"Der Krebs hat mir Zeit geschenkt"

Trier · Der 21. Trierer Hospiztag stand im Zeichen sehr persönlicher Erfahrungen.

Trier (red) "Dein Sterben - mein Sterben. Was bewegt?" Schon der Titel des 21. Trierer Hospiztages weist auf sehr persönliche Inhalte hin: Wie geht der Mensch mit seiner eigenen Sterblichkeit und dem Wissen darum um? Verschiedene Sichtweisen auf das Thema wurden vorgestellt. Aus der ganzen Region Trier, dem Saarland und Luxemburg kamen die 250 Teilnehmer ins Robert-Schuman-Haus, so viele, wie noch bei keinem der vorherigen Hospiztage.
Hildegard Eynöthen, Referentin Hospiz beim Diözesan-Caritasverband, begrüßte die Besucher, besonders die Altenpflegeschüler der Geschwister-Scholl-Schule Saarburg, die in ihrem zukünftigen Berufsleben mit diesem Thema konfrontiert sein werden.
Veranstalter der Hospiztage ist ein Verbund von Institutionen, die sich in der Versorgung und Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen engagieren.
Das Impulsreferat hielt Birgit Heller vom Institut für Religionswissenschaft der Universität Wien. Sie begann ihren Vortrag mit persönlichen Worten zu ihren eigenen Erfahrungen mit dem Tod.
"Der Tod ist der Anlass, sich mit dem Leben auseinanderzusetzen", so Heller. Die Professorin umriss das Bemühen der Menschen, dem Tod zu entrinnen oder ihn zu erklären. Für den Menschen bedinge "die Angst um sein Leben die Sehnsucht nach Unsterblichkeit."
Sehr private Einblicke in ihren Umgang mit einer Krebserkrankung gaben Stefanie Brech und Martin Schmitz. Beide werden von Carlita Metzdorf-Klos, Leiterin der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz, psychosozial begleitet. Es waren bewegende, traurige und auch lustige Beschreibungen von Betroffenen. "Der Krebs hat mir Zeit geschenkt, die ich vor ihm nie hatte", fasste Martin Schmitz seine Gedanken zusammen. Sein Blick auf das Leben habe sich durch die Krankheit verändert. "Sie hat mir bewusst gemacht, dass ich mir vorher durch Beruf und andere Aufgaben keine Zeit genommen habe, um zu reisen, Menschen zu treffen, zu leben."
Den Bilderzyklus eines Sterbenden - "Wo Worte nicht reichen" - stellte Renate Langenbach vor, Palliativmedizinerin am Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen. Ein Bäcker, der vor seiner Erkrankung noch nie einen Zeichenblock und Malstifte in der Hand hatte, gab seinen Gefühlen mit Bildern Gestalt. Deutlich wird in diesem Zyklus die seelische Entwicklung des Mannes bis kurz vor seinem Tod.
Die Motive, der Aufbau, die Farben verändern sich. Langenbach: "Jeder Betrachter, sei er auch noch so professionell, wird von der Tiefe der Darstellungen emotional erfasst. Es wird deutlich, dass der Mensch in der Begleitung immer ganzheitlich gesehen werden muss."
Musikalisch abgerundet wurde der Tag von Jian Cao (Klavier) und Eva Maria Amann (Gesang). Der 22. Trierer Hospiztag findet am 17. November 2018 statt.

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