Dorfserie Bauen, leben und sich wohlfühlen

Etgert/Rorodt/Deuselbach · Die Ortsbürgermeister von Etgert, Rorodt und Deuselbach erläutern in einer TV-Umfrage, inwieweit Windräder ihnen finanziell weiterhelfen können.

 Die Dorfscheune in Rorodt war im März 2009 noch in Bau. Bis heute machen  sich die Kosten dafür im Etat bemerkbar.

Die Dorfscheune in Rorodt war im März 2009 noch in Bau. Bis heute machen  sich die Kosten dafür im Etat bemerkbar.

Foto: TV/Herbert Thormeyer

In Etgert pflegt man Traditionen. „Unser Gertrudentag am 17. März wird immer groß gefeiert“, sagt Ortsbürgermeister Manfred Schmidt, wenn er nach einem herausragenden Ereignis des vergangenen Jahres gefragt wird. 2018 soll die Sanierung des Daches am Gemeindehaus angepackt werden. Dafür werden 20 000 Euro in den Haushalt gestellt. Bei Schule und den Kitas fährt man mit dem Zweckverband der zwölf Gemeinden gut. „Wir hoffen, so auch einen Anteil an der künftigen Windkraft abzubekommen“, blickt Schmidt voraus. Was nur wenige seiner Kollegen von ihrem Dorf behaupten können: „Etgert ist schuldenfrei.“

Fusionieren müsse man eigentlich  nicht, habe sich aber im Zuge der Gebietsreform für Morbach entschieden. Für den Ortschef hat der Zusammenschluss  auch Symbolwirkung: „Wie sollen wir uns denn in Europa einigen, wenn wir das nicht auf der kleinsten, kommunalen Ebene schaffen?“ Das Dorf an sich bleibe doch, wie es ist. Manfred Schmidt hofft, dass die Umsetzung 2018 abgeschlossen wird: „Bislang wurde viel geregelt und wenig geschafft.“ Attraktiv ist das Dorf für junge Familien. Denn wer sich für einen der noch drei vorhandenen Bauplätze entscheidet, bekommt in Etgert einen Euro pro Kind und Quadratmeter geschenkt. Die Parzellen haben eine Fläche von je 800 Quadratmetern.
Auch in Rorodt, mit 48 Einwohnern das kleinste Dorf der VG  Thalfang, ist die Kultur der Freundschaft wichtig. Ortsbürgermeister Hermann Klein freut sich: „Wir haben zum 35. Mal das Deuselbach-Rorodter Treffen gefeiert.“ 2018 ist der Nachbarort wieder an der Reihe. Gefragt nach Investitionen wird die Freude des Ortschefs schnell ausgebremst: „Wir haben ja kein Geld, uns sind die Hände gebunden.“ Die Dorfscheune mit Glockenturm wurde 2009 saniert. Bis heute drücken deswegen immer noch 160 000 Euro auf den Haushalt. Doch Klein sieht das pragmatisch: „Wer ein Haus baut, hat ja oft als Einzelner schon mehr Schulden.“ Ein Solidarfonds für Windkraft im Zweckverband der zwölf Gemeinden könne den Haushalt wahrscheinlich auch nicht retten. Bei der Kommunalreform will auch Rorodt nach Morbach. „Mal sehen, ob dann Mehreinnahmen bei uns ankommen“, hofft Hermann Klein.

In Deuselbach wurde und wird gebaut. „Die beiden Kreisstraßen, die in den Ort führen, werden saniert“, nennt Ortsbürgermeister Klaus Hölzemer das größte Projekt, das sich auch ins neue Jahr hineinzieht. Die Bürger müssen sich allerdings an den Bürgersteigen und den neuen LED-Lampen beteiligen. „Dadurch wird ja auch das ganze Dorf aufgewertet“, findet der Ortschef.

Im neuen Jahr stehen neue Möbel für das Haus des Gastes mit rund 22 000 Euro auf dem Plan. Stolz ist Hölzemer auf die Dorfchronik von Reinhold Anton plus einer Foto-CD. Beides ist bei ihm zu beziehen. Deuselbach verjüngt sich  gerade. Acht Flächen gibt es im Baugebiet Auf dem Acker. Drei Familien bauen, ein Haus wird geplant. „Wir werden über 300 Bewohner kommen und das Durchschnittsalter senken“, freut sich Hölzemer. Der Wunsch nach drei Windrädern konnte nicht erfüllt werden. Auch für Deuselbach gilt die Hoffnung auf einen Anteil, der über den Zweckverband geregelt wird. Das Dorf kann vermutlich einen ausgeglichenen Haushalt verabschieden. Bei der Gebiets- und Verwaltungsreform hat sich die Dorfbevölkerung für Morbach entschieden. „Hermeskeil passt nicht zu uns“, findet Klaus Hölzemer.

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