Alles ist in Bewegung, doch vieles bleibt

Bernkastel-Wittlich · Alles ist im Wandel. Das gilt für politische und wirtschaftliche Strukturen und für das persönliche Lebensumfeld, für Großes und Kleines. Und auch im Kreis Bernkastel-Wittlich war und ist vieles in Bewegung. Manches ist aber geblieben. Ein persönlicher Blick auf ein ereignisreiches Jahr 2012 ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

 Ein neuer Glaspalast für Wittlich: Die Großsporthalle Eventum. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Ein neuer Glaspalast für Wittlich: Die Großsporthalle Eventum. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

 Wieder da: Das BKS-Nummernschild. TV-Foto: ARchiv/David Zapp

Wieder da: Das BKS-Nummernschild. TV-Foto: ARchiv/David Zapp

 Der Thalfanger Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo kündigt seinen Rückzug an. TV-Foto: Archiv/Marion Maier

Der Thalfanger Bürgermeister Hans-Dieter Dellwo kündigt seinen Rückzug an. TV-Foto: Archiv/Marion Maier

 Spuren eines römisches Kastells: Forscher Karl-Josef Gilles in Bernkastel-Kues. TV-Foto: Archiv/Marion MAier

Spuren eines römisches Kastells: Forscher Karl-Josef Gilles in Bernkastel-Kues. TV-Foto: Archiv/Marion MAier

 Bürger protestieren vor der Abstimmung des VG-Rates Manderscheid über die Fusion mit der VG Wittlich-Land. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Bürger protestieren vor der Abstimmung des VG-Rates Manderscheid über die Fusion mit der VG Wittlich-Land. TV-Foto: Archiv/Winfried Simon

Bernkastel-Wittlich. Über 42 Jahre gibt es den Kreis Bernkastel-Wittlich. Ein festes politisch-geografisches Gebilde mit einer verbandsfreien Stadt, sieben Verbandsgemeinden und einer Einheitsgemeinde.
Stopp, da war doch was. Schon vergessen? Die VG Neumagen-Dhron gibt's seit Jahresanfang nicht mehr. Hat sich einfach aufgelöst, und kaum einer hat's gemerkt. Jetzt sind's nur noch sechs Verbandsgemeinden. Und: Trittenheim hat den Kreis verlassen. Auf einen Schlag 1050 Einwohner und rund 1000 Hektar Fläche weniger. Der Kreis ist um ein Prozent geschrumpft.
Noch existieren, obwohl in höchstem Maße gefährdet: die Verbandsgemeinden Kröv-Bausendorf, Manderscheid und Thalfang. Aber wie lange noch? Die Kommunal- und Gebietsreform hat Räte und Bürgermeister aufgeschreckt. Die "Kleinen" gehen auf die Barrikaden. Als ob der Weltuntergang bevorsteht. Der ist übrigens nicht eingetreten, trotz Prophezeiung der Mayas. Auch in den vier Ex-Gemeinden von Neumagen-Dhron geht das Leben seinen gewohnten Gang, wenn auch mit anderen Symbolen und Hoheitszeichen.
Ein Beispiel, das besonders ins Auge fällt: Seit einigen Wochen fahren Autos mit BKS-Kennzeichen über die Straßen. Lokalpatriotismus ist in.
Geblieben sind die stolzen Lokalfürsten. Motto: meine Gemeinde, meine VG, mein Kirchturm ist der höchste.
Ulf Hangert bleibt Chef der um drei Gemeinden gewachsenen VG Bernkastel-Kues. Er muss um seinen Posten nicht bangen. Er bleibt.
Hans-Dieter Dellwo, Bürgermeister der VG Thalfang, hingegen hat Anfang Juli angekündigt, sein Amt als Verwaltungschef aus gesundheitlichen Gründen zum 1. März 2013 niederzulegen.
Und Matthias Holzmann, der Traben-Trarbacher Touristikchef? Er will bleiben, darf aber nicht. Die Holzmannianer in der Doppelstadt sehen in ihm einen Heilsbringer, der die Stadt in eine rosige Zukunft führt - am besten ohne Heide Pönnighaus und Ulrich K. Weisgerber.
Wetten, dass der Streit bleibt? Die Moselaner sind halt kampfeslustig, wie schon die Römer vor 2000 Jahren.
Überhaupt die Römer. Was die nicht alles hinterlassen haben. In Bernkastel-Kues kratzt man ein bisschen am Erdboden und stößt auf ein römisches Kastell. Und auf einen Schlag ist das beschauliche Städtchen mindestens 1000 Jahre älter. Die Geschichte der Stadt müsse neu geschrieben werden, sagt der Stadtbürgermeister.
Geschichte ist seit Ende dieses Jahres Bundeswehrstandort Traben-Trarbach. Die Militärs haben das Amt für Wehrgeophysik in Traben-Trarbach leergeräumt. Das Verteidigungsministerium muss sparen und gibt dafür in Euskirchen zig Millionen aus. Ist doch logisch.
Auch in Wittlich war mal Militär. Wo einst in Kasernen die Soldaten strammstehen mussten, steht jetzt ein riesiger Baumarkt. Wittlich denkt eh gerne in Superlativen. Die größte Sporthalle - sorry, ein Eventum - leistet sie sich. Das modernste und größte Rathaus muss sie sich aber abschminken. Der Rechnungshof hat die hochfliegenden Pläne in den Schredder gesteckt.
Immer höher hinaus - dieser Ehrgeiz treibt die Menschen an.
Hoch, für manche viel zu hoch, sind die Windräder, die auf den Höhen von Hunsrück und Eifel wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Noch nie zuvor hat es eine solche optische Veränderung der Mittelgebirgslandschaft gegeben. Saubere Energie ist das eine Argument, mehr noch aber zählt das Geld. Es ist nämlich viel zu verdienen, für clevere Investoren, aber auch für die Kommunen. Und der kleine Stromkunde zahlt\'s.
Große Veränderungen, kleine Veränderungen - Bürokraten und Manager sprechen auch gerne von Reorganisation. Gemeint ist in der Regel das Ende einer Abteilung, einer Firma oder einer ganzen Institution. Das Katasteramt Wittlich wird ab dem 1. Januar 2013 Geschichte sein - auch diese unerfreuliche Nachricht ist einen Eintrag in der Chronik wert.
All diese Veränderungen sind irgendwann vergessen. Was aber bei den Betroffenen immer in Erinnerung bleibt, sind persönliche Schicksalsschläge - Katastrophen, die sich leider immer wieder ereignen und bleiben. Der schreckliche Geisterfahrer-Unfall auf der Autobahn bei Rivenich im Oktober, als ein Vater und zwei seiner kleinen Kinder ums Leben kamen, bleibt im Gedächtnis haften. Ebenso der Absturz eines Spritzhubschraubers in den Weinbergen bei Lieser, als der 26-jährige Pilot ums Leben kam.

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