Katastrophe im Ahrtal Ministerin Anne Spiegel entschuldigt sich für Frankreich-Urlaub nach Flut

Mainz · Bundesfamilienministerin Anne Spiegel hat sich am Sonntagabend in einem emotionalen Statement zu ihrem umstrittenen Frankreich-Urlaub geäußert. Sie bitte um Entschuldigung. Für ihre Fehler gab sie private Gründe an.

 Anne Spiegel trat noch um 21 Uhr für eine Erklärung vor die Presse.

Anne Spiegel trat noch um 21 Uhr für eine Erklärung vor die Presse.

Foto: dpa/Annette Riedl

Bundesfamilienministerin Anne Spiegel hat sich am Sonntagabend auf einer spontan einberufenen Pressekonferenz zu den Vorwürfen gegen sie geäußert. „Ich möchte mich für die Fehler ausdrücklich entschuldigen“, sagte Spiegel mit zittriger Stimme. Die 41-Jährige war am Sonntag erneut für ihr Verhalten während der Flutkatastrophe im Ahrtal in die Kritik geraten. Zehn Tage nach der Flut war sie für vier Wochen nach Frankreich verreist.

Spiegel nennt viele private Details

Sie mache einen ungewöhnlichen Schritt und werde nun private Details nennen, sagte Spiegel am Sonntagabend in einem emotionalen Statement. „Im März 2019 hatte mein Mann einen Schlaganfall.“ Dieser habe dazu geführt, dass er unbedingt Stress vermeiden musste, so Spiegel. Die Corona-Pandemie sei für die Familie mit vier kleinen Kindern eine Herausforderung gewesen. „Es war wirklich an einem Punkt, wo wir als Familie Urlaub gebraucht haben“, sagte Spiegel. „Ich möchte mich für die Fehler ausdrücklich entschuldigen.“

Zeitgleich zwei Ministerien

Spiegel war in Rheinland-Pfalz zunächst Familienministerin. Im Januar 2021 hatte sie zusätzlich die Verantwortung für das Umweltressort übernommen, nachdem Ministerin Ulrike Höfken (ebenfalls Grüne) wegen rechtswidrigen Beförderungen zurückgetreten war. Zugleich war Spiegel auch noch Spitzenkandidatin der Grünen im Landtagswahlkampf. Nach der Wahl übernahm sie dann das neu zugeschnittene Klimaschutzministerium. All das sei zu viel gewesen - „das hat uns als Familie über die Grenze gebracht“, sagte die heutige Bundesfamilienministerin. Im Nachhinein sei dieser Schritt als Fehler zu bewerten.

Spiegel muss Falschaussage klarstellen

Während des Urlaubs sei sie trotzdem immer erreichbar gewesen und habe sich informiert, sagte Spiegel. Es sei ebenfalls korrekt, dass sie ihren Urlaub unterbrochen habe, um für einen Tag zurück ins Ahrtal zu kommen. Spiegel musste aber auch eine Falschaussage korrigieren. Ursprünglich hatte sie behauptet, aus dem Urlaub heraus an den Kabinettssitzungen teilgenommen zu haben. Dem war nicht so, wie sie nach einer erneuten Prüfung festgestellt habe.

Ministerin geht nicht auf Rücktrittsforderungen ein

Auf die Rücktrittsforderungen der Opposition aus Rheinland-Pfalz und Berlin ging Spiegel mit keinem Wort ein. Ebenso nicht auf Vorwürfe, die ihr wegen Versäumnisse während der Flutkatastrophe selbst gemacht werden. Am Morgen nach der Flutnacht habe sie unmittelbar einen Krisenstab einberufen, der sich etwa um den Wiederaufbau der Energieversorgung gekümmert habe, sagte Spiegel nur.

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