Die Geschichte in Fotos bewahren

SCHÖNBERG. Geschichte für die nachfolgenden Generationen zu bewahren ist das Anliegen von Reinhold Anton. Der ehemalige Lehrer hält seit 1955 auf Fotos Ort und Menschen von Schönberg fest, sammelt ganz alte Fotos und schreibt Chroniken. Jetzt hat er die dritte Foto- CD herausgebracht.

"Schönberg - ein Hunsrückdorf im Wandel", lautete der Titel der Ausstellung im Jugendheim, wo Reinhold Anton auf Fotos über 100 Jahre Dorfentwicklung zeigte. Scharenweise kamen die Dorfbewohner ins Jugendheim, um sich selbst auf den historischen Fotos zu entdecken und in Erinnerungen zu schwelgen. "Viele Dinge, die heute für jeden von uns selbstverständlich sind, gab es vor 50 Jahren noch nicht", erinnerte Anton in seiner Begrüßung und belegt dies mit der Landwirtschaft, die vor 50 Jahren noch von fast allen Dorfbewohnern und heute nur noch von drei Höfen betrieben wird. "Wenn Ernte war, mussten 20 Hände zwei Wochen lang schufften, was heute ein Mähdrescher mit einer Person in wenigen Stunden schafft", so sein Vergleich.Das Interesse der Jungen wecken

Das Interesse der jungen Generation an einer lebendigen Vergangenheit will Anton erhalten. Dafür nutzt er selbst moderne Technik. Die 441 Bilder sind alle eingescannt, digital bearbeitet und auf CD gebrannt. Eigens für die Vorführung bei der Ausstellungseröffnung gab's eine Sonderanfertigung, die per Beamer projiziert wurde. Aber das ist nicht das eigentliche Erlebnis. Sich selbst und "seine Leute" auf den alten Fotos zu entdecken, ist einfach spannend. Da fallen einem spontan viele alte Geschichten ein. So erging es auch Waltraud Trösch. Die heute 46-jährige Krankenschwester fand sich als Siebenjährige auf einem Bild bei einem Schulausflug im Jahre 1965 wieder, das damals Lehrer Anton geschossen hatte. Und schon sprudelt es aus ihr heraus: "Wir waren damals 32 Kinder in acht Klassen in einem Raum, die alle von Lehrer Anton unterrichtet wurden." Die Kleinsten seien immer etwas später gekommen, erinnert sich Waltraud Trösch. Sie weiß auch noch, dass die Älteren die Kleineren unterrichten mussten, während Lehrer Anton mit den ganz Großen etwas anderes durchnahm. Heute unvorstellbar, aber es hat funktioniert. Das historische Schwarzweißfoto zeigt die Kinder auf dem Tullenfels, von dem man einen schönen Blick auf das kleine Dhrontal hat. Wanderungen und auch Fahrten seien immer eine tolle Sache gewesen, weiß Waltraud Trösch. Und so ging es den meisten Besuchern. Die Fotodokumente hatte Reinhold Anton bei Hausbesuchen im ganzen Dorf gesucht - eine echte Fleißarbeit. Der Wandel der Zeit konnte so konserviert werden. Das gilt auch für die kleinen Kunstwerke seiner Schüler, die in vielen Jahren im Unterricht entstanden sind und vielleicht für immer verschwunden wären, hätte sie der Lehrer nicht reproduziert. Die neue Foto-CD von Reinhold Anton ist ab sofort über die Tourist-Information in Thalfang erhältlich.

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