Das Ende der Bequemlichkeit
Die Vorstellung, dass das Auto in ländlichen Gegenden das vorrangige Verkehrsmittel sein muss, ist überholt. Dieser Überzeugung ist der Trierer Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim. Bei der Regionaltagung im Hunsrückhaus wird er über die Zukunft der Mobilität referieren.
Erbeskopf. "Wie kommen wir und unsere Güter auch in Zukunft von A nach B?" So lautet der Titel des Vortrags, den der Trierer Verkehrswissenschaftler Heiner Monheim bei der Regionaltagung im Hunsrückhaus am 24. April halten wird. Bereits vorab hat er mit Redaktionsmitglied Annegret Schmitt über das Thema gesprochen.
Herr Monheim, wird sich in Sachen Mobilität in Zukunft viel verändern?
Monheim: Die Rahmenbedingungen ändern sich dramatisch. Transport wird immer teurer - in den kommenden Jahren wird es auch für Bundes-, Landes und Gemeindestraßen eine Maut geben. Sicherlich wird europaweit eine PKW-Maut eingeführt. Deutschland ist zurzeit noch in einer ausgesprochenen Bremser-Rolle. Unsere Nachbarländer sind da bereits weiter.
Welche Konsequenzen haben diese Veränderungen?
Monheim: Die alte Vorstellung, dass das Auto in ländlichen Gegenden Vorrang hat, muss ad acta gelegt werden. Das hat auch mit demografischem Wandel zu tun. Ältere Menschen fahren nicht mehr so häufig Auto und sind aufgeschmissen, wenn vor Ort die komplette Versorgung weggebrochen ist.
Werden öffentliche Verkehrsmittel an Bedeutung gewinnen?
Monheim: Ja. Die Menschen werden auch wieder mehr zu Fuß gehen und mit dem Rad fahren. Die Zeit der Bequemlichkeit, in der man auch für kurze Strecken das Auto genommen hat, ist vorüber.
Wie sieht es mit dem Güterverkehr aus?
Monheim: Der wird wieder mehr über die Schiene ablaufen. Es werden weitere Strecken reaktiviert werden. Beispielsweise die Hunsrückbahn wird zumindest von Osten her komplett realisiert. Für die Ruwertal-Strecke ist das leider nicht der Fall. Das ist ein Beispiel dafür, dass die Politik die Zeichen der Zeit noch nicht erkennt. Aber das wird sich ändern.
Und wie kommen Ihre Theorien in der Praxis an?
Monheim: In der Region ist es schwierig. 2002 bis 2004 habe ich eine Befragung von Bürgermeistern, Landräten, Bundes- und Landtagsabgeordneten zu diesem Thema durchgeführt. Das Ergebnis war nicht berauschend. Viele waren noch zu sehr auf Straßen und Autos fixiert. Mittlerweile gibt es hingegen positive Entwicklungen: beispielsweise die Moselstrecke, wo mit neuen Schienenfahrzeugen und neuen Haltepunkten gute Erfolge erzielt worden sind. Was in der Region noch fehlt, ist ein breiter Systemansatz, bei dem alle am gleichen Strang ziehen. Zur Person Professor Dr. Heiner Monheim, 63, ist an der Universität Trier im Fachbereich Geographie/Geowissenschaften - Raumentwicklung und Landesplanung tätig. Zuvor hat er 15 Jahre in der Bundesraumordnung und zehn Jahre im Landesverkehrsministerium Nordrhein-Westfalen gearbeitet, bevor er in die Verkehrsforschung gewechselt ist. (ags)