Der Tod tanzt durch die Jahrhunderte

Prunkstück der Ausstellung ist eine etwa 80 Jahre alte Totenkutsche, die von Bestattungsunternehmer Jan Warnecke aus Bernkastel-Kues zur Verfügung gestellt wurde. Der Transport ins Obergeschoss des Museums stellte sich als eine knifflige Aufgabe heraus. Das historische Fahrzeug, in dem 10 000 Euro Restaurierungskosten stecken, musste in alle Einzelteile zerlegt und wieder zusammengesetzt werden.

 Eine knifflige Sache: Die wertvolle Totenkutsche musste, um ins Obergeschoss des Museums zu kommen, von Lothar Schneider, Karl-Heinz Bernardy, Peter Schmitt, Hubert Brück und Bernhard Gehrle (von links) in alle Einzelteile zerlegt und sorgfältig wieder zusammengesetzt werden. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Eine knifflige Sache: Die wertvolle Totenkutsche musste, um ins Obergeschoss des Museums zu kommen, von Lothar Schneider, Karl-Heinz Bernardy, Peter Schmitt, Hubert Brück und Bernhard Gehrle (von links) in alle Einzelteile zerlegt und sorgfältig wieder zusammengesetzt werden. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Weiperath. "Totenkutschen wurden notwendig, als Kirchhöfe von Friedhöfen abgelöst wurden und ein Sarg nicht mehr von Trägern über größere Strecken transportiert werden konnte", erklärt Museumsleiter Michael Pinter. Meist wurden die Toten jedoch auf einfachen, aber entsprechend geschmückten Pferdewagen gefahren.Wie kam es zu dieser Ausstellungsidee? Die Museumsmitarbeiterin im Leitungsteam, Annette Eiden-Schuh, ist Architektin und befasste sich während ihres Studiums mit Begräbnisriten und dem Friedhof als Ort der Kultur. Jetzt wird die kulturelle Entwicklung des Bestattungsortes "Kirchhof/ Friedhof" in dieser Ausstellung dargestellt.Das lateinische Wort "funus" beschreibt dabei am besten die Komplexität des Themas, denn es bedeutet nicht nur Tod und Leiche, sondern auch Bestattung und Leichenfeier. Mit dem "Totenvogel" ist das Käuzchen gemeint, das mit markanten Schreien um das Totenhaus fliegt.Das verbindende Element zum Holzmuseum ist der Schreiner, der früher nicht nur den Sarg zimmerte, sondern auch Bestatter war.Die Erinnerungen von acht betagten Zeitzeugen sind in einer Broschüre festgehalten, die zur Ausstellung veröffentlicht wird. Es sind faszinierende Berichte aus sieben Jahrzehnten. Wissenschaftlich begleitet wird die Ausstellung vom Amt für Rheinische Landeskunde. Dr. Alois Döring schrieb für die Broschüre selbst einen Aufsatz über den Totenkult im Rheinland.Die Ausstellung spannt auf 14 Infotafeln den Bogen aus der keltisch-römischen Zeit bis hin zu einem gewagten Blick in die Zukunft. Totentänze aus dem 14. und 15. Jahrhundert und von heute werden künstlerisch dargestellt."In den letzten Jahren hat das Bestattungswesen eine rasante Entwicklung genommen", sagt Museumsmann Pinter. Eine Verbrennung war Ende des 19. Jahrhunderts noch ausdrücklich vom Papst verboten worden. Heute gibt es nicht nur Rasengräber, anonyme Bestattung und den Friedwald, es gibt auch Särge in Sonderformen, und die Asche kann man sich zu einem Diamanten pressen lassen. So bleibt der Verstorbene für alle Ewigkeit in Form.Mehr Infos gibt es unter www.hunsruecker-holzmuseum.de oder www.weiperath.de. Die Ausstellung ist bis 31. März 2009 zu sehen.

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