Die Geburtsstunde der heutigen VG Thalfang

Thalfang · Bis Mitte 2012 hat die Verbandsgemeinde Thalfang am Erbeskopf Zeit, einen willigen Fusionspartner zu finden. In den von der Kommunalreform betroffenen Orten sorgt das seit Monaten für Diskussionen. Aus diesem Grunde wirft der TV in einer kleinen Serie einen Blick auf die Jahre 1969 bis 1972. Denn auch damals beendete eine Kommunalreform alte Strukturen.

Thalfang. Es ist wie ein Déjà vu, so als wäre das alles schon einmal da gewesen. Zahlreiche Bürger der Verbandsgemeinde (VG) Thalfang können sich heute noch gut an die "Gebietsreform" vor vier Jahrzehnten erinnern. Die Verwaltungsneugliederung der Jahre 1969 bis 1972 stärkte damals den Amtssitz Thalfang, zu dem bis dato 16 Dörfer gehörten.
Neben dem erst 1969 eingemeindeten Ortsteil Bäsch gehörten auch die Orte Berglicht, Burtscheid, Deuselbach, Dhronecken, Etgert, Gielert, Hilscheid, Immert, Lückenburg, Malborn mit Thiergarten, Neunkirchen, Rorodt, Schönberg, Talling und Thalfang zum damaligen gleichnamigen Amt.
Das in 113 Jahren entstandene kommunale Gebilde erhielt im Zuge der Reform beachtlichen Zuwachs. Aus dem damals aufgelösten Amt Klüsserath, der heutigen VG Schweich, wechselten die Orte Heidenburg, Breit und Büdlich nach Thalfang sowie Naurath nach Hermeskeil. Die VG Neumagen-Dhron musste im Gegenzug für den Zuwachs Trittenheim dafür Horath und Gräfendhron nach Thalfang abgeben. Und vom Amt Morbach wechselte der Gräfendhroner Nachbar Merschbach nach Thalfang.
Die umfassende Neuordnung ging nicht ohne Scharmützel über die Bühne, wie der damalige Thalfanger Amtsbürgermeister Walter Freis, der die Geschicke der Kommune von 1966 bis 1986 lenkte, festgehalten hat. In seinem "Verwaltungsbericht der Verbandsgemeinde Thalfang" berichtet er von "gewissen Unruhen", diversen Unterschriftenaktionen und nicht weniger als 14 eigens erlassenen Landesgesetzen. Die Neumagener Verwaltung erhob sogar eine Verfassungsklage. Schließlich hatten Horath und Gräfendhron rund 150 Jahre dazugehört.
Doch aller Widerstand blieb erfolglos. Denn die Sichtweise der Betroffenen oder gar deren emotionale Bindungen waren noch weniger von Belang als bei der nun bevorstehenden Kommunalreform. Welche Kommune mit welcher fusionierte, war vielmehr eine rein politische Entscheidung. Das Sagen hatte allein die Mainzer Landesregierung. In der Landeshauptstadt hegte man ursprünglich offensichtlich sogar Bestrebungen, das Amt Thalfang aufzulösen. Freis spricht in seinem Buch von "nicht wenig verbreiteten Meinungen" in diese Richtung. Außerdem bezeichnet er Klüsserath als "steuerstarkes Amt mit rund 8000 Einwohnern", Thalfang mit damals um die 4500 Bürger hingegen als "klein und finanzschwach".
Dass dennoch Klüsserath aufgelöst wurde, soll Zeitzeugen nach der damaligen Expansion der Hochwald Nahrungsmittel-Werke geschuldet gewesen sein. Der bedeutende regionale Arbeitgeber hatte kurz zuvor seine Aktivitäten um Schlachthof und Fleischverarbeitung erweitert und wenig später auch um Backwaren. Außerdem fusionierte das Werk 1969/70 - parallel zur Verwaltungsreform - mit benachbarten Molkereien in Morbach, Bitburg, Büchenbeuren, Irrel, Birkenfeld und Blankenrath.
Derart bedeutsame Veränderungen verlangten förmlich nach einem starken kommunalen Umfeld. Thalfang ohne Verwaltungssitz war daher offensichtlich nicht gewollt.
Zumindest scheint es nachvollziehbar, dass damit das "starke" Klüsserath, in dem es seit Ende des Trierer Kurstaates einen Verwaltungssitz gegeben hatte, zerschlagen wurde. Anfangs hatte die Moselgemeinde mit Trittenheim eine französische Bürgermeisterei gebildet. Mitte des 19. Jahrhunderts folgte die Verlegung der Bürgermeistereien Trittenheim und Leiwen nach Klüsserath, das ab 1934 formeller Amtssitz war.

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