Dem Biber auf der Spur

Dhronecken · Eine Biber-Expertin hat die Bissspuren in Dhronecken untersucht. Ihr Resultat: In dem Hunsrückort ist tatsächlich eines der raren Nagetiere unterwegs. Ob sich das Tier dauerhaft ansiedelt, ist jedoch noch ungewiss.

Dhronecken. "Hier hat er angefangen zu knabbern!", ruft Stefanie Venske. Mit dicken Gummistiefeln stapft die Naturschützerin am Rand des Thalfanger Bachs entlang. An einer Pappel direkt an der Uferböschung hat sie eindeutige Spuren entdeckt: Der Baumstamm wurde bis tief unter die Rinde angenagt. "Typisch Biber!", sagt Venske.
Biber sind Venskes Leidenschaft. Die studierte Geografin beschäftigt sich seit Jahren mit den Tieren. Seit 2002 arbeitet sie im Naturerlebniszentrum Wappenschmiede im pfälzischen Fischbach. Dort leitet sie das rheinland-pfälzische Biberzentrum. Wenn es um Biber geht, dann ist Venske die erste Adresse.
Deshalb ist sie jetzt auch in Dhronecken unterwegs. Denn Anwohner haben im Winter merkwürdige Knabber-Spuren an Bäumen und Ästen entlang des Thalfanger Bachs und der kleinen Dhron gefunden. Ist etwa ein Biber zu Besuch in dem kleinen Hunsrückdorf? Venkse ist hier, um das zu überprüfen.
Und tatsächlich: Auch etwas weiter den kleinen Fluss hinunter stößt sie auf Biber-Spuren: Einmal hat das Tier junge Birkenstöcke abgefressen, dann ein ordentliches Stück Holz aus einem Baum gebissen. Die Frau ist begeistert. "In Rheinland-Pfalz gibt es nur 100 bis 120 wilde Biber", sagt sie. Da zählt jeder.Indiz für intakte Natur


Hinter Venske klettern Karl-Heinz Jochem und der Dhronecker Ortsbürgermeister Detlef Jochem den Bach entlang. Auch der Ortschef ist vom Biber-Virus infiziert. "Biber können Bäume mit bis zu 50 Zentimeter Durchmesser fällen", referierte er. Die Tiere würden sich nicht überall wohlfühlen. Die Biber-Präsenz sei deshalb ein Indiz dafür, dass man eine intakte Natur habe.
Der 76-jährige Karl-Heinz Jochem wohnt direkt am Thalfanger Bach und hat die Spuren als einer der Ersten entdeckt. Jetzt führt er die Tierexpertin zu seinen Funden. "Da drüben hat er ein paar Birkenbäumchen angefressen", sagt er und zeigt mit seinem Schirm in den Uferbewuchs. Stefanie Venske begutachtet die Zweige akribisch. "Ja, die sind tatsächlich vom Biber", sagt sie. Die Bissspuren seien aber nicht frisch, sondern aus dem vergangenen Winter.
Ist er etwa gar nicht mehr da, der Dhronecker Biber?
"Das kann man so nicht sagen", beschwichtigt Venske. Denn im Frühjahr und im Sommer sieht man die angeknabberten Stellen nicht so leicht. Und wenn alles blüht und gedeiht, fänden die Biber sowieso genug Grünzeug am Boden.
Besonders in Herbst und Winter machten sich die Tiere deshalb über große Bäume her. "Die Biber fällen sie, damit sie an die Rinde und die Nährstoffe in der Baumkrone kommen", erklärt Venske. Sie würden Birken, Weiden und Buchen mögen. Ihre absolute Leibspeise sei aber die Rinde der Pappel, erklärt Venske auf dem Rückweg von der Expedition.
Wenn im Herbst neue Spuren auftauchen, will sie wieder in Dhronecken vorbeischauen. Selbst dann sei aber noch nicht sicher, dass sich das Tier auf Dauer dort einrichtet. "Die erste Besiedlung ist schwer", sagt Venske. Und Biber haben kein Problem damit, Hunderte von Kilometern zu wandern, um ein geeignetes Revier zu finden.
Ortsbürgermeister Jochem hofft dennoch auf ein Wiedersehen im Herbst: "Der Biber ist uns herzlich willkommen."Extra

Ein Biber ist ein ganz besonderes Tier. Er hat lange Nagezähne - und mit denen nagt er so lange an großen Bäumen, bis die umfallen. Er frisst die Bäume nicht nur, er baut auch Dämme und Burgen mit dem Holz. Denn wenn sich das Wasser staut, siedeln sich bestimmte Pflanzen dort an, die der Biber mag. Mit viel Glück kann man Biber sogar beobachten. Sie sind besonders im Morgengrauen und in der Abenddämmerung aktiv. Falls ihr einen Biber seht, freuen sich die Naturschützer vom Biberzentrum, wenn ihr ihnen davon erzählt. Am besten schreibt ihr dann eine E-Mail an info@biber-rlp.de sen

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