130.000 neue Bäume für den Morbacher Wald

Morbach · Üblicherweise ist das erste Jahr nach großen Sturmschäden finanziell schwierig. Doch im 20 Millionen Euro teuren Morbacher Gemeindeforst will Betriebsleiter Jürgen Schabbach trotz Xynthia 2011 schwarze Zahlen schreiben. Windwurfflächen sollen wieder aufgeforstet werden. Dafür werden 130.000 neue Bäume gepflanzt.

Der Sturm Xynthia hat Anfang des vergangenen Jahres rund um Morbach erhebliche Schäden angerichtet. Auf einer Gesamtfläche von 50 Hektar wurden Bäume entwurzelt. Oder sie knickten wie Streichhölzer um. Besonders gewütet hat er auf einer acht Hektar großen Fläche an der B 50 bei Wederath. Lediglich vereinzelt stehen dort noch Douglasien. Doch auch auf anderen Flächen klaffen große Lücken.

Die Schäden im knapp 3000 Hektar großen Gemeindeforst Morbach - dem nach Ingelheim und Neustadt drittgrößten Kommunalwald im Land -, verteilt auf die Reviere Hundheim und Morbach, bereiten in diesem Jahr Arbeit. Die Marschrichtung im Forst lautet: Die Windwurfflächen werden komplett wieder aufgeforstet. Dafür sind rund 130 000 Pflanzen nötig. Kostenpunkt: 67 000 Euro. Das ist allerdings weder Sache der beiden Förster, Guido Haag und Karl-Heinz Bernardy, noch der sechs Forstwirte im Eigenbetrieb. Die Pflanzen werden gekauft. Das Einpflanzen vor Ort ist im Preis inbegriffen.

Das betrifft nicht die kompletten 50 Hektar. Schließlich gibt es Bereiche, wo unter den inzwischen gefallenen Nadelbäumen bereits vor vier bis fünf Jahren junge Buchen gepflanzt wurden. Der Fachmann nennt das "Buchenvoranbau". Kirschen, Ebereschen und Birken säen sich von selbst aus und haben im naturnahen Waldbau eine Daseinsberechtigung.

Den 2011er Etat des Morbacher Gemeindeforstes - landesweit noch immer der einzige Eigenbetrieb - hat Xynthia allerdings nicht durcheinandergewirbelt. Die neue Organisationsform macht's möglich. Betriebsleiter Jürgen Schabbach rechnet mit einem Plus von 83 500 Euro, obwohl wegen des Sturms im vergangenen Jahr 2011 weniger Holz geschlagen werden darf. Zunächst war ein Holzeinschlag in Höhe von 20 250 Festmetern für 2011 vorgesehen.

Mittlerweile wurde die Planung um rund 5000 deutlich nach unten korrigiert. Weil dank Xynthia (2010) und Kyrill (2007) insgesamt mit 900 000 Euro ein hübsches Sümmchen auf der hohen Kante liegt, können dieses Jahr 156 000 Euro vom "Sparbuch" geholt werden.

In der Morbacher Kämmerei waren in der Vergangenheit die finanziellen Achterbahn-Fahrten im Forsthaushalt gefürchtet: Zunächst gab's hohe Überschüsse wegen immenser Holzmengen im Sturmjahr. In den Folgejahren gab's ein dickes Minus, weil weniger Holz geerntet werden durfte. Dank der Eigenbetriebsstruktur fließen Überschüsse nicht mehr in den allgemeinen Gemeindehaushalt, sondern kommen in späteren Jahren auch wieder dem Forst zugute.

In diesem Jahr soll in der Nähe der bestehenden Biogasanlage in der Energielandschaft für 500 000 Euro der lang geplante Forstbetriebshof, eine Art Bauhof für Förster, gebaut werden. Die Pläne sind inzwischen mehrere Jahre alt, wurden aber noch nicht realisiert. Inzwischen rechnet man mit Mehrkosten in Höhe von 150 000 Euro. Jetzt soll das Vorhaben abgespeckt werden.

Meinung

Keine Selbstbedienung im Forst

Die Gemeinde Morbach kürzt die Budgets und setzt bei der Kultur den Rotstift an. Und auf der anderen Seite werden im Eigenbetrieb Forst große Summen auf die hohe Kante gelegt, weil sich das Sturmholz im vergangenen Jahr gut verkauft hat. Das ist nur auf den ersten Blick ein absurdes Vorgehen. Wenn die Kostenseite Probleme macht, wie das teilweise in Morbach der Fall ist, ist man zunächst gut beraten, die kritischen Positionen unter die Lupe zu nehmen. Es ist ebenfalls richtig, durch die Bank im Konsumbereich zu sparen. Wenig Sinn macht es, sich bei Bedarf aus der Forstkasse zu bedienen. Das weckt Begehrlichkeiten. Und in anderen Jahren fehlt das Geld, um im 3000 Hektar großen Kommunalwald zu investieren. Uns tut das nicht weh. Aber die Enkelgeneration erbt die Probleme. Anders sähe es aus, wenn eine Kommune hoch verschuldet wäre und im Forst Geld angehäuft würde. Doch dann dürfte auch der Kniff mit dem Eigenbetrieb nicht helfen. Das würde die Kommunalaufsicht nicht mitmachen. i.rosenschild@volksfreund.deExtra Forst-Eigenbetrieb: Im Jahr 2003 hat die Einheitsgemeinde Morbach, von der Fläche drittgrößter kommunaler Waldeigentümer in Rheinland-Pfalz, erstmals private Fachleute im Forst eingesetzt. Drei Jahre später wandelte sie ihre rund 3000 Hektar Wald in einen "Eigenbetrieb Gemeindeforst Morbach" um. Damit beschritt sie einen nach wie vor in Rheinland-Pfalz einmaligen Weg. Der Eigenbetrieb beschäftigt sechs Forstwirte sowie einen kommunalen Förster, Guido Haag, und einen staatlichen, Revierleiter Karl-Heinz Bernardy. Leiter des Forsteigenbetriebs ist Verwaltungsmitarbeiter Jürgen Schabbach, der auch Leiter der Gemeindewerke ist. Sein Stellvertreter im Forst ist Guido Haag. (urs)

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