Barrierefreiheit hilft nicht nur Rollifahrern

Horath · Rheinland-Pfalz Tourismus und Hunsrück-Touristik engagieren sich für ein barrierefreies Urlaubsland. Bei ihrem ersten gemeinsamen Seminar im Hunsrückort Horath informierten sie regionale Tourismus-Fachleute über Verbesserungsmöglichkeiten.

 Mit ihm wird das Wasser erreichbar: Ein Lifter am Pool wie hier im Horather Familien-Hotel Hochwald ist nicht überall Standard. Dabei wissen ihn auch ältere oder gehbeeinträchtigte Menschen zu schätzen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Mit ihm wird das Wasser erreichbar: Ein Lifter am Pool wie hier im Horather Familien-Hotel Hochwald ist nicht überall Standard. Dabei wissen ihn auch ältere oder gehbeeinträchtigte Menschen zu schätzen. TV-Foto: Ursula Schmieder

Horath. Barrierefreiheit gibt es auch ohne große Rampen oder Fahrstühle. Denn nicht nur Rollstuhlfahrer und Menschen, die Kinderwagen schieben, wollen ankommen, sondern auch Blinde und Gehörlose, Seh- und Hörbeeinträchtigte oder einfach ältere Menschen, die nicht mehr so mobil sind, die aber mehr werden in einer alternden Gesellschaft. Die Organisationen Rheinland-Pfalz Tourismus (RPT) und Hunsrück-Touristik (HT) haben für die Thematik jetzt im Hunsrück extra ein Barrierefreiheit-Seminar im Horather Familien-Hotel Hochwald angeboten. Im praktischen Teil konnten die Touristiker ihre Umgebung per Rollstuhl, mit Kopfhörern oder mit Blindenstock und Spezialbrille erkunden.
Verbessern geht immer


Almuth Brandstetter, Leiterin des barrierefreien Hunsrückhauses am Erbeskopf, erkannte so Hürden, etwa anstrengende Steigungen, die oft vermeidbar wären. Bei künftigen Naturerlebnis-Angeboten zum Thema Sinneserfahrung will sie daher verstärkt darauf achten. Die Gesellschaft werde ja nicht nur älter, sondern auch reisefreudiger. Und von breiten Türen oder Infotafeln in niedrigerer Höhe profitierten ja auch andere. Auch Gudrun Sperling vom ebenfalls barrierefreien Morbacher Archäologiepark Belginum will Dinge verbessern. So könnte der Internetauftritt des Museums für Sehbeeinträchtigte optimiert werden. Hilfreich wären zudem kontrastreichere Räume, markierte Treppenstufen sowie eine Rampe in den museumspädagogischen Trakt, den Schulen nutzen, für die Inklusion ja zunehmend ein Thema sei. Selbst die Traumschleifen des Saar-Hunsrück-Steiges könnten laut Walburga Meyer, Geschäftsführerin Hochwald-Ferienland Kell am See, familiengerechte Wege vertragen. Sie sollten auch mit Kinderwagen bequem zu schaffen sein. Das wäre zudem komfortabler für gehbeeinträchtigte Menschen und sowieso für viele andere. Jeder sollte "in den Genuss kommen, solche Wege zu nutzen".
Stufenlose Wege sind wichtig


Claudia Fuchs, Leiterin der Tourist-Info Hermeskeil, sieht in öffentlichen Einrichtungen wie in Hotels und Gastronomiebetrieben Nachholbedarf. Nicht alles sei so vorbildlich ausgestattet wie das Freibad und das Rheinland-Pfälzische Feuerwehrmuseum. Und Betriebe schreckten mitunter vor hohen Kosten zurück, während es oft ja schon mit kleinen Änderungen getan wäre.
Laut Karina Krauß, RPT Projektmanagerin Barrierefreies Rheinland-Pfalz, lässt sich bei geplanten Renovierungen vieles mitumsetzen. Stufenlose Wege können sogar günstiger sein und letztlich bequemer für alle Gäste. Sehbeeinträchtigten helfe sogar schon eine größere Schrift in Speisekarten, die auch einen Hinweis für Allergiker und Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeit enthalten könnten. Oft seien es die kleinen Dinge, die fehlten: etwa beleuchtete Flure, markierte Treppenstufen oder Bordsteine in Höhen, die Rollifahrer überwinden und Blinde noch erkennen können.

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