Bei Wind und Wetter zum Deutschunterricht

Thalfang · Keine Deutsch-Kenntnisse, die mangelnde Mobilität und die Ungewissheit, ob ihre Familien noch leben: Die Flüchtlinge in der Verbandsgemeinde Thalfang plagen viele Probleme. Doch inzwischen unterstützen zahlreiche freiwillige Helfer die Asylbewerber.

 Die Flüchtlinge, die in Thalfang den Sprachunterricht besuchen, mit ihren Lehrern. Nicht immer scheint die Sonne: Am Ende des Unterrichts müssen die Männer und Frauen auch bei Regen und Schnee wieder nach Hause laufen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Die Flüchtlinge, die in Thalfang den Sprachunterricht besuchen, mit ihren Lehrern. Nicht immer scheint die Sonne: Am Ende des Unterrichts müssen die Männer und Frauen auch bei Regen und Schnee wieder nach Hause laufen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Thalfang. In Thalfang läuft die Flüchtlingshilfe seit Mitte November auf Hochtouren. Seitdem treffen sich dreimal pro Woche bis zu 15 Asylbewerber im evangelischen Gemeindehaus, um die deutsche Sprache zu lernen. In zwei Gruppen, eine für Anfänger und eine für die Flüchtlinge, die bereits über Vorkenntnisse verfügen, lernen sie, sich auf Deutsch zu verständigen. "Heute haben wir geübt, wie man Verben konjugiert und Sätze bildet", sagt Marliese Rondé-Feuchtner.
Erhebliche Strecken



Die ehemalige Grundschullehrerin ist eine von fünf Freiwilligen, die die Flüchtlinge aus Eritrea, Somalia, Äquatorial-Guinea oder Syrien unterrichtet. Diese legen zum Teil erhebliche Strecken zurück, um am Unterricht teilnehmen zu können. Mehrere junge Männer, die in Malborn untergebracht sind, kommen bei jedem Wetter zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Unterricht. "Ein Busticket für 2,70 Euro einfache Fahrt können sie sich nicht leisten", sagt Rondé-Feuchtner. Doch die Deutschstunden wollen diese nicht verpassen. "Sprachunterricht ist gut", sagt Mherab aus Eritrea. "Wenn mich Leute auf der Straße angesprochen haben, habe ich sie nicht verstanden", sagt Valentino aus Äquatorial-Guinea. Den Anstoß zum Sprachunterricht hat Alwine Staudt gegeben, als sie versucht hat, sich mit Flüchtlingen, die auf dem Friedhof gearbeitet haben, zu unterhalten.
"Als dies nicht geklappt hat, haben wir uns mit ein paar Leuten getroffen und überlegt, wie wir helfen können." Gerade die Malborner Flüchtlinge machen gute Fortschritte, weil sie dort auch an zwei weiteren Werktagen Sprachunterricht von Freiwilligen erhalten. Doch ist die Sprache nicht das einzige Problem für die 49 Flüchtlinge, die derzeit in der VG Thalfang untergebracht sind.
Mangelnde Mobilität


"Die mangelnde Mobilität ist ein großes Hindernis", sagt Staudt. Zudem sind für die Flüchtlinge ein Handy und das Internet sehr wichtig, um Kontakt zu ihren Familien aufzunehmen. Die Ungewissheit, wie es ihren Verwandten in den Heimatländern geht, nagt an ihnen. "Viele wissen nicht, ob ihre Familien noch leben", sagt Staudt. Die Thalfanger sind weiter aktiv, um den Flüchtlingen notwendige Hilfe zukommen zu lassen. Privatpersonen spenden Haushaltswaren und Fahrräder oder erklären sich bereit, die Flüchtlinge zu fahren. Sogar Sportkleidung ist gespendet worden: Einmal pro Woche kommen die Flüchtlinge jetzt in die Sporthalle, um Basketball zu spielen.
Einmal pro Monat treffen sich die Helfer zum runden Tisch im Pfarrheim der katholischen Kirche. Ein fester Stamm von zehn Einheimischen sowie bis zu 15 Flüchtlingen kommt dann, um Fragen rund um das Thema Hilfe zu besprechen. Stets sei auch ein Vertreter der Verbandsgemeinde dabei, um Lösungsansätze aus Sicht der Verwaltung vorzuschlagen oder die Helfer auf dem kurzen Wege zu unterstützen, sagt Staudt. "Wir brauchen noch Leute, die eine konkrete Patenschaft für eine Flüchtlingsfamilie oder -gruppe übernehmen", sagt Rondé-Feuchtner. Denn ein Arztbesuch, ein Gang zur Bank oder das Ausfüllen von amtlichen Formularen ist für die wenig sprachkundigen Flüchtlinge ein Problem, das diese alleine kaum lösen können.

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