Urlaub im Hochwald zu einem wichtigen Teil ihres Lebens geworden ist und es "ohne Kell nicht mehr geht", wie sie betonen. Und so werden sich die beiden im September erneut auf den Heimweg machen, noch einmal zurückschauen, und Wim wird wie immer sagen: "Hoffentlich bis nächstes Jahr."

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