Chronist mit klassischem Bildungsideal

Dieser Tage jährt sich der Geburtstag des lutherischen Pfarrers Johann Nikolaus Streccius zum 340. Mal. Mit seiner Chronik hat er ein bedeutendes Kulturdokument des Mosel-Hunsrück-Nahe-Raumes überliefert.

Hunsrück. (wd) Streccius kam 1667 in Hausen bei Rhaunen zur Welt und studierte nach Abschluss der Lateinschule in Trarbach an den Universitäten Straßburg und Jena. 1693 wurde er Hilfspfarrer und Lehrer. 1696 übernahm er als Pfarrer das Kirchspiel Kleinich, wo er bis 1748 wirkte.Streccius erlebte in der Hinteren Grafschaft Sponheim die Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Später wurde er Zeuge der Eroberungskriege des französischen Königs Ludwig XIV. (1679-1697) und des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714), die auch das Land zwischen Mosel, Rhein und Nahe heimsuchten. In seiner Chronik schildert er vor dem Hintergrund der politischen Lage die Lebensverhältnisse in seiner Heimat. Dabei geht er auch auf die Versuche Frankreichs und Spaniens ein, in dem lutherischen Hintersponheim der katholischen Gegenreformation zum Durchbruch zu verhelfen. Außerdem hat er ein umfangreiches Lehrer- und Pfarrerverzeichnis seiner Zeit angefertigt. Als Vertreter klassischer Bildungsideale lag ihm auch das weltliche Wohl seiner Mitmenschen am Herzen. Mehrfach trug er dem damaligen Gemeinsherrn Pfalzgraf Christian IV. von Birkenfeld - Herzog von Pfalz-Zweibrücken - die Sorgen und Nöte seiner Mitbürger vor und bat um Unterstützung. Johann Nikolaus Streccius starb am 29. Oktober 1748 in Kleinich, und er wurde neben der dortigen Kirche beerdigt. Sein Epitaph aus rotem Sandstein befindet sich in der Krypta der evangelischen Kirche in Kleinich. Dort befindet sich auch das Grabmal seines Sohnes Georg Wilhelm. In der von ihm errichteten evangelischen Filialkirche von Hirschfeld erinnert eine Inschrift über dem Altarraum an den Humanisten. Der Platz vor der Kirche erhielt 2000 zu seinen Ehren den Namen "Pfarrer-Streccius-Kirchplatz".Die Inschrift auf der Grabplatte von Johann Nikolaus Streccius verweist auf seine Tätigkeit in Kleinich und Hirschfeld. Weil die Hirschfelder Pfarrstelle mit einem eigenen Geistlichen 1884 besetzt werden konnte, endete der Verbund. Hirschfeld wurde eine eigenständige Kirchengemeinde.Nach 123 Jahren, am 1. Januar, endet die Selbstständigkeit erneut. Die drei bisher pfarramtlich verbundenen Gemeinden Kleinich, Hirschfeld-Horbruch und Krummenau fusionieren zur evangelischen Christus-Kirchengemeinde Kleinich. Aus diesem Anlass wird am Samstag, 12. Januar, um 18 Uhr ein Festgottesdienst in Kleinich gefeiert.

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