Streit Landesärztechef: Kassen sollen Homöopathie nicht mehr bezahlen

Trier · Manche Anhänger der Homöopathie und anderer alternativen Heilmethoden stehen der Corona-Impfung skeptisch gegenüber. Die AOK will weiter Kosten für homöopathische Behandlungen übernehmen - obwohl der Nachweis über die Wirksamkeit fehlt.

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Foto: TV

Am Montagabend trafen sich in verschiedenen Städten in der Region erneut insgesamt über 200 Menschen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu demonstrieren. In Trier und Saarburg wurden die Proteste von der Polizei aufgelöst. Aus Morbach,  Hermeskeil, Wittlich, Bitburg, Daun, Gerolstein, Bernkastel-Kues und  Traben-Trarbach wurden keine Zwischenfälle gemeldet.

Im Zusammenhang mit den Protesten gegen eine mögliche Impfpflicht werden immer wieder auch Anhänger alternativer Heilmethoden, wie Homöopathie und Anthroposophie, als Mitorganisatoren von Demonstrationen genannt.

Präsident der Landesärztekammer: Keine Homöopathie gegen Corona

Der Präsident der Landesärztekammer, Günther Matheis, findet daher klare Worte gegenüber Impfskeptikern, die homöopathischen Methoden vertrauen: Er empfiehlt ihnen den Besuch  einer Intensivstation. „Die Schwestern und Pfleger demonstrieren bestimmt gerne, wie sie zu mehreren einen ungeimpften, beatmeten Patienten im Mehrorganversagen umlagern, damit die Lunge sich vielleicht erholt.“ Matheis spricht sich dafür aus, dass – ähnlich wie in Frankreich – Krankenkassen nicht mehr die Kosten „für eine wie auch immer geartete homöopathische Therapie“ übernehmen sollen.  „Diese sogenannten Heilmethoden haben weder in der Behandlung oder Prävention von Covid-19 einen Stellenwert noch tragen sie zur Bekämpfung der Pandemie bei“, sagte Matheis unserer Redaktion.

Wann übernehmen Krankenkassen die Kosten für homöopathische Behandlungen?

Viele Krankenkassen stehen etwa der Homöopathie aufgeschlossen gegenüber, auch wenn es keinen Nachweis über deren Wirksamkeit gebe, wie ein Sprecher der AOK Rheinland-Pfalz/Saarland auf Anfrage mitteilte. „Gleichwohl kann eine homöopathische Behandlung zu einer subjektiv wahrgenommenen Verbesserung der gesundheitlichen Situation bei den behandelten Personen führen und damit das Behandlungsziel erreichen.“ Kosten für homöopathische Behandlungen würden jedoch nur dann von der Kasse übernommen, wenn diese durch Vertragsärzte mit einer nachgewiesenen homöopathischen Zusatzqualifikation vorgenommen würden, so der AOK-Sprecher.  „Auf diese Weise können auch Patientinnen und Patienten erreicht werden, die der wissenschaftsorientierten Medizin eher kritisch gegenüberstehen.“ Auch eine Beratung zur Corona-Impfung könnte im Rahmen einer solchen Behandlung stattfinden.

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte wehrt sich gegen den Vorwurf, Mediziner, die auch auf alternative Methoden vertrauen, würden die Impfskepsis befeuern. „Die Covid-19 Impfung ist eine wichtige Maßnahme in der Pandemiebekämpfung und muss anhand der wissenschaftlichen Datenlage zum Einsatz kommen“, sagt  Vereinsvorsitzende Michaela Geiger.

Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) warnt davor, „Aussagen einzelner Personen oder Personengruppen“ für die gesamte Homöopathie zu verallgemeinern. Hoch sieht keinen Bedarf, die Kostenerstattung von homöopathischen Behandlungen durch die Krankenkassen infrage zu stellen. „Den gesetzlich Versicherten steht es im Rahmen des Kassenwahlrechts frei, selbst zu entscheiden, nach welchen Kriterien sie ihre Krankenkasse auswählen, sagte Hoch unserer Redaktion.

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