Bald geht's nicht mehr um die Wurst

THALFANG. Lange Gesichter am Thalfanger Fleischwerk der Hochwald Nahrungsmittel-Werke GmbH. Auf die Mitteilung der Geschäftsleitung, dass der Bereich Ende des Jahres geschlossen wird, reagieren die Beschäftigten mit Betroffenheit, aber ohne große Überraschung.

 Beredtes Schweigen der Mitarbeiter: Im Hochwald-Fleischwerk gehen Ende des Jahres die Lichter aus. Foto: Ilse Rosenschild

Beredtes Schweigen der Mitarbeiter: Im Hochwald-Fleischwerk gehen Ende des Jahres die Lichter aus. Foto: Ilse Rosenschild

Betretene Mienen bei den Mitarbeitern: Dienstagmorgen um 10 Uhr erfahren sie offiziell von der Geschäftsführung, dass das Fleischwerk mit mehr als 70 Mitarbeitern geschlossen werden soll. Die Situation macht die Betroffenen zunächst sprachlos. Erst langsam brechen sie das Schweigen. "Das braucht seine Zeit, bis man das verarbeitet hat", sagt einer der Kollegen, der wie andere seinen Namen nicht nennen mag. Erst im Juli habe es eine Betriebsvereinbarung gegeben. Darin hätten die Kollegen auf 40 Prozent ihrer Leistungsprämie verzichtet, die immerhin zwischen 100 und 300 Euro pro Mitarbeiter gelegen habe. Zur Standortsicherung. Heute sei davon nicht mehr die Rede. Dennoch, wirklich überrascht wirkt keiner von ihnen. "Die Entscheidung war schon absehbar", blickt ein Mann aus Thiergarten zurück. Seit einem Jahr gebe es eine neue Geschaftsführung. Aber nichts sei in der Zwischenzeit passiert, um das Werk nach vorn zu bringen. Viele Jahre lang sei das Fleischwerk das Stiefkind der "Hochwald" gewesen, zumal nachdem die Schlachtung 2001 im Zuge von BSE eingestellt worden war. Die meisten Kollegen sind älteren Jahrgangs. "Es gibt nur vier unter 30", weiß der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats, Klaus Schmitt. "Ich habe nach der Schule mit einem Ferienjob hier angefangen", erinnert sich der Thiergartener. Daraus wurden immerhin 19 Jahre. "Meine Eltern haben mir gesagt, fang‘ bei der Hochwald an, da hast Du eine Lebensstellung", sagt ein Thalfanger und schüttelt den Kopf. "Herber Rückschlag" für Thalfang

Ein 55-Jähriger, der in diesem Jahr eigentlich noch 25-jährige Betriebszugehörigkeit feiern könnte, weiß wie viele andere nicht, "ob ich noch mal Arbeit bekomme". Auch in der Kommunalpolitik ist man nicht glücklich mit der Entscheidung. Die Schließung des Werkes sei ein "herber Rückschlag für den Wirtschaftsstandort Thalfang", macht Ortsbürgermeister Franz-Josef Gasper deutlich. Schließlich bemühe man sich intensiv, im Gewerbegebiet neue Firmen anzusiedeln und sei bereits mit fünf oder zehn neuen Arbeitsplätzen froh. Und jetzt verliere man 70 auf einen Schlag. Mehr zum Thema:

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