Amerikanische Zikade überträgt Krankheit im Weinberg - Auf den Spuren der Reblaus

Bernkastel-Kues · Die Reblaus hat im 19. Jahrhundert riesige Schäden in Weinbergen angerichtet. Nun ist eine andere Krankheit auf dem Vormarsch: die "Goldgelbe Vergilbung". In zehn europäischen Ländern tritt sie bereits auf. Deutschland ist noch nicht dabei. Doch vorbeugen ist besser als roden.

 Amerikanische Rebzikade trifft auf Weinblatt: Diese Verbindung kann schlimme Folgen haben. Foto: Fondazione Edmund Mach/Wikipedia

Amerikanische Rebzikade trifft auf Weinblatt: Diese Verbindung kann schlimme Folgen haben. Foto: Fondazione Edmund Mach/Wikipedia

Foto: (m_mo )

Michael Maixner neigt nicht zur Übertreibung. Wenn der promovierte Diplom-Biologe die Gefahren der Rebkrankheit Goldgelbe Vergilbung (französisch: Flavescence dorée) mit der zerstörerischen Kraft der Reblaus (Extra) gleichsetzt, sollten deshalb die Alarmglocken läuten. In Deutschland gibt es noch keine Anzeichen für diese Krankheit. Doch das französische Burgund ist nicht allzu weit weg: Dort ist die Vergilbung schon aufgetreten.

Der Überträger, die Amerikanische Zikade, ist 2016 im Elsass aufgetaucht. "Sie hat damit erstmals eine den deutschen Anbaugebieten unmittelbar benachbarte Weinregion erreicht", berichtet Maixner beim Mosel-Weinbautag in Bernkastel-Kues. Und weiter: "Wie die Erfahrung lehrt, ist das Risiko groß, dass innerhalb weniger Jahre nach dem Auftreten des Überträgers die Krankheit ausbricht."

Verursacher sind Bakterien, sogenannte Phytoplasmen. Sie besiedeln wichtige Bereiche der Rebe. Mögliche Folgen sind eine Vergilbung der Blätter. Nach der Blüte bilden sich keine Beeren, der Fachmann spricht von einer Verrieselung der Gescheine. Oder die Beeren schrumpfen, und die Trauben trocknen ein.

Die Krankheit tritt vorrangig in jungen Rebanlagen auf. Sie kann sich beim Pflanzen bereits in einer Rebe befinden. Ohne die Amerikanische Zikade schädigt sie, wenn überhaupt, höchstens ihren Wirt.

Der nur fünf Millimeter große Schädling lebt ausschließlich auf Rebstöcken und saugt an der Pflanze. Fliegt er dann mit den aufgenommenen Bakterien von Stock zu Stock, kann das Unheil seinen Lauf nehmen. Die Schäden durch Ertrags-und Qualitätseinbußen sind nur ein Ergebnis und Kostenfaktor. Die befallenen Areale müssen überwacht, kranke Reben müssen gerodet werden. Zwingend, so Maixner, ist dann auch eine Bekämpfung der Zikaden mit Insektiziden.

Es gehe darum frühzeitig Leitlinien zu entwickeln, damit man für den Ernstfall gewappnet sei. Mehrere deutsche Weinanbaugebiete würden bereits überwacht. Die EU fördere ein Projekt, um Krankheit und Überträger im Auge zu haben. Daran beteiligt sich auch das Julius-Kühn-Institut für Pflanzenschutz im pfälzischen Siebeldingen. Maixner ist dort beschäftigt. Vorher forschte er beim vor einigen Jahren geschlossenen Institut für Pflanzenschutz, besser bekannt als Bio, in Bernkastel-Kues.

Maixner fordert die Winzer zur Überwachung ihrer Wingerte auf. Wie könnte die aussehen bei einer Krankheit und einem Überträger, die hierzulande noch kein Weinbauer kennt? Winzer Martin Kerpen (Wehlen) macht im Gespräch mit dem TV einen Vorschlag: Bei jedem Gang durch den Weinberg sollte man nach Veränderungen Ausschau halten. "Das werde ich auch meinen Leuten sagen", so Kerpen.

Jede unerklärliche Veränderung solle den Fachleuten, vor Ort dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Mosel, gemeldet werden. Kerpen: "Lieber einmal zu viel anrufen als einmal zu wenig."Extra

Die Reblaus hat ihren Ursprung in Nordamerika. In den 1860er Jahren wurde sie durch mit Schiffen transportierte Rebstöcke nach Südfrankreich eingeschleppt und breitete sich von dort schnell über sämtliche europäische Weinbaugebiete aus. Die Folgen waren dramatisch - besonders in Frankreich. Zwischen 1865 und 1885 zerstörte die Reblaus große Teile der französischen Weinanbaugebiete.

Das kleine Tier schädigt das Gewebe der Wurzeln. Dadurch kommt es zu Wasser-und Nährstoffmangel, der zum Absterben der Rebe führen kann. Alleine in Frankreich wurde damals eine Rebfläche von 2,5 Millionen Hektar befallen. In Deutschland machte sich der von der Größe eher kleine Schädling aus der Familie der Zwergläuse erstmals 1974 in einer Gartenanlage bei Bonn bemerkbar, 1907 erreichte er das Anbaugebiet Mosel-Saar-Ruwer und 1913 schließlich das Weinanbaugebiet Baden. (Quelle Wikipedia)

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